Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
Vom Netzwerk:
im
Hals spürte, der all meine Angriffslust verschwinden ließ.
    „Was dachtest
du?“
    „Ach, vergiss
es.“ Auf einmal wollte ich nur noch weg von hier.
    „Clarissa.“
Ohne, dass ich hätte sagen können, wie er dorthin gelangt war, stand er
plötzlich direkt vor mir. Ich schrak zusammen. „Ich habe nichts gegen dich!
Wirklich! Das musst du mir glauben!“
    Sein plötzlicher
Stimmungsumschwung machte mich schwindelig. Mühsam rang ich um einen klaren
Gedanken, was mir seine Nähe auch nicht gerade leichter machte. Ich
verschränkte schutzsuchend die Arme vor der Brust und presste hervor: „Aber
warum gibst du dir dann alle Mühe, mich loszuwerden?“
    „Gerade
deshalb!“ Ich wollte ihn unterbrechen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen.
„Du glaubst mir nicht, aber das solltest du besser. Ich bin wirklich nicht gut für dich!“ Die Bitterkeit, die in seiner Stimme mitschwang,
überzeugte mich davon, dass er es ernst meinte. Aber ich verstand einfach
nicht, warum. Was verbarg er vor mir?
    „Ich weiß nicht,
was du getan hast, aber es ist mir egal“, stieß ich schließlich bockig hervor.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass du so schlimm bist, wie du sagst. Und
selbst wenn du irgendetwas angestellt hast – jeder Mensch kann sich ändern!“
    „Willst du es
nicht kapieren oder kannst du es nicht?“, schrie er mich an. Wütend begann er,
durch das Zimmer zu stapfen und mit den Händen zu fuchteln. „Es ist nicht, was
ich tue , sondern, was ich bin ! Und das wird sich in alle Ewigkeit
nicht ändern!“
    „Oh, und was bist du dann so Fürchterliches?“, schrie ich zurück. „Vielleicht teilst du mir dein
dunkles Geheimnis ja endlich mal mit, dann kann ich wenigstens selbst
entscheiden, ob es wirklich so entsetzlich ist!“
    „Eine verdammte
Missgeburt! Das ist es, was ich bin! Bist du jetzt zufrieden?“
    Wütend blieben
wir voreinander stehen und starrten uns an. Mir wurde ganz schwach unter seinem
flammenden Blick, aber ich war fest entschlossen, keinen Zentimeter
zurückzuweichen.
    Arik war der
Erste, der die Augen niederschlug. Dann drehte er sich um und ließ sich auf der
Bank an dem Holztisch nieder. Er stützte seine Ellenbogen auf die Knie, legte
das Kinn in die Hände und starrte dann ins Leere. So, als sei es zwecklos, noch
weiter zu reden. Ich blieb unentschlossen im Raum stehen. Was jetzt? Um Zeit zu
schinden, trat ich ans Fenster und blickte aufs Wasser, ohne irgendetwas von
der Aussicht in mich aufzunehmen. Ich wusste nicht, was ich noch tun konnte.
    Eine winzige
Bewegung ließ mich schließlich den Kopf drehen – und geschockt die Augen
aufreißen: Arik war weg! Gerade hatte er noch auf der Bank gesessen, den Kopf
in die Hand gestützt – und jetzt war sie leer!
    Plötzlich
ergriffen mich aus dem Nichts zwei starke Arme von hinten. Mir blieb fast das
Herz stehen. Zu Tode erschrocken schnappte ich nach Luft wie ein Fisch auf dem
Trockenen und versuchte reflexartig, mich loszureißen, aber mein Körper
gehorchte mir nicht. Wie gelähmt verharrte ich in dem gnadenlosen Griff.
    „ Sorry ,
Clarissa. Ich mache alles falsch.“ Ariks raues Flüstern an meinem Ohr ließ
meine Beine einknicken. Hätte er mich nicht festgehalten, wäre ich einfach
umgefallen.
    „Aber – du warst
doch weg!“, stammelte ich, am Rande der Hysterie. „Erst warst du da, dann weg –
und jetzt bist du wieder da! Das macht mich ganz verrückt, dass du andauernd
verschwindest und wieder auftauchst! Ich krieg jedes Mal fast einen
Herzinfarkt! Wie machst du das? Das ist doch nicht normal!“
    Sanft drehte er
mich zu sich um und sah mich ernst an. „Ich bin nicht normal. Das versuche ich
dir ja die ganze Zeit klarzumachen!“
    Schlagartig ließ
mein Schwindelgefühl nach, während sich gleichzeitig eine andere Form von
Schwäche in mir ausbreitete. Je klarer meine Gedanken wieder wurden, desto deutlicher
wurde mir seine überwältigende Nähe bewusst. Sein Blick. Sein Atem in meinem
Gesicht. Sein gefährlicher Raubtiergeruch. Und diese unglaubliche Energie, die
von ihm auf mich übersprang und die ich mit jeder Nervenfaser spüren konnte wie
einen stetig zunehmenden elektrischen Strom. Schon jetzt kribbelte ich vom
Scheitel bis zur Sohle, und wenn ich noch lange so stehen bliebe, würde ich
bald lichterloh brennen.
    Ich blieb
stehen. Und es war in diesem Moment, dass ich auf einmal glasklar erkannte, was
mit mir los war. Ich gehörte zu ihm. Auf irgendeine unerklärliche Weise, aber
nichtsdestotrotz ohne

Weitere Kostenlose Bücher