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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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des Alten waren weiß geworden, so krampfhaft klammerte er sich ans Steuerhorn. »Wie geht es jetzt weiter? Was sollen wir tun, Kommandeur?«
    Taran betrachtete versonnen die Ruinen der Stadt, dann drehte er sich wortlos um und ging in den Laderaum. Unter den staunenden Blicken der Besatzung begann der Stalker, leere Fässer herumzurollen und Seilstücke auf dem Boden auszulegen. Als er die Verwunderung der anderen bemerkte, lächelte er – zum ersten Mal seit Ewigkeiten. In den Herzen der am Boden zerstörten Abenteurer keimte neue Hoffnung auf.
    »Was steht ihr noch herum? Helft mit! Wir bauen ein Floß. Wir haben doch nicht den weiten Weg hierher gemacht, nur um jetzt das Handtuch zu werfen?«
    Gleb fühlte sich extrem unwohl auf dem schwankenden, notdürftig zusammengeschusterten Schwimmuntersatz. Nur wenige Meter entfernt schimmerten längliche schwarzblaue Schatten im schlammigen Wasser. Fische? Oder doch nur ein Lichtspiel der Taschenlampen, mit denen die Kundschafter in die Umgebung leuchteten?
    Das Floß geriet jedes Mal heftig ins Schaukeln, wenn Gennadi mit einer Eisenstange Treibholz und Eisschollen beiseiteräumte. Dem Jungen war mulmig zumute. Er entfernte sich vom Rand der Plattform und suchte die Nähe seines Vaters.
    Glitschige, von Feuchtigkeit zerfressene Betonruinen, deren Fensterrahmen wie leere Augenhöhlen glotzten … Eiszapfengirlanden an Stromleitungen, die auf wundersame Weise unversehrt geblieben waren … Verfallene, reifbedeckte Fassaden, an denen noch Reste von Farbe hafteten … Das Ambiente animierte nicht gerade zur Gesprächigkeit. Es war auch niemand da, der mit ein paar Geschichten aus der ruhmreichen Vergangenheit Wladiwostoks die Stimmung hätte aufheitern können. Wie gewohnt waren Migalytsch und Aurora zurückgeblieben, um das Transportmittel der Expedition zu bewachen.
    Ursprünglich hatten die Kundschafter geplant, sich im nicht überschwemmten Teil der Stadt umzusehen, doch so weit kamen sie erst gar nicht. Irgendetwas gefiel Taran nicht an dem Stahlbetonlabyrinth des Uferviertels. Schon nach wenigen Minuten mühseligen Ruderns machten sie das Floß an den Ruinen eines Einkaufszentrums oder Verwaltungsgebäudes fest, das mit seinen halb zerfallenen, frei liegenden Geschossdecken aussah wie eine angeschnittene Stockwerktorte.
    Der Stalker blieb mit angelegtem Gewehr an einem Fensterrahmen stehen und wischte mit einer gewohnten Handbewegung über die Scheibe seiner Gasmaske, obwohl sie gar nicht staubig war.
    »Und, ist da was?«, flüsterte Dym, der in kurzem Abstand folgte. »Siehst du jemanden?«
    Gleb konnte aus seiner Position nichts Außergewöhnliches sehen. Die überflutete Straße und ein paar kleine Wellen, die über die Wasseroberfläche liefen.
    Wellen? Woher? Aha, dort hatte sich eine Eisscholle bewegt. Und dahinter gleich noch eine … Kurz darauf sahen alle drei den aus dem Wasser ragenden, meterbreiten Kopf des Meeresreptils. Dem Kopf folgte ein schlanker Rumpf, der sich träge dahinschlängelte und in den ersten Sonnenstrahlen ölig glänzte. Das Vieh wollte überhaupt kein Ende nehmen: eine riesige Schlange, die sich erstaunlich anmutig und trügerisch langsam bewegte.
    Von ihren ausgestorbenen Vorfahren unterschied sich die Bestie allerdings nicht nur durch die schiere Größe. Vom Kopf bis zum Schwanz trug sie kräftige Stacheln am Rücken, die mit hauchdünnen Schwimmhäuten verbunden waren und eine Art Flosse formten. Am Kopfende standen fransige, rötliche Fühler ab, die bedrohlich hin und her pendelten und ziemlich eklig aussahen.
    Der Mutant hob den abgeplatteten Kopf aus dem Wasser und verharrte züngelnd in der Mitte der Straße. Hatte er im Betondschungel der verlassenen Stadt Beute gewittert?
    »Ein ganz schöner Eumel«, kommentierte Dym. »Gut, dass wir das Monster nicht schon vorhin getroffen haben, als wir noch auf dem Floß herumgeeiert sind!« Dym rollte mit den mächtigen Schultern. »Sollen wir es nicht lieber abknallen, sicherheitshalber?«
    »Pst, Gena!«, zischte Taran. »Es ist nicht die Schlange, vor der wir uns hier verstecken.«
    Als sein Freund ihn fragend anschaute, deutete der Stalker mit dem Kopf auf das Nachbargebäude. Erst jetzt bemerkten Dym und Gleb die Gestalt, die sich dort hinter einen Betonvorsprung drückte. Ein Mensch – hätte man im ersten Moment meinen wollen. Doch die graue, silbrig schimmernde Haut, beulenartige Auswüchse am Kopf, und die Tatsache, dass er absolut nichts am Leibe trug, außer einer Art

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