Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
fragte Gennadi misstrauisch.
»Warte, Dym, misch dich nicht ein.«
Der Stalker folgte der einladenden Geste des Tritonen, beugte sich zum Kadaver der Schlange herab und griff an seinen Gürtel.
»Mist, mein Messer habe ich ja dem Divisionskommandeur geschenkt …«
Dym reichte dem Kommandeur ein schweres Jagdmesser. Als der Gigant näher kam, sprangen die Tritonen erschrocken zur Seite, aber sie beruhigten sich schnell wieder, als sie begriffen, dass keine Gefahr von ihm ausging. Taran nahm Maß und hackte mit gezielten Schlägen ein großes Stück Glibberfleisch aus dem Kadaver.
»Und was willst du mit dem Hundefutter?« Gennadi verzog den zahnlückigen Mund, als würde er in eine Zitrone beißen. »Willst du es fressen zum Zeichen der Völkerfreundschaft?«
»Schnauze jetzt!«, zischte Taran. »Ich füttere dich persönlich damit, wenn du die Klappe nicht hältst.«
Der Stalker nickte dem Unterhändler aufmunternd zu, zog sich demonstrativ zu den Seinen zurück und legte das Beutestück säuberlich auf eine Treppenstufe. Die inzwischen völlig arglosen Tritonen verloren vorübergehend das Interesse an den Fremden und machten sich daran, den Kadaver des Meerungeheuers zu zerteilen und das Fleisch in ihre großen Körbe zu stopfen, die sie wie der Gerettete am Rücken trugen.
Einer der Kiemenmenschen näherte sich vorsichtig dem Trio und befühlte neugierig Glebs Rucksack. Dann nahm er seinen Korb vom Rücken und reichte ihn dem Jungen.
»Die Dinger flechten sie wahrscheinlich aus Seetang«, mutmaßte der Stalker und wandte sich seinem Sohn zu. »Worauf wartest du? Räum deinen Rucksack aus und gib ihn dem Mann. Der Ärmste hüpft schon ganz ungeduldig auf der Stelle herum.«
»Was soll ich denn mit der löchrigen Bastelarbeit?«, fragte Gleb, während er ratlos den Korb beäugte.
»Nimm deinen Rucksack ab, hab ich gesagt. Wenn wir zurück sind, geb ich dir meinen.« Taran lächelte dem Tritonen verlegen zu, schaute wieder zu Gleb und schnitt eine drohende Grimasse. »Wir müssen Kontakt knüpfen. Vielleicht wissen die was und können uns bei der Suche helfen.«
»Die? Uns helfen?« Dym warf einen skeptischen Blick auf die merkwürdigen Geschöpfe, die sich blubbernd unterhielten.
»Wieso nicht? Das sind doch ganz friedliche Jungs. Und benehmen sich auch völlig zivilisiert.«
»Zivilisiert? Findest du es zivilisiert, ohne Hose rumzulaufen?« Gennadi machte einen Satz zur Seite, als ein anderer neugieriger Tritone mit seinem langen Finger auf das NSW tippte. »Vielleicht sollten wir lieber nach anderen Überlebenden suchen – nach welchen ohne Kiemen?«
»Siehst du hier irgendwelche anderen?« Der Stalker angelte eine Dose Sprotten aus seinem Rucksack, die er extra für feierliche Anlässe aufgehoben hatte. »Ich nicht. Also werden wir mit diesen hier verhandeln.«
Kopfschüttelnd schaute Dym dabei zu, wie sein Freund die Tauschwaren auf den Stufen auslegte. Dann winkte er ab und setzte sich zu Gleb auf eine Betonplatte in der Nähe. Eine Zeit lang verfolgte er schweigend, wie die Tritonen die »Auslage« begutachteten, doch einen bissigen Kommentar konnte er sich dann doch nicht verkneifen.
»Vielleicht sollte der Herr Verhandlungsführer die Unterhose ausziehen, um bei den Tritonen gut Wetter zu machen …«
Die Kundschafter atmeten erleichtert auf, als die Ruinen der Stadt ein gutes Stück hinter ihnen lagen und das Floß, kräftig angeschoben von den neuen Verbündeten, offenes Wasser erreichte. Das »Kaspische Monster« lag immer noch an derselben Stelle auf dem Wasser, wo sie es zurückgelassen hatten.
Als Migalytsch die Prozession erblickte, signalisierte er mit einem Lichtzeichen aus dem Cockpit, dass die Rückkehrer an Bord gehen konnten. Die Tritonen blieben diskret draußen, damit sich die merkwürdigen Ankömmlinge in Ruhe beraten konnten.
»Schräge Geschichte …«, resümierte der Alte, nachdem man ihm von der Jagd auf die Monsterschlange berichtet hatte. »Dann sind diese Gestalten also so etwas wie die hiesigen Stalker und holen allen möglichen nützlichen Krempel aus der Stadt. Aber von überlebenden Menschen haben sie keinen Schimmer, oder?«
»Vielleicht wissen sie auch was – aber man versteht ja ihr komisches Geblubber nicht.«
Taran schaute durchs Bullauge. Die grauhäutigen Halbmenschen hatten es sich auf der Tragfläche gemütlich gemacht und beschäftigten sich mit ihren Trophäen, die sie in den Ruinen erbeutet hatten: Messer, Drahtrollen, von Möbeln gerissene
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