Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
Vom Netzwerk:
überprüfte
noch einmal den Sitz meines Helms, dann legte ich meine Arme fest um ihn und
nickte. „Ja.“
    „Dann mal los!“
    Er trat den
Anlasser durch, dann gab er vorsichtig Gas. Diesmal hielt ich die Augen offen,
denn auf dem Motorrad war das wohl egal für seinen Erfolg. Hier musste er ja
nicht mich mitziehen, sondern die Maschine.
    Zunächst wirkte
alles ganz normal auf mich. Wir holperten den unebenen Weg entlang, ohne dass
ich etwas Besonderes bemerkt hätte.
    „Ich probier’s
mal etwas schneller!“, rief Mike mir nach einer Weile zu. Das Motorrad
beschleunigte spürbar, aber weiterhin blieb alles wie immer.
    „Gib Vollgas!“,
rief ich ihm schließlich zu. Bei Arik und auch bei der Entführung hatte ich immer
deutlich gespürt, wie mir der Wind um die Ohren pfiff.
    „Dann halt dich
gut fest!“, schrie er zurück, und dann gab er Vollgas. Die Maschine
machte einen regelrechten Sprung nach vorn, wie ein Vollblut, dem man endlich
die Zügel schießen lässt. Die Wolken, die bisher gemächlich über den Himmel
gewandert waren, legten auf einmal rasant an Tempo zu wie bei einem viel zu
schnell laufenden Film. Gleichzeitig wurde es immer dunkler, obwohl wir unseren
Versuch am frühen Nachmittag gestartet hatten. Als es schließlich nach
vielleicht zwei Fahrminuten pechschwarze Nacht war, hielt Mike die Maschine an
und streckte die Faust siegreich in die Luft. „Ja!“
    „Wow! Super!“,
stimmte ich atemlos mit ein. „Wie hast du das hingekriegt?“
    „Pure
Willenskraft!“, erwiderte Mike atemlos. „Auf einmal konnte ich die Zeit wieder
sehen, und dann bin ich einfach darauf zu gefahren. Man scheint wirklich nur
etwas mehr Tempo zu benötigen.“
    „Okay, dann beam
uns mal zurück, Scotty!“, grinste ich, und er gehorchte sofort.
    Am Ende des
Tages war Mike sicher, dass er seine „Zeitmaschine“ soweit im Griff hatte, dass
er auch größere Entfernungen in Angriff nehmen könnte, und wir kehrten
euphorisch nach Inverness zurück. Aus meiner verrückten Idee schien immer mehr
Realität zu werden.
     
    Während Mike
zwangsläufig der Praktiker war, beschäftigte ich mich vor allem mit der Theorie
von Zeitreisen, was ein schier unüberschaubares Feld war. Es gab Heerscharen
unterschiedlichster Menschen, die sich damit befassten, angefangen von
Science-Fiction-Fans bis hin zu ernsthaften Wissenschaftlern, allen voran
Physiker und Philosophen. Alle waren sich einig darin, dass theoretisch die
Möglichkeit von Zeitreisen bestand, aber absolut uneins über die entsprechenden
Begleitumstände und Folgen. Mit der neuen Erkenntnis, dass es zumindest einige
Menschen gab, bei denen das Überwinden von Zeit nicht nur eine theoretische
Möglichkeit war, fragte ich mich, wie viele von denen, die sich so im Internet
tummelten, vielleicht auch nicht nur spekulierten. Aus genau diesem Grund
hütete ich mich auch davor, selbst aktiv Kontakt mit anderen „Experten“
aufzunehmen – denn wer weiß, ob es nicht noch mehr solche Wächter (wie Patti)
gab, die sich vielleicht auch mit modernen Medien auskannten. Das letzte, was
wir gebrauchen könnten, wäre, sie auf uns aufmerksam zu machen. Stattdessen
sammelte ich Theorien und Erkenntnisse aller Art, und je mehr ich erfuhr, desto
rätselhafter kam mir Mikes Fähigkeit vor.
    „Weißt du, was
mich wundert?“, fragte ich ihn nachdenklich, als er sich von einer weiteren
Übung, die diesmal in unserem hauseigenen Minigarten stattgefunden hatte,
ausruhte. Inzwischen war er dazu übergegangen, das Zeitgehen in Verbindung mit
seinen wachsenden Kampfkünsten zu trainieren, was ziemlich anstrengend war, wie
er mir versicherte, weil er gleichzeitig die Zeit, den Raum undseine
Kampftechniken kontrollieren musste.
    „Was denn?“,
fragte er zurück.
    „Ich habe da
bislang nicht weiter drüber nachgedacht, aber mich wundert, dass wir noch nie
jemandem begegnet sind, wenn wir die Zeit gewechselt haben.“
    „Das stimmt
nicht“, entgegnete er.
    Ich sah ihn
verblüfft an. „Nicht? Also, ichkann mich nicht erinnern, dass ich schon
mal jemanden getroffen habe, wenn ich mit dir unterwegs war.“
    „Ich auch
nicht“, stimmte er mir zu. „Nicht, wenn du bei mir warst.“
    Jetzt war ich
total durcheinander. „Und wieso sagst du dann, dass das nicht stimmt?“
    „Weil ich
durchaus schon jemanden getroffen habe, wenn ich alleinunterwegs war“,
antwortete er zu meiner Überraschung.
    „Warum hast du
mir nichts davon gesagt?“, schimpfte ich. „Wer war es denn?“
    Er

Weitere Kostenlose Bücher