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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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zur Zeit
sonnenbeschienenen Moray Firth, die Bucht, an der Inverness liegt, bot. Auch
der Rest des Zimmers überraschte mich, allerdings weitaus weniger positiv.
Offenbar war ich in einer Art Wohnschlafzimmer gelandet, das nur spärlich
möbliert war. Links erblickte ich einen klapprigen Holztisch mit passender
Bank, rechts ein sofaähnliches Gebilde mit angeschmuddelten Polstern, das, der
fadenscheinigen Decke und einigen durchgelegenen Kissen nach zu urteilen, Arik
auch als Bett zu dienen schien. Davon abgesehen, gab es nur noch diverse, aus
Latten zusammengezimmerte Bücherregale, die allerdings ähnlich gut gefüllt
waren wie die Low’schen. An der rechten Wand sah ich eine kleinere Tür.
Vermutlich ein begehbarer Schrank, wie er in schottischen Häusern üblich war.
Der Fußboden bestand aus einem scheußlichen braunen Teppichboden, auf dem
diverse Flecken prangten, deren Natur ich lieber nicht genauer untersuchen
wollte. Das ganze Zimmer sah aus, als habe sein Besitzer nicht das geringste
Interesse daran, es sich auch nur ein klitzekleines bisschen gemütlich zu
machen. Das war noch nicht einmal mit meiner Theorie vom armen Waisenjungen zu
entschuldigen, sondern ganz einfach sträfliche Verwahrlosung.
    Da Arik, der mir
wortlos gefolgt war, keinerlei Anstalten machte, mir einen Platz anzubieten,
sah ich mich kurzerhand selber um und entschied mich dann für das Sofa.
Vorsichtig ließ ich mich darauf nieder – und erstarrte. Irgendetwas bewegte
sich unter mir! Mit einem Schrei sprang ich wieder auf.
    Das hatte einen
ungeahnten Erfolg: Ariks Laune veränderte sich schlagartig – er lachte!
Allerdings nur den Bruchteil einer Sekunde lang, dann verfinsterte sich seine
Miene wieder. „Keine Angst, es beißt nicht!“, knurrte er.
    „Haha.“
Misstrauisch beäugte ich das Ungetüm, bevor ich mich äußerst vorsichtig ein
zweites Mal darauf niederließ. Als ich die Polster berührte, bewegte es sich
wieder, doch diesmal bezwang ich meinen Schreck und harrte aus. Verblüfft
stellte ich kurz darauf fest, dass sich das Polster offenbar meinem Körper
anpasste, denn als ich mich endlich entspannte, saß ich so bequem wie nie zuvor
– als wäre dieses Möbel nur für mich gebaut. Versuchsweise verlagerte ich mein
Gewicht leicht, und sofort folgte das Polster meiner Bewegung, bis es wieder
die optimale Passform erreicht hatte.
    Entgeistert
starrte ich Arik an. „Was ist das?“
    „BAF“, lautete
seine kurze, nicht im Mindesten hilfreiche Antwort. Auf meinen fragenden Blick
hin ergänzte er widerwillig: „ Body-adapting furniture. Computergesteuert. Passt sich jedem Besitzer individuell an.“ Jetzt klang er
fast wie ein Möbelverkäufer.
    „Davon habe ich
noch nie was gehört“, stellte ich verblüfft fest.
    Er ging nicht
darauf ein. „Wenn du meine Möbel genug bewundert hast, kannst du ja endlich
wieder gehen!“
    Ich beschloss,
den Stier bei den Hörnern zu packen. „Warum weichst du mir aus?“
    Diesmal
versuchte er nicht, sich dumm zu stellen, auch wenn seine Miene abweisend
blieb. „Glaub mir, das ist besser für dich.“
    „Blödsinn!“ Ich
sprang wieder von dem Science-fiction- Sofa auf. „Hör doch auf mit dieser
Scheiße!“
    Ich sah, wie er
bei meiner unfeinen Ausdrucksweise zusammenzuckte und mich schockiert ansah.
Aber auf einmal hatte ich es satt. „Weißt du was, ich mache dir einen
Vorschlag“, fuhr ich ihn an. „Wenn du mir ganz ehrlich sagst, dass du mich
nicht ausstehen kannst, und dass ich dir tierisch auf die Nerven gehe, dann
verschwinde ich ohne Widerrede und lasse dich ab sofort in Ruhe. Du musst es
mir nur sagen!“ Aufgebracht funkelte ich ihn an. Gleichzeitig wurde mir ganz
mulmig. Was sollte ihn eigentlich davon abhalten, genau das zu sagen, wozu ich
ihn aufgefordert hatte?
    Er musterte
mich. Sein Blick war seltsam. Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner
Stirn arbeitete. Schließlich – nach einer halben Ewigkeit, in der ich all meine
Selbstbeherrschung brauchte, um nicht zu ihm zu laufen und ihn unsanft zu
rütteln – schüttelte er langsam den Kopf. „Das kann ich nicht.“ Er sagte es
nüchtern. Eine Feststellung.
    Ich hielt die
Luft an.
    „Ich kann das
nicht sagen. Auch wenn ich es gern würde.“
    Bei dem letzten
Satz entwich mir die Luft, als habe er mir einen plötzlichen Hieb in den Magen
versetzt. „Warum?“, fragte ich verletzt. „Was hast du gegen mich? Ich dachte
eigentlich, nach unserer Nacht am See …“ Ich brach ab, weil ich einen Kloß

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