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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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gesagt. Diese Wächter. Dass er nicht
existieren darf. Dass er gegen Gottes Schöpfung verstößt oder so ähnlich. Und
dass sie es beenden müssen. Und er hat ihnen nicht widersprochen.“ Ich starrte
Mike mit aufgerissenen Augen an und er starrte zurück. Aber meine plötzliche
Erkenntnis ging noch einen Schritt weiter. „Und Claire muss das auch gemeint
haben.“ Ich sah, dass er mich nicht verstand, also fuhr ich fort: „Als sie
gesagt hat, dass es für dich lebensgefährlich ist, zu wissen, wer sie ist. Wer
dubist. Denn was für Arik gilt…“
    Ich sprach nicht
weiter, aber Mike vollendete meinen Geistesblitz. „…das gilt auch für mich!“
    Ich nickte. „Ihr
seid Zwillinge. Und ihr hattet viele Gemeinsamkeiten.“ Auf einmal nahm mir die
plötzlich aufwallende neue Hoffnung schier den Atem. Wenn Mike tatsächlich auch
einer von ihnen war – und er hatte es immerhin bereits einmal bewiesen –
dann wäre möglicherweise doch noch nicht alles zu spät Dann wäre auch Arik…
    Mike unterbrach
meine Tagträume. „Also, jetzt mal ernsthaft - wenn ich wirklich die Fähigkeit
hätte, durch die Zeit zu reisen – warum habe ich dann nicht schon viel eher was
davon gemerkt? Zumindest so ein ganz kleines bisschen?“
    Ich zuckte mit
den Schultern. „Weiß nicht. Dir hat es ja nie jemand beigebracht. Das ist
vielleicht wie bei diesen Wolfskindern, du weißt schon, die bei Tieren
aufgewachsen sind. Sowas hat’s ja wirklich schon gegeben.“ Ich hatte im
Pädagogikunterricht in Deutschland zwar nicht besonders aufgepasst, aber Kaspar
Hauser und Co. hatten mich immer interessiert. „Die wussten nicht, dass sie
Menschen sind und zum Beispiel aufrecht gehen und sprechen können, und so haben
sie es auch nie gelernt.“
    „Nie?“, konterte
er.
    „Solange es
ihnen keiner beigebracht hat“, schränkte ich rasch ein. „Danach zum Teil schon.
Sie waren eben nur nie auf die Idee gekommen.“
    „Okay, aber zum
Lernen brauchten sie jemanden, der ihnen zeigt, wie es geht, oder nicht?“,
erwiderte er. „Und mir fällt leider gerade kein greifbarer Zeitreiselehrer ein.
Dir vielleicht?“
    „Sehr witzig.
Aber was man nicht von einem Lehrer lernen kann, muss man sich eben selber
beibringen.“
    „Dann zeig dumir doch, wie man’s macht, wenn es so einfach ist“, bemerkte er bissig.
    „Mir fehlen
leider die nötigen Grundvoraussetzungen“, erwiderte ich. „Ich kann ja auch
nicht fliegen lernen, weil ich nun mal keine Flügel habe. Aber duhast
Flügel. Du musst sie nur entdecken!“
    „Und wie?“
    „Keine Ahnung.
Aber irgendwie muss es ja gehen. Wenn eres auch konnte.“
    „Du hast doch
gesagt, dass er dich mal mitgenommen hat auf so eine Reise. Was genau hat er
denn da gemacht?“, fragte Mike schließlich, nachdem wir noch einige Zeit
erfolglos hin- und herüberlegt hatten.
    Ich dachte nach.
„Auf jeden Fall kam es mir eigentlich ganz normal vor“, erinnerte ich mich.
„Wir sind Motorrad gefahren…“
    „Tja, leider
habe ich gerade auch kein Motorrad“, unterbrach er mich ungeduldig. „Wie war’s
denn zu Fuß?“
    „Wie sind
einfach gelaufen“, erwiderte ich. „Ich hatte die Augen zu.“ Er zog eine
Augenbraue hoch, sagte aber nichts. „Aber ich habe nichts Besonderes bemerkt.“
    „Okay, also
laufen. Und dann?“
    Ich hob hilflos
die Schultern. „Vielleicht gibt es ja besondere Muskeln dafür?“
    „Und wie setze
ich die in Bewegung?“, fragte er spöttisch. „Vielleicht durch bloße
Willenskraft?“
    Die Idee war gar
nicht mal so schlecht. „Warum nicht? So macht man das doch gemeinhin mit
Muskeln, oder? Ich will irgendetwas bewegen, also zum Beispiel meinen Fuß nach
vorne, und dann machen die Muskeln das quasi von alleine. Nur durch meine
Willenskraft.“
    „Wenn sie
funktionieren“, schränkte er ein.
    „Wenn sie
funktionieren“, gab ich zu. „Und stark genug sind. Aber je öfter man sie
benutzt, desto stärker werden sie. Und desto besser kann man tun, was man tun
will.“
    So langsam
schien Mike sich mit dem Gedanken anzufreunden. „Also was schlägst du vor? Was
soll ich tun?“ Diesmal klang seine Frage ernsthaft.
    „Vielleicht
solltest du einfach hier herumlaufen und dich dabei ganz stark darauf
konzentrieren, durch die Zeitzu gehen. Immer wieder. Bis es klappt“,
schlug ich vor. „Aber das könnte ein Weilchen dauern“, setzte ich dann warnend
hinzu. „Ein Kleinkind lernt auch nicht an einem Tag laufen.“
    „Na, das kann ja
heiter werden“, seufzte Mike.
    „Vor allem

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