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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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geflochtenem Rucksack, ließen ernsthafte Zweifel daran aufkommen.
    Als der Nackte sich ein Stück von der Wand entfernte, wurde im Licht der aufgehenden Sonne sichtbar, dass er ziemlich normale Arme und Beine hatte. Nur die übergroßen Füße wirkten eher wie Flossen, und seine schmale Wespentaille stand in keinem Verhältnis zum mächtigen Brustkorb mit den langen Armen. Der Typ hatte die Figur eines geborenen Schwimmers.
    Zur Überraschung der Abenteurer drehte sich der grauhäutige Mensch ruckartig um, als hätte er die Fremdlinge bemerkt. Sein Manöver kam so unverhofft, dass Dym nicht rechtzeitig in Deckung ging und dem Nackten plötzlich in die Augen schaute. Dieser reagierte auf das Auftauchen des grünhäutigen Riesen mit einem erschrockenen Aufschrei, der sich eher wie ein kehliges Gurgeln anhörte.
    Die Schlange begann heftiger zu züngeln. Jetzt hatte sie die Quelle des verlockenden Dufts identifiziert und schwamm langsam auf ihr Opfer zu. Ihre nassen Schuppen glitzerten in der Morgensonne. Am Gebäude angekommen, tauchte die Schlange aus dem Wasser, erklomm behände die Stufen eines Treppenaufgangs und rollte sich auf dem nassen Beton zusammen. Mit pendelnden Bewegungen des Vorderkörpers bereitete das Reptil sich auf den Angriff vor.
    Der Grauhäutige versteckte sich nicht länger, sondern lavierte rückwärtsgehend zwischen Trümmern und aus dem Schnee ragenden Stahlbetonstäben hindurch. In der Hand hielt er einen Speer mit einer knöchernen Spitze. Man sah auf den ersten Blick, dass ihm die primitive Waffe im Kampf gegen das riesige Meerungeheuer nichts nützen würde. Retten konnten den Ärmsten nur noch eine rasche Flucht und die Langsamkeit der Schlange, die außerhalb ihres eigentlichen Elements ziemlich unbeholfen wirkte.
    Plötzlich schnappte das Monster zu und zermalmte den Speer zwischen seinen kräftigen Kiefern. Nachdem der Nackte seine einzige Waffe verloren hatte, nahm er Reißaus vor dem fauchenden Reptil, stolperte im ungünstigsten Moment über ein verrostetes Fahrrad und fiel der Länge nach auf den Beton. Mit gierig geöffnetem Maul schob sich die Schlange heran. Ihr dicker Schwanz schlug ungeduldig auf und ab und zertrümmerte ein paar marode Treppenstufen.
    Wer weiß, wie der Kampf der beiden Bewohner der neuen Welt geendet hätte, wenn nicht plötzlich aus dem Hinterhalt geschossen worden wäre. Die Schüsse der Bison, das abgehackte Gebell der Kalaschnikow und das gleichmäßige Geknatter des NSW vermischten sich zu einem ohrenbetäubenden Stakkato. Die Monsterschlange verwand sich zu einem abenteuerlichen Knoten, bäumte sich auf, schabte mit dem rauen, schuppigen Bauch über die Wand und fiel dann in sich zusammen wie ein geplatzter Reifenschlauch.
    Aus dem Kopf der Bestie, der an mehreren Stellen durchschossen war, suppte dickes schwarzes Blut und floss den Treppenaufgang hinunter. Der Gerettete schaute sich konsterniert um. Der höllische Lärm der Schusswaffen hatte ihn völlig verängstigt. Von den Dächern, Balkonen und direkt aus dem trüben Wasser eilten Artgenossen des rätselhaften Halbmenschen zum Ort des Geschehens – allesamt breitschultrig, hochgewachsen, mit zwei Schlitzen anstelle der Nase und rosa Kiemenfalten an den Wangen.
    »Ich kapier’s nicht, sind das nun Menschen oder nicht?«, rätselte Dym, der die Mutanten fasziniert betrachtete. »Irgendwie haben sie doch große Ähnlichkeit mit Fischen.«
    »Den Kiemen nach zu schließen, sind es Amphibien«, befand Taran, schob das Sturmgewehr auf den Rücken und hob demonstrativ die leeren Hände.
    »Amphibien? Was heißt das?«
    »Das heißt, dass sie sowohl an Land als auch im Wasser leben können«, dozierte Gleb, der sich an ein lehrreiches Gespräch mit Aurora erinnerte. »Wie Molche.«
    »Hm … Nennen wir sie doch einfach Tritonen«, schlug der Stalker schmunzelnd vor. »Das sind fischschwänzige Figuren aus der Mythologie, die ihren Namen einem griechischen Meeresgott verdanken.«
    »Einem was?«, fragte Gennadi verblüfft.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber«, winkte Taran ab. »Und pack deine Waffe noch nicht wieder ein. Wer weiß, wie das hier noch weitergeht …«
    Die Einheimischen reagierten zwar mit gesundem Argwohn, aber keineswegs feindselig auf das Auftauchen der Fremden. Vor allem schienen sie ziemlich neugierig zu sein. Als Erster wurde der Gerettete bei dem seltsamen Trio vorstellig, grüßte mit einer Serie blubbernder Laute und deutete auf das erlegte Monster.
    »Was will er?«,

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