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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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wiederentdeckte Leidenschaft ihn magisch hinzog.
    Der Blick des Piloten war in den Himmel gerichtet …
    Gleb fühlte sich pudelwohl im Cockpit. Während des Flugs hatte er sich auf dem Kopilotensitz eingenistet und gab sich unheimlich Mühe, Migalytsch bei der Navigation zu helfen. Manchmal durfte er sogar bei der Steuerung des Ekranoplans assistieren. Der Alte freute sich, dass er seine Begeisterung für das Fliegen mit jemandem teilen konnte, und brachte dem Jungen die wichtigsten Grundlagen bei. Gleb sog das unschätzbare Wissen begierig auf. Er empfand eine beinahe religiöse Ehrfurcht vor dem geflügelten Giganten, dessen schwereloser Gleitflug über das Wasser in seinen Augen an ein Wunder grenzte.
    »Gleb, komm mal!«
    Der Junge zog eine Schnute wie ein kleiner Bub, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat, und blickte Migalytsch hoffnungsvoll an. Doch der zuckte nur mit den Achseln und deutete zur Cockpittür.
    »Na geh schon. Dein Vater ruft dich.«
    Gleb warf noch einen bedauernden Blick auf das Steuerhorn und kletterte vom Sitz. Diesen nahm umgehend Aurora in Beschlag, wobei sie ihrem Freund neckisch die Zunge herausstreckte.
    »Ja nichts anfassen«, oberlehrerte der entthronte Kopilot, was der Alte und das Mädchen mit prustendem Gelächter quittierten.
    Seufzend ging der Junge zur Tür hinaus.
    »Gle-eb!«, rief Taran erneut.
    »Ich komme ja schon, Pa!«
    Der Stalker fuhrwerkte hinter einem Stapel leerer Kanister herum. Zusammen mit Gennadi räumte er den Zugang zu den vollen Behältern frei, um beim nächsten Nachtanken keine Zeit zu verlieren.
    »Wann hast du zum letzten Mal was gegessen?«
    Taran sah seinen Sohn vorwurfsvoll an: vorstehende Backenknochen, eingefallene Wangen, Ringe unter den Augen … Dem Stalker gab es einen Stich. Er hätte sich besser um den Jungen kümmern müssen. Kleinlaut reichte er ihm eine Schüssel mit einem Stück Pökelfleisch und einer Handvoll getrockneter Pilze, dazu die Feldflasche.
    »Iss!«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Unsinn. Iss, hab ich gesagt!«
    Schmollend biss Gleb ein Stück von dem zähen Fleisch ab. Erst beim Kauen bemerkte er, dass er tatsächlich einen Bärenhunger hatte.
    »Genau das ist es, was ich dir schon die ganze Zeit vorhalte«, sagte Taran, als er sah, mit welchem Appetit sein Stiefsohn auf einmal aß. »Du widersprichst mir immer aus Prinzip!«
    »Wieso aus Prinzip?« Der Junge reckte trotzig die Nase in die Luft. »Und der Fußgänger? Und der Oberst? Und der Hinterhalt in der Senke? War das etwa auch nur aus Prinzip? Ich hatte doch immer recht!«
    Der Deckel der Feldflasche klapperte an der Kette. Gleb nahm einen großen Schluck Wasser und schaute seinen Vater erwartungsvoll an. Dann senkte er den Kopf.
    »Du brauchst gar nichts zu sagen. Ein vernünftiges Gespräch kommt dabei sowieso nicht heraus …«
    »Ich lege mich ein Stündchen hin«, verkündete Dym, wischte sich die schmutzigen Hände an der Hose ab und schlenderte davon. »Von eurem Gezänk bekomme ich immer Sodbrennen.«
    Taran schaute dem grünhäutigen Riesen hinterher, setzte sich an der Wand auf den Boden und streckte die müden Beine aus. Das monotone Rumoren der Triebwerke und das Vibrieren des Bodens hatten eine einschläfernde, ja beinahe paralysierende Wirkung.
    Das betretene Schweigen zog sich hin. Noch ein bisschen länger, dann war auch diese Chance vertan. So wie viele Male zuvor, wenn Vater und Sohn ihres Weges gingen und bei beiden etwas Unausgesprochenes zurückblieb, das auf der Seele lastete. Kränkung und Unverständnis schlugen früher oder später in Gleichgültigkeit um, und dann genügte ein einziger eisiger Blick, um jenes mühsam aufgebaute Gefühl der Zusammengehörigkeit auszulöschen, das immer noch ein zartes, schutzbedürftiges Pflänzchen war.
    Der Stalker konnte fast körperlich spüren, wie zwischen ihm und seinem Sohn eine Mauer der Entfremdung entstand, die mit jeder Sekunde um ein paar Ziegelsteine wuchs. Nur um diesen furchtbaren Prozess aufzuhalten, begann er leise und stockend zu sprechen.
    »Du weißt ja, ich bin kein großer Redner … Wenn ich mich unglücklich ausdrücke, sieh es mir nach …« Taran hielt für einen Augenblick inne, riss am Kragen seines Hemds und schnappte nach Luft. Es war auf einmal schwül und stickig im Raum. »Ich bin mein ganzes Leben allein gewesen. Und dann bist auf einmal du aufgetaucht … Ich dachte, ich bringe dir das Einmaleins des Überlebens bei und fertig. Ich hatte doch keine Ahnung, was

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