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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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befinde mich am oberen Rand steiler Klippen. Der Weg, auf dem ich
bis hierher gefahren bin, verengt sich nun zu einem schmalen Pfad, der sich
einige Meter weiter kopfüber die Klippen hinunter zu stürzen scheint. Die
Wächter scheinen sich ihrem Ziel zu nähern. Allerdings ist es mir ein Rätsel,
wie sie mit ihrem Beiwagen hier weiterkommen wollen.
    Wie als Antwort
auf meine Frage sehe ich seitlich im Gebüsch eine dunkle Masse stehen – das
Motorrad. Falls sie noch dort wären, hätten sie mich längst entdeckt, und so
spare ich mir die Mühe, mich anzuschleichen, um es zu untersuchen, sondern
fahre einfach hin. Trotzdem klopft mein Herz heftig gegen meine Rippen, als ich
mich ihm nähere.
    Es ist natürlich
leer. Nach kurzem Nachdenken schiebe ich meine eigene Maschine ein Stück zurück
und verstecke sie dann notdürftig etwas abseits vom Weg hinter einem anderen
Strauch, wo sie hoffentlich nicht sofort zu sehen ist. Auch wenn ich nicht
wirklich daran glaube – vielleicht werde ich sie ja doch noch benötigen.
Hinterher. Dann schleiche ich so lautlos wie möglich wieder vorwärts.
    Bei der
zunehmend lauter werdenden Brandung ist es nicht leicht, irgendetwas anderes
wahrzunehmen, und so renne ich fast in einen der beiden hinein. Er steht
höchstens zwei Meter von mir entfernt am Rand der Klippe und ist gerade damit
beschäftigt, irgendetwas Dunkles, Flaches, Längliches über diesen Rand zu
schieben. Sofort werfe ich mich mit klopfendem Herzen platt auf den Boden und
schiebe mich dann vorsichtig seitwärts hinter ein paar Büsche, bis ich aus sicherer
Deckung über den Klippenrand hinweg blicken kann.
    Der zweite
Wächter steht auf einem engen Felsvorsprung schräg unterhalb meiner Position
und nimmt das Paket in Empfang, um es dann nicht allzu sanft vor sich auf dem
steinigen Boden abzulegen.
    Erst, nachdem
sich meine Augen an die inzwischen eingetretene Dunkelheit gewöhnt haben, wird
mir klar, dass es sich dabei um ihr Opfer handeln muss. Clarissa. Verschnürt
wie ein Paket. Sie bewegt sich nicht und wirkt leblos.
    Heißer Zorn
steigt in mir hoch, aber ich unterdrücke ihn gewaltsam. Ich muss jetzt einen
kühlen Kopf bewahren.
    Der erste
Wächter springt nun ebenfalls nach unten, und dann beziehen die beiden Seite an
Seite Position auf dem schmalen Vorsprung, direkt neben Clarissa. Dort bleiben
sie unbeweglich wie zwei Statuen stehen, den Blick in meine Richtung gewandt.
Ganz offensichtlich haben sie es nicht eilig, sondern warten in aller Ruhe auf
das, was da kommen soll. Mit anderen Worten - auf mich.
    Auf einmal fühle
ich mich wie gelähmt. Was soll ich jetzt bloß tun? Wissen sie schon, dass ich
hier bin? Werden sie gleich hinter mir auftauchen? Ich behalte sie scharf im
Blick, weiß aber, dass das keine Garantie ist. Sobald sie einmal den Zeitpunkt
und Ort meines Erscheinens bei ihnen kennen, können sie mir jederzeit überall
auflauern. Unwillkürlich linse ich nervös über meine Schulter nach hinten,
obwohl mir klar ist, wie sinnlos das ist. Wenn es Meister im lautlosen
Erscheinen gibt, dann sind es diese Typen, das haben sie ja bereits im Park
bewiesen. Nichts dort hat auf ihre Anwesenheit hingedeutet, bis es zu spät war.
Und dann waren sie ebenso plötzlich wieder verschwunden. Selbst ich kann da
nicht mithalten.
    Trotzdem weigere
ich mich, einfach so aufzugeben und mich ihnen auszuliefern. Wenn sie mich haben
wollen (Und daran gibt es wohl keinen Zweifel, denn auf wen sollten sie es
sonst abgesehen haben?), dann müssen sie mich schon holen. Und das werde ich
ihnen so schwer wie möglich machen.
    Behutsam ziehe
ich mich Meter um Meter zurück, bis ich außer Sichtweite bin. Dann stehe ich
auf und renne, so schnell ich kann, ohne Geräusche zu verursachen, zurück, bis
es wieder hell wird. Dabei halte ich mich vom Pfad fern, um ihnen auf ihrem Weg
hinunter nicht zu begegnen, und haste dann mit der rückwärts laufenden Sonne im
Gleichtakt parallel zum oberen Rand der Klippen durch die Büsche. Schließlich,
nach einigem Suchen, finde ich eine Stelle, an der die Klippen etwas weniger
schroff sind. Ich klettere hinunter bis zu einer Stelle unmittelbar unterhalb
des jetzt noch leeren Felsvorsprungs, auf dem ich die Wächter gesehen habe.
Dann blickbe ich mich nach einem Versteck um. Meine einzige Chance gegen diese
Typen ist ein Überraschungsangriff, und er muss beim ersten Mal gelingen. Wenn
ich sie nicht beide sofort ausschalte, werde ich keine zweite Chance bekommen.
Leider ist das Gelände nicht

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