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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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nicht.“
    „Nicht? Na, dann
möchte ich lieber nicht erleben, wenn du noch schneller fährst. Dann müsstest
du ja fliegen!“
    „So ähnlich“,
stimmte er mir zu. Dann stülpte er sich den Helm über seinen Kopf. Der Gedanke,
dass ich diesen Helm, der ihm nun so nah war, gerade noch selbst getragen
hatte, berührte mich seltsam.
    Allerdings
bedeutete diese Bewegung wohl auch, dass er jetzt gleich fuhr. Plötzlich war
ich wieder an der Stelle angelangt, wo es mir unerträglich erschien, nicht zu
wissen, wann ich ihn wiedersah. „Arik?“ Sein Name entfuhr mir unbeabsichtigt,
ohne dass ich wusste, was ich ihm sagen wollte.
    „Ja?“ Er sah
mich fragend an.
    „Äh – nochmals
danke, dass du mich hergebracht hast. Das war – äh – nett von dir.“ Die
falschen Worte. Die richtigen brachte ich einfach nicht über die Lippen.
    „Gern
geschehen.“ Er ließ den Motor an. Das Geräusch hallte von den Häuserwänden
wider. Ich wandte mich langsam zur Haustür um. Ich wollte ihn nicht wegfahren
sehen.
    „Clarissa?“
    Der Klang meines
Namens aus seinem Mund verursachte mir eine Gänsehaut.
    „Ja?“ Rasch
drehte ich mich wieder zu ihm um.
    Er musste fast
schreien, um das Motorrad zu übertönen. „Falls du Lust hast…“
    „Ja??“
    „Wenn du willst,
könnte ich dich ja mal zu einem richtigen Trip mitnehmen.“ Die Worte klangen
dumpf, und unter dem Helm konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen.
    Ich atmete tief
durch. „Warum nicht…“ Ich hoffte, dass das lässig genug klang, um nicht den
Sturm zu verraten, der auf einmal in meinem Innern tobte.
    „Mal sehen“,
entgegnete er. Dann wendete er seine Maschine gekonnt in einem Halbkreis auf
der Straße, bevor er rasant Gas gab und mit aufbrausendem Motor verschwand.
Fast bildete ich mir ein, nur noch eine Staubwolke am Horizont zu sehen, aber
angesichts der asphaltierten Straße war das sicher nur ein Klischee.
    „Bis dann“,
murmelte ich seinem verschwindenden Rücklicht hinterher. Dann kramte ich meinen
Schlüssel aus der Tasche und ging allein in das verlassene Haus hinein. Kein
Arik, kein Mike – nur ich und die plötzlich am Nachthimmel erschienene
Düsenjägerflotte in meinem Bauch.
     
     
    Arik
     
    Ich bin meinem
Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Indem ich ihrein gutes Stück näher
gekommen bin. Denn sie ist der Schlüssel zu ihm - dem mein eigentliches, einziges Interesse gilt.
    Jetzt heißt es,
vorsichtig vorzugehen und sie nicht durch meine Ungeduld zu verschrecken.
Vielleicht kann ich von ihr ja schon alles Notwendige erfahren und muss mich
gar nicht näher mit ihm beschäftigen. Aber wenn es nötig wird, kann ich auch
dieses Opfer bringen. Zunächst einmal jedoch muss ich sie davon überzeugen,
dass ich ehrlich an ihr interessiert bin. Das verlangt viel Selbstverleugnung.
Aber ich werde es schaffen. Weil sie ein Mensch ist. Ein lächerlicher,
verachtenswerter, völlig unbedeutsamer Mensch. Und Menschen bedeuten mir
nichts. Dürfen mir nichts bedeuten. Und werden es genau deswegen auch
niemals tun. Und sie schon mal gar nicht.

Trip
    Clarissa
     
    Meine Geduld
wurde auf eine harte Probe gestellt. Der Freitag und der Samstagvormittag
verstrichen, ohne dass ich das Geringste von Arik sah oder hörte. Auch Mike
machte sich rar, so dass ich ganz mir selbst und meinen wild umherschweifenden
Gedanken überlassen war. Ich versuchte, mich mit meinen neuen Büchern über die
leeren Stunden zu retten, aber nachdem ich einige Seiten gelesen hatte, merkte
ich, dass ich keine Ahnung hatte, worum es überhaupt ging. Ständig drängte sich
ein Paar dunkle Augen in mein Bewusstsein. Ich ging ins Wohnzimmer und machte
den Fernseher an, aber das Programm war ebenfalls nicht geeignet, mich
abzulenken. Also vertrieb ich mir die Zeit mit Hausarbeit – Mike musste mich
mittlerweile für einen echten Putzteufel halten. Falls ihm der veränderte
Zustand unserer Bleibe überhaupt auffiel.
    Am frühen
Nachmittag hatte ich schließlich keine Ahnung mehr, was ich noch tun konnte.
Und immer noch lagen mindestens acht endlose Stunden vor mir, bis ich endlich
wieder schlafen gehen konnte. Selten war mir so langweilig gewesen. Also
beschloss ich mal wieder, in die Stadt zu fahren. Zwar hatte ich keine Ahnung,
was ich dort tun sollte, aber selbst wenn ich ziellos durch die Straßen liefe,
wäre das immer noch abwechslungsreicher, als hier zu sitzen und die Wände
anzustarren. Ich packte mein Portmonee, das Handy und den Hausschlüssel in
meine Jackentaschen,

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