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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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vor, um den höchsten Punkt des immer näher rückenden, schneebedeckten Riesen zu erspähen, doch dichter Nebel verhüllte den Gipfel des Jamantau.
    Ein schwarzer Fleck auf dem schneeweißen Berghang entpuppte sich aus der Nähe als Einfahrtsportal mit betoniertem Vordach. Die rostigen Gleise einer Schmalspurbahn führten direkt in den Bauch des Bergs und verschwanden im Dunkel eines Tunnels, den Bauarbeiter einst gegraben hatten.
    Auf diesem Weg also hatte man früher mit endlosen Zügen das Erz abtransportiert und auf dem Rückweg Baustoffe, Ausrüstung und Proviant angekarrt. Eben alles, was man für die Einrichtung eines gigantischen Atombunkers brauchte.
    Wie es dort drinnen wohl aussah? So ähnlich wie in der Metro? Oder wie im Unterschlupf von »Exodus«? Gleb reckte ungeduldig den Hals. Direkt an der Einfahrt befand sich ein gestaffelter Kontrollposten mit schmalen Schießluken und Maschinengewehrstellungen. Die Kämpfer, die hinter einer Brustwehr standen, trugen verstärkte Schutzanzüge, die zweifellos handgemacht waren.
    Nachdem die Mannschaftstransporter mit den befreiten Gefangenen im Tunnel verschwunden waren, kam die »Ameise« an die Reihe. Langsam rollte der Truck in die betonierte Röhre und erreichte nach wenigen Minuten monotoner Bergabfahrt eine Art Grotte: niedrige, von Scheinwerfern spärlich beleuchtete Felsgewölbe mit grob behauenen Wänden … Anscheinend hatte man hier eine natürliche Höhle zum Verladeterminal ausgebaut, was für den Pragmatismus der Planer des Bunkers sprach.
    Am Bahnsteig, der entlang des Gleises verlief, standen etliche Fahrzeuge, und Arbeiter in ölverschmierten Overalls wuselten geschäftig umher. Der Terminal endete an einem riesigen hermetischen Tor. Darüber stand in verblichenen, aber sauber geschriebenen Ziffern die Nummer »04«.
    »Gibt es etwa mehrere von diesen Bunkern?«, wunderte sich Gleb. »Oder ist das nur die Nummer eines Aufzugschachts?«
    Vieles sprach für Letzteres, denn die Mannschaftstransporter fuhren an den Stahltüren vorbei und verschwanden in einem der Seitentunnel. Als die »Ameise« sich unmittelbar neben dem Tor befand, bat Schustow, den Motor abzustellen und auszusteigen.
    »Gasmasken braucht ihr nicht – der Bereich hier ist sauber«, verkündete er. »Und lasst eure Waffen im Fahrzeug. Ich garantiere dafür, dass nichts abhandenkommt.«
    Der Junge traute seinen Augen nicht, als sein Vater, der normalerweise vorsichtig und misstrauisch war, bereitwillig seine Waffen ablegte und die anderen anwies, dasselbe zu tun.
    »Wenn du anderen vertraust, verlass dich nur auf dich selbst«, flüsterte er ihm unbemerkt zu. »Das hast du selbst gesagt. Schon vergessen?«
    Doch Taran gab mit einer wegwerfenden Handbewegung zu verstehen, dass er Glebs Skepsis nicht teilte.
    Kann man verstehen, dachte der Junge bei sich. Der Stalker setzte große Hoffnungen in die Begegnung mit den Bewohnern der unterirdischen Stadt, besonders was die Suche nach Alpheios betraf. Möglicherweise wusste man hier mehr über das geheime Projekt der fernöstlichen Wissenschaftler.
    Nach dem Aussteigen blickten sich die Abenteurer mit einer Mischung aus Neugier und Argwohn um und folgten dem Schnauzbart im Pulk. Direkt vor dem hermetischen Tor vibrierte das Bodenblech unter den Füßen, und durch die Stahltüren drang ein seltsames, schleifendes Geräusch, das stetig lauter wurde.
    Aurora, die immer noch unter dem Schock der jüngsten Ereignisse stand, suchte die Hand ihres Freundes. An Glebs Seite fühlte sie sich sicherer, und die fremde Umgebung wirkte weniger beängstigend.
    Endlich öffneten sich die schweren Schiebetüren. Inmitten der riesigen Plattform des Aufzugs stand eine einsame Gestalt. Wegen des grellen Lichts der Deckenlampe war das Gesicht des Fremden im ersten Moment nicht zu erkennen, doch dass es sich um jemanden aus dem Führungsstab der Bunkeranlage handelte, konnte man an Schustows Reaktion ablesen, denn er nahm augenblicklich Haltung an und setzte ein serviles Lächeln auf.
    Der Mann im gebügelten grauen Anzug ging zielsicher auf den Stalker zu und reichte ihm die Hand.
    »Oberst«, stellte er sich knapp und formlos vor.
    »Taran«, erwiderte der Stalker ebenso wortkarg und musterte den Fremden.
    Der kräftig gebaute Mann war um die sechzig, hatte ein kantiges Gesicht und grau meliertes, säuberlich gescheiteltes Haar. Während sich Schustows militärische Vergangenheit nur durch unauffällige Details erkennen ließ, war sie beim Oberst absolut

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