Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
Vom Netzwerk:
einmal weitersprechen. „Du hast mit
mir angestoßen, also musst du jetzt auch trinken!“
    Gleich darauf
könnte ich mich ohrfeigen! Scheiße! Was ist nur los mit mir?
    Ihr Blick ist eisig.
„Ich muss gar nichts!“, sagt sie mit spitzer Stimme. Dann stürzt sie mit einem
Zug den gesamten Inhalt ihres Glases hinunter, schaut mich noch einmal
herausfordernd an und lässt mich dann stehen.
    Ohne
Nachzudenken kippe ich ebenfalls mein Getränk hinunter und spüre, wie mir
plötzlich eine extreme Hitzewelle durch den Körper schießt. Auf einmal habe ich
keine Lust mehr, ständig nur auf meinen Kopf zu hören, in dem die finstersten
Gedanken kreisen. Ich schleudere mein Glas weg, wobei das Spritzen der Scherben
mir eine grimmige Befriedigung verschafft, und folge ihr.

Blitz
    Clarissa
     
    In Englisch
begrüßte Jenny mich spitz. „Oh, unser Gastgibt sich auch mal wieder die
Ehre! Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr! Wo warst du denn gestern in
der Mittagspause? Immer noch dein Kopf? Aber so lang kann doch ein Kater echt
nicht anhalten!“ Ich ignorierte sie weitgehend und steckte die Nase in mein
Buch. So konnte ich ungestört meinen finsteren Gedanken nachhängen, die mir
halfen, Haltung zu wahren.
    Trotzdem kämpfte
ich nach zwei weiteren Unterrichtsstunden immer noch mit mir, ob ich zum
Karatetraining gehen sollte oder nicht. Dann jedoch schalt ich mich selber für
meine erneute Feigheit und zerrte entschlossen meine Sporttasche aus dem Spind.
    Auf dem Weg zur
Turnhalle gesellte sich Patti zu mir. „Da bist du ja wieder!“, begrüßte sie
mich erfreut. „Ich hatte schon Angst, du hättest es dir anders überlegt und
kämst nicht mehr!“
    „Ich hatte
Kopfschmerzen“, entschuldigte ich mich lahm. „Aber jetzt geht’s wieder.“
    „Da bin ich aber
froh! Allein unter Jungs ist es doch manchmal ganz schön mühsam!“ Meine
Einsilbigkeit schien sie nicht zu bemerken.
    Allen guten
Vorsätzen zum Trotz rumorte es ziemlich in mir, als ich die Halle betrat.
Insgeheim klammerte ich mich an die vage Hoffnung, dass er vielleicht nicht da
wäre.
    Natürlich
vergeblich. Da stand er, schwarz gewandet wie immer. Schwarz war immer eine meiner
Lieblingsfarben gewesen (neben grau, braun und schlammfarben), aber plötzlich
konnte ich diese Farbe nicht mehr sehen. Zum Glück hatte er mich noch nicht
entdeckt. Ich verspürte den starken Impuls, mich hinter Patti zu verstecken,
damit das auch so bliebe, aber wütend unterdrückte ich diese Regung. Ich musste
endlich damit aufhören, mich in seiner Gegenwart jedes Mal wie der letzte Loser zu benehmen! Plötzlich hoffte ich fast, dass zum Kumite die gleichen
Paare gebildet würden wie letzte Woche. Es wurde Zeit, ihm die wahre Clarissa
zu zeigen! Die, die ich selbst erst vor kurzem entdeckt hatte und die nicht
immer gleich den Schwanz einkniff.
    Mein Wunsch ging
schneller in Erfüllung als erwartet. (Was mal wieder zeigt, dass man vorsichtig
mit seinen Wünschen sein sollte.) Schon beim Aufwärmtraining forderte Jordan
uns auf, einen Partner zu suchen. Ich steuerte gerade zielstrebig auf Patti zu,
als mir auf einmal eine dunkle Gestalt den Weg verstellte. Seine dunkle
Gestalt.
    „Wollen wir?“
    Ich starrte ihn
mit offenem Mund an. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Patti auf halbem Weg zu
mir stoppte, sich dann umdrehte und mit jemand anders zusammentat. Na super! Im
Prinzip war es zwar durchaus mein Plan gewesen, mich ihm zu stellen - aber als
Gegner, nicht als Partner! Leider schienen sich alle anderen jedoch
mittlerweile zu zweit gefunden zu haben, so dass nur er und ich übrig blieben.
    Wütend zischte
ich ihm zu: „Ich bin begeistert!“
    Arik zog eine
Augenbraue hoch und schien noch etwas sagen zu wollen, doch da ertönte schon
Jordans Stimme mit der ersten Anweisung. Er schien es heute besonders gut mit
uns zu meinen. Keine Muskelpartie ließ er bei seinen Übungen aus, und wir
„Partner“ mussten uns dabei gegenseitig kontrollieren.
    Wie ich schon
vermutet hatte, besaß Arik eine Bombenkondition. Weder Liegestütze noch
Klappmesser noch Kniebeugen schienen ihm das Geringste auszumachen. Er
absolvierte alles mit stoischer Miene und präzise wie ein Roboter. Ich dagegen
merkte deutlich die Trainingspause, zumal ich meinen Körper zwischenzeitlich
auch noch so gnadenlos vergiftet hatte. Ich war völlig außer Form, wie ich
schon nach wenigen Minuten feststellte. Da ich mir vor diesem Kerl jedoch auf
gar keinen Fall eine Blöße geben wollte, biss ich die Zähne

Weitere Kostenlose Bücher