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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Müdigkeit, schwang sich von der Bank und stürmte ins Cockpit. Dort standen der Pilot und Taran über die Karten gebeugt und spähten angestrengt nach vorn. Der Uferstreifen war überraschenderweise von der linken auf die rechte Seite hinübergewandert.
    »Haben wir umgedreht, oder wie?«, erkundigte sich Gleb verblüfft.
    »Nein, wir sind in die Amurbucht eingefahren«, zerstreute Migalytsch die Bedenken des Jungen. »Jetzt müssen wir noch an der Insel Russki vorbei, und dann sind wir da.«
    So sehr sich der Pilot auch mühte, normal zu sprechen, seine Aufregung konnte er nicht verbergen. Der Ekranoplan glitt langsam durch die sanften Wellen, als aus dem Nebelschleier die ersten Silhouetten der Stadt auftauchten: mehrgeschossige Häuser, stählerne Schiffsgiganten, die chaotisch verstreut auf dem Wasser trieben, die Skelette der riesigen Brücken über das Goldene Horn und den Östlichen Bosporus, deren Pylone schier endlos in den wolkenverhangenen Himmel ragten.
    »Eine Festungsstadt … ein Vorposten im Stillen Ozean …«, schwärmte Migalytsch. »Ursprünglich war sie nämlich als Marinestützpunkt geplant. Forts, Artilleriebatterien, Gefechtsstände, Feuerpunkte – hier wurde so aufgerüstet, dass sich in der ganzen Geschichte kein Feind in die Nähe getraut hat!«
    Quälend lang war die Stadt nur schemenhaft zu erkennen. Sie hatte es nicht eilig, den Gästen ihre Geheimnisse zu offenbaren. Erst als die Morgendämmerung durch ein paar Wolkenlücken drang, konnte man deutlich sehen, dass ein gutes Drittel der von der salzigen Meeresbrise zerfressenen Gebäude nicht auf festem Boden stand, sondern wie Teichbinsen aus dem Wasser ragte.
    Das »Kaspische Monster« manövrierte zwischen Bergen von Müll hindurch, der sich zu schwimmenden Inseln zusammengeballt hatte, und näherte sich allmählich den Ufervierteln. Den staunenden Blicken der Abenteurer eröffneten sich immer neue Details der Tragödie, die sich hier vor gut zwei Jahrzehnten zugetragen hatte.
    Eine unsichtbare Kraft hatte Fensterrahmen und Dächer von den Stahlbetongerüsten der Häuser gezerrt und Portalkräne ins Meer gerissen, deren rostige Ausleger nun in abenteuerlichen Winkeln über dem Wasser hingen – als stumme Erinnerung an den versunkenen Hafen.
    Ein völlig absurdes und surrealistisches Bild gab ein Schiffswrack ab, das mitten im Wohngebiet auf dem Dach eines mehrstöckigen Gebäudes hing. Was für mörderische Kräfte mussten hier gewütet haben, um so etwas zu Werke zu bringen? Durch die verheerende Explosion war ein Teil der Geschossdecken abgesackt, und das Gebäude selbst hatte sich gefährlich zur Seite geneigt. Doch wie durch ein Wunder trug es immer noch das tonnenschwere Wrack auf seinem rissigen Buckel.
    »Und das soll Wladiwostok sein?«, fragte der Junge schockiert.
    Diese völlig zerstörte Stadt, ein einziges Chaos aus Schutthalden und vereisten Betontrümmern, hatte nichts, aber auch gar nichts mit der Idylle auf dem Foto zu tun, die Gleb im Gedächtnis trug. Der von Scheinwerfern beleuchtete Hafen, die schmucke Uferstraße, das behagliche Licht aus unzähligen Fenstern – dieses sorgsam gehütete Bild von der fernöstlichen Stadt würde für immer ein naiver Kindertraum bleiben, so bitter es auch war, sich das einzugestehen …
    Gleb warf noch einen letzten Blick auf das abgegriffene Foto, dann hielt er es aus dem Fenster und ließ los. Der launische Wind nahm es bereitwillig auf, wirbelte es hoch und trug es immer weiter fort, bis das Stück Papier schließlich vor dem Hintergrund der Hügel und Berge verschwand, die sich allmählich aus der Dunkelheit schälten.
    Die Hoffnung, auf Überlebende zu treffen, war mit einem Schlag geplatzt. Zusammen mit dieser Hoffnung hatte sich fast unbemerkt auch der Glaube an die Existenz des sagenhaften Alpheios-Projekts verflüchtigt und damit die wichtigste Motivation, aus der die Abenteurer bislang ihre Kraft geschöpft hatten.
    »Anscheinend wurde die Stadt von einer Flutwelle überrollt«, sagte Migalytsch resigniert.
    »Gibt es denn so große Wellen überhaupt?«, erwiderte Aurora skeptisch. »Orkane zum Beispiel können verheerende Schäden anrichten, aber in einem solchen Ausmaß …?«
    »Bestimmt ist eine Atombombe im Meer explodiert. Und Erdstöße hat es anscheinend auch gegeben. Da hätte auch die ganze Halbinsel absaufen können!«
    »Oje«, seufzte Dym. »Dann hätten wir die Stadt lange suchen können.«
    »Aber was bringt es, dass wir sie gefunden haben?« Die Finger

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