Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
Vom Netzwerk:
hab
geschlafen.“ Selbst in meinen Ohren klang ich ziemlich ungnädig. „Ist was?“
Warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe?
    „Darf ich kurz
reinkommen?“ Er gab einfach nicht auf.
    „Wenn`s sein
muss.“ Ich drückte auf den Lichtschalter und musste in der plötzlichen
Helligkeit blinzeln. Dann ließ ich mich in Ermangelung anderer
Sitzmöglichkeiten wieder auf meine Bettkante sinken.
    Mike blieb vor
mir stehen und blickte unsicher auf mich herunter. Schließlich rückte er mit
seinem Anliegen heraus. „Willst du nicht doch zu uns kommen? Ist echt nett
unten!“
    Ich schüttelte
den Kopf.
    „Und warum
nicht?“
    Ich druckste
herum. Bestimmt würde ich ihm nicht auf die Nase binden, wie enttäuscht ich
war. „Das ist nichts für mich. Ich fühl mich echt nicht wohl auf Partys.“
    „Okay. Schade.“
Er drehte sich um. Aber dann zögerte er doch noch mal und blickte mich wieder
an. „Aber ich hätte mich echt gefreut!“
    Ich weiß nicht,
wieso, aber irgendetwas in seiner Stimme ließ mich auf einmal glauben, dass er
es ehrlich meinte. Er klang wirklichenttäuscht. Ohne es zu
beabsichtigen, rutschte mir die Frage raus: „Wieso? Du magst mich doch gar
nicht wirklich! Ich gehe dir doch eigentlich nur auf die Nerven!“ Die Worte
hingen zwischen uns in der Luft und sofort hätte ich mir am liebsten die Zunge
abgebissen.
    Mike blieb
einige Sekunden unbeweglich stehen. Dann drehte er sich langsam wieder zu mir
um. „Das stimmt nicht.“ Seine Stimme klang verlegen. „Okay, ich geb’s zu, am
Anfang hatte ich wirklich keinen Bock, schon wieder jemand im Haus zu haben und
mich um ihn kümmern zu müssen. Weißt du“, er blickte mich entschuldigend an,
„das hatte nichts mit dir zu tun, wirklich nicht!“ Seine Stimme wurde lauter.
„Aber ständig lädt mein Vater Gastschüler zu uns ein, weil er das Geld braucht,
und dann haut er auf eine seiner Reisen ab und ich muss mich um alles kümmern!
Ich hab echt die Nase voll davon! Und manche dieser Typen sind wirklich
verdammt nervig!“ Wieder lächelte er entschuldigend. „Deshalb war ich zuerst
so… Tut mir leid!“ Er stockte kurz, dann fuhr er fort: „Aber inzwischen finde
ich dich wirklich nett, okay? Und deswegen fände ich es schön, wenn die anderen
dich auch mal kennenlernen. Und wäre doch eigentlich auch gut für dich, oder
nicht?“
    Wow. Ich musste
erstmal durchatmen. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Aber so, wie er es
gesagt hatte – dass er genervt war, wenn er nie sein Haus für sich hatte,
sondern immer mit Fremden teilen musste – daskonnte ich tatsächlich
sehr gut verstehen. Und dass ich ihm – dem beliebten Mike – so wichtig war,
dass er sich richtig Mühe gab, mich bei seiner Party dabei zu haben, das war
schon… schmeichelhaft. Sehr schmeichelhaft. Aber hieß das, dass ich mich auch
runter traute? Zu all seinen Freunden, die mich bisher so komplett übersehen
hatten?
    „Jetzt sei doch
nicht so, Clarissa!“ Bittend legte er seinen Kopf schief. „Wir beißen auch
nicht!“
    Auf einmal
musste ich lachen. Ich konnte ihm einfach nicht länger widerstehen. Nicht, wenn
er seinen geballten Charme auf mich abfeuerte. „Also gut, du hast mich
überredet!“, murmelte ich. „Aber sei nicht zu enttäuscht, wenn ich dir die
Stimmung verderbe!“
    „Hey, cool!“
Unvermittelt packte er meine Hand und zog mich vom Bett hoch. Schnell entzog
ich sie ihm wieder. „Dann komm!“
    Abwehrend hob
ich die Hände. „Gleich! Muss mich nur noch schnell – äh – frisch machen, okay?
Bin sofort da!“ Mit diesen Worten flüchtete ich an ihm vorbei ins benachbarte
Badezimmer.
    „Aber
wirklich!“, hörte ich ihn hinter mir her durch die geschlossene Tür rufen. Dann
polterte er wieder die Treppe runter und ließ mich mit klopfendem Herzen und
erschrocken über meinen eigenen Mut zurück.
     
    Der Garten, der
nur aus einer kleinen, holprigen Rasenfläche mit ein paar Büschen drum herum
bestand, war völlig überfüllt. Von wegen „ein paar Kumpels“! Mike schien halb
Inverness eingeladen zu haben, und ich fühlte mich reichlich fehl am Platz
unter all diesen Fremden. Der Grill qualmte vor sich hin, Musik dröhnte, und
alle schienen sich blendend zu unterhalten. Nur ich stand unschlüssig am Rand
der Menge und musste all meinen Mut aufbieten, um nicht sofort wieder zurück in
mein Zimmer zu flüchten.
    „He! Du bist
doch Mikes deutsche Freundin, oder? Camilla, oder?“ Die Frage von einem von
Mikes Bekannten, der unvermutet neben mir

Weitere Kostenlose Bücher