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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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vorgestellt – deutete darauf hin, dass er einmal Soldat gewesen war: das glatt rasierte Kinn, der frische Kragenspiegel, der in seiner Tarnjacke eingeknöpft war, und der kurze Igelschnitt. Auf seinem vom Teegenuss geröteten Gesicht spielte ein Genießerlächeln.
    »Riecht wie Tütensuppe, schmeckt aber – ich weiß gar nicht, wie ich sagen soll … sehr erfrischend!«
    Der Besucher stellte den leeren Becher auf den Tisch, nickte dankbar und zwinkerte Gleb zu, der den Gast aus seiner Ecke beobachtete.
    »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Steppenhunde … Keine angenehme Nachbarschaft. Offen gesagt: Sie sind uns ein Dorn im Auge. Das Schlimmste ist, dass man diesem Gesindel nicht Herr wird. In Belorezk betreiben sie ja nur ein Gefangenenlager. Einen Umschlagplatz. Wo sie die ganzen Leute hinbringen, weiß kein Mensch. Ein paarmal haben wir Konvois dieser Bastarde abgefangen, die Gefangenen befreit und ihre Fahrzeuge abgefackelt. Diesmal ist es uns sogar gelungen, in die Stadt vorzudringen, weil der Großteil der Bande anderswo unterwegs war. Aber letztlich bringt das nicht viel. Solange wir nicht ihr eigentliches Nest ausräuchern, werden sie in der Gegend hier weiterhin ihr Unwesen treiben.«
    »Wie kommt es, dass ein gut ausgerüsteter Militärkomplex sich von einer Horde Banditen auf der Nase herumtanzen lässt?«, wunderte sich Dym.
    »Funktionierende Fahrzeuge hätten wir genug«, seufzte Schustow. »Es fehlt uns an gesunden und brauchbaren Leuten. Krüppel und Mutanten geben keine guten Kämpfer ab.« Als der Gast an Gennadis ungnädiger Miene bemerkte, dass er gerade in einen Fettnapf getreten war, lächelte er verlegen und beeilte sich, die Scharte auszuwetzen. »Damit meine ich nur, dass nicht jeder, der Anomalien aufweist, ein Gewehr halten kann. Geschweige denn damit schießen.« Schustow winkte resigniert ab. »Unter den Neuankömmlingen sind auch immer mehr, die irgendein Handicap haben.«
    »Und was ist mit den ursprünglichen Bewohnern des Bunkers? Wie viele seid ihr?«, fragte Taran ohne Umschweife.
    »Wenige, mein Lieber, wenige«, wich der Schnauzbart aus. »Der Komplex war zwar eigentlich ein Regierungsobjekt, doch diejenigen, für die er gedacht war, sind nie dort angekommen. Die Garnison, die das Objekt unterhalten hat, ein Baubataillon und eine Handvoll Spezialisten – das war’s.«
    »Und die Satelliten? Gibt es Kontakt zu anderen Objekten, die den Krieg überstanden haben?«
    »Was für Satelliten? Wovon reden Sie?! Die ganze Funktechnik ist den Bach hinuntergegangen. Es herrscht Stille im Äther. Grabesstille …« Schustow sah den Chef der Expedition schief an. »Obwohl … Es gibt da so einen Kauz, der hin und wieder Funksprüche absetzt. Aber das besprechen Sie besser mit dem Oberst, wenn wir am Stützpunkt sind. Über Besuch aus dem ehrwürdigen Sankt Petersburg wird sich der Alte bestimmt freuen.«
    Tarans Augen funkelten vor Neugier, doch er kam nicht mehr dazu, das Thema zu vertiefen. Das Geholper hörte auf einmal auf, denn die Fahrzeugkolonne war auf eine ebene, sorgfältig geräumte Straße eingebogen.
    »Wir sind bald da«, sagte der Gast und erhob sich. »Wir haben eure Ankunft zwar per Funk angekündigt, aber unsere Wachposten sind ziemlich humorlos. Deshalb würde ich euch raten, eure Maschinengewehre jetzt nicht mehr anzurühren. Das könnte zu Missverständnissen führen.«
    Der Stalker nickte und führte den Schnauzbart in die Navigationskabine. Gleb gesellte sich zu Migalytsch. Der Junge war vor Ungeduld schon ganz hibbelig und krallte sich an der Rückenlehne des Fahrers fest.
    Die Ruinen, die durchs dichte Gestrüpp hindurchschimmerten, waren augenscheinlich Überbleibsel von Industrieanlagen. Nicht umsonst hatte Schustow von einem Bergbau-Kombinat in Meschgorje gesprochen … Insgeheim rechnete Gleb damit, monströse Werkshallen wie die von Awtodisel in Jaroslawl zu Gesicht zu bekommen, doch nackte Fundamente, auf denen nur noch moosbewachsene Mauerreste standen, verfallene Gebäude und komplett durchgerostete Kühltürme ließen vermuten, dass die Produktion schon lange vor der Katastrophe aufgegeben worden war.
    Oder hatte es auch hier Luftschläge gegeben? Nachdenklich blickte der Junge aus dem Fenster, an dem Halden zerbrochener Ziegel und Skelette aus Betonstahl vorüberzogen. Dann folgte die »Ameise«, die hinter dem letzten Mannschaftstransporter fuhr, einer leichten Biegung nach rechts und hielt direkt auf den Fuß des Berges zu. Gleb beugte sich weit

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