Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
Vom Netzwerk:
in
der Lage sind. Und ich habe keine große Lust, mein ganzes Leben auf der Flucht
zu verbringen.“ Das Bild dreier heimatloser Vagabunden tauchte vor meinem
inneren Auge auf, und es war nicht besonders schön. Trotzdem, immer noch besser
heimatlos als… „Nein, uns bleibt nichts anderes übrig als es mit ihnen aufzunehmen
und sie ein für allemal davon abzuhalten, uns weiter das Leben schwer zu
machen“, unterbrach Mike meinen Tagtraum.
    „Und wie sollen
wir das schaffen?“
    „Wir müssen sie
auf jeden Fall beide zusammen erwischen. Wenn einer von ihnen entkommt, holt er
womöglich Verstärkung und wir haben ausgespielt.“ Das leuchtete selbst mir ein.
Allerdings konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir das
schaffen sollten. „Und deshalb müssen wir deine Entführung auf jeden Fall
abwarten.“
    „Aber könnten
wir sie nicht gleich im Park packen?“, schlug ich vor. „Dann könnte Arik uns
helfen, und er gerät gar nicht erst in ihre Hände.“
    Mike schüttelte
den Kopf. „Und was ist mit all den anderen Menschen dort? Was glaubst du, wie
die reagieren, wenn dort auf einmal wir und unsere alten Ichs auf Leben und Tod
kämpfen?“
    „Ich dachte, es
gibt uns immer nur einmal?“, erwiderte ich.
    „Das ist doch
nur eine Theorie!“, wandte er gequält ein. „Woher soll ich denn wissen, ob sie
stimmt? Und was passieren könnte, wenn nicht? Also, ich möchte das nicht
ausprobieren!“
    „Ich auch
nicht“, stimmte ich widerwillig zu, während ich in Gedanken meinem jüngeren,
noch dazu ahnungslosen Ebenbild in die Augen starrte. Wahrscheinlich könnte man
mich danach gleich in die Klapsmühle einliefern. (Falls es ein Danach gab.) Und
sämtliche Zeugen gleich mit. Also gab ich klein bei: „Das heißt dann wohl, dass
wir ihnen an die Küste folgen müssen, was?“
    „Ich fürchte
schon“, stimmte Mike mir resigniert zu. „Oder am besten, vor ihnen da sein und
dort auf sie warten. Vorausgesetzt, du findest die Stelle überhaupt wieder. Und
den Zeitpunkt. Schaffst du das?“
    Ich nickte
zweifelnd. „Ich hoffe es. Ich weiß ja, wann und wo ich aus dem Wasser gefischt
wurde. Von dort kann es eigentlich nicht allzu weit entfernt sein.“
    „Okay, dann
sollten wir uns auf den Weg machen. Bevor Patti Verdacht schöpft.“
     
    Zum Glück
besaßen wir immer noch das geliehene Motorrad. Wir packten das Nötigste in
einen Rucksack, vor allem auch eine Straßenkarte und genügend Geld, denn wir
wussten ja nicht, wie alles laufen und wohin wir uns von da wenden würden.
Dabei fiel mir noch etwas ein.
    „Du hast nicht
zufällig irgendeine Waffe, oder?“
    Mike unterbrach
sein Packen und richtete sich auf. „Waffe?“
    „Naja“, erklärte
ich, „immerhin werden sie sich mit ziemlicher Sicherheit nicht kampflos
ergeben, und ich weiß, dass sie zumindest ein Messer haben – und durchaus
bereit sind, es einzusetzen. Mir wäre wohler, wenn ich ihnen nicht völlig
unbewaffnet entgegentreten müsste.“
    „Du hast recht.“
Mike überlegte. Dann rannte er hinunter in die Küche und kehrte kurz darauf mit
zwei spitzen und ziemlich scharf aussehenden Steakmessern zurück. „Meinst du,
die tun’s?“
    Mit spitzen
Fingern nahm ich die Messer entgegen und packte sie zu den anderen Sachen in
den Rucksack. Auch wenn ich diejenige gewesen war, die die Idee mit den Waffen
gehabt hatte, so hoffte ich doch inständig, sie nicht wirklich gebrauchen zu
müssen. Allein schon der Gedanke, wie sie sich in weiches, warmes, lebendiges Fleisch bohrten, war widerwärtig.
    „Und wie sieht’s
mit einem Seil oder so was aus? Falls es uns tatsächlich gelingen sollte, Patti
und ihren Kumpan zu überwältigen, müssen wir sie ja irgendwie sichern.“
    „Hmm, du
entwickelst dich langsam zu einer ganz brauchbaren Gangsterbraut“, scherzte
Mike mit einem Anflug von Galgenhumor. „Seil habe ich keins, aber warte mal…“
Er wühlte in einer Schublade seines Schreibtischs und förderte dann eine dicke
Rolle Paketklebeband zutage. „Hier, das müsste doch auch gehen, oder?“
    Ich nickte. Mehr
Nützliches fiel mir nicht ein, mal abgesehen von etwas Wechselwäsche und den in
Schottland zur Standardausrüstung gehörenden wetterfesten Jacken sowie warmen
Klamotten – denn wir wollten ja zurück in den Winter fahren.
    Schließlich
hatten wir alles in unserem Rucksack verstaut, den ich mir auf den Rücken
setzte. Für den allerdings eher unwahrscheinlichen Fall, dass er uns nachts
vermissen würde, kritzelte Mike

Weitere Kostenlose Bücher