Hinter der Nacht (German Edition)
aufgetaucht war, ließ mich
zusammenzucken.
„Clarissa“,
murmelte ich, nachdem ich mich von meinem Schreck halbwegs erholt hatte. „Und
ich wohne nur bei ihm.“
Der Typ winkte
ab. „Wie auch immer. - Was trinkst du denn, Ca… Cla… - Ach, egal! Bier? Wein?
Cider?“
„Keinen
Alkohol“, wehrte ich ab. Ich trank nie, und ich hatte keine Lust, ausgerechnet
jetzt damit anzufangen.
Doch er hörte
gar nicht erst zu. Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte er sich zwei
Getränkedosen aus dem Vorrat geschnappt, öffnete sie und reichte mir eine. „Slange-và!“ Er prostete mir zu.
„Äh - ja“,
nuschelte ich überrumpelt. Dann nippte ich vorsichtig an dem Getränk. Der
Geschmack war leicht säuerlich, aber nicht schlecht, wie ich zugeben musste.
„Lecker?“
Ich nickte
zögernd und nahm dann einen zweiten, etwas größeren Schluck. Immerhin war das
hier eine Party. Allerdings nahm ich mir vor, vorsichtig zu sein, denn ich war
wirklich kaum an Alkohol gewöhnt. Und nichts fand ich peinlicher, als die
Kontrolle zu verlieren und mich zum Gespött zu machen.
Im Verlauf der
nächsten ein oder zwei Stunden lernte ich eine ganze Reihe weitere „nette
Typen“ kennen, die ich allerdings genauso schnell wieder vergaß. Die ganze
ungewohnte Anbaggerei wurde mir schnell lästig. Es war ziemlich anstrengend,
all den Insiderwitzen zu folgen, zumal, wenn sie mit dem vom allmählich
steigenden Alkoholgehalt immer undeutlicher werdenden schottischen Akzent
vorgetragen wurden. Am liebsten hätte ich mich einfach in aller Ruhe in eine
Ecke verzogen und den anderen beim Feiern zugeschaut.
Hilfesuchend
blickte ich mich nach Mike um. Er stand am mittlerweile dicht umlagerten Grill
und war gerade damit beschäftigt, die letzten Fleischstücke vor dem Verbrennen
zu retten.
„Hey, Clarissa,
dich schickt der Himmel! Ich brauch dringend Nachschub! Die fressen mir hier
die Haare vom Kopf! Kannst du in der Küche nachsehen, was noch da ist?“
„Kein Problem!
Bin schon weg!“
Während ich mich
umdrehte und eilig in Richtung Haus ging, haderte ich mit mir und meiner
übereilten Entscheidung, doch runter zu kommen. Was hatte ich hier schon
verloren? Auch wenn die Schotten mit ihrer Höflichkeit es mich vorübergehend
mal nicht merken ließen, war ich doch weiterhin die Außenseiterin, die nicht
dazugehörte. Ich schaffte es bis hinter die Tür, dann überkam mich das heulende
Elend. Blöder Cider! , dachte ich schniefend, nachdem ich mich wieder
einigermaßen im Griff hatte. Ich hatte ja gewusst, dass Alkohol mir nicht
bekam. Das hatte ich jetzt davon. Ich machte einen Abstecher ins Bad und
schnaubte mir geräuschvoll die Nase. Dann versuchte ich mit einer Handvoll
kaltem Wasser, die peinlichen Tränenspuren zu verschleiern. Das fehlte noch, dass
irgendwer sah, dass ich geheult hatte.
Die Türklingel
ließ mich aufschrecken. Jemand drückte sie lange und ausdauernd. Es klang
ziemlich ungeduldig. Genervt lief ich zur Haustür und riss sie auf.
„Na endlich! Wir
dachten schon, wir wären an der falschen Adresse!“ Die Mädchenstimme kam mir
bekannt vor, und ich sah der Sprecherin suchend ins Gesicht. Patti! Hinter ihr
drängten sich noch ein paar andere Gestalten, die ich im Dunkeln nicht
unterscheiden konnte. Ich folgte ihr und ihren Freunden in den Garten, wo ich
neugierig die kleine Gruppe ihrer Begleiter beäugte. Sofort sackte meine
Stimmung, die sich durch das unerwartete Auftauchen eines bekannten Gesichts
vorübergehend aufgehellt hatte, wieder in den Keller. „Oh, Shit ! Das
darf doch nicht wahr sein!“
Patti sah mich
erstaunt an. „Stimmt was nicht?“
Erst jetzt fiel
mir auf, dass ich meinen Gedanken laut ausgesprochen hatte. Schwach schüttelte
ich den Kopf. „Nein, nein, alles… okay. Ich hab nur nicht damit gerechnet…“ Ich
brach ab. …dass du ihn mitbringst , fügte ich nur in Gedanken
hinzu. Denn dort, keine drei Meter von mir entfernt, mitten in Mikes Garten,
stand Arik!
„Ja, ich war
auch etwas verwundert“, gab Patti, die meinem Blick gefolgt war, achselzuckend
zu. „Wir haben ihn vor der Haustür getroffen. Ich dachte, ihr hättet ihn
eingeladen.“
Ich konnte nur
ungläubig den Kopf schütteln. Mir fehlten die Worte. Außerdem war ich ehrlich
verwirrt. Was um Himmels Willen wollte er hier? Mike kannte ihn doch gar nicht,
da war ich mir sicher. Und er passte noch viel weniger auf diese Party als ich.
So wie er dastand, in seinen abgerissenen Klamotten, schweigend und mit
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