Hinter der Tür
war.«
»Also, wenn er je an die Pensionierung denken sollte…«
»Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn sein Posten frei wird. Dann können Sie den üblichen Antrag stellen.«
»Was für einen Antrag?«
»Na, im Standesamt«, sagte Gail. Als Steve zusammenzuckte, fügte sie trocken hinzu: »Keine Sorge. Wenn es etwas gibt, das für mich nicht in Frage kommt, dann eine Ehe mit einem Privatdetektiv. Und wenn Sie Detektiv sind, Mr. Tyner, warum machen Sie dann nicht weiter?«
Aber ihr Schlafzimmer ergab nichts Ungewöhnliches oder jedenfalls nichts, worüber Steve sich ausließ. Er fragte, ob er das benachbarte Schlafzimmer sehen dürfe und wer zuletzt darin gewohnt habe.
»Meine Mutter«, sagte Gail.
»Hat sie viel Zeit in dem Zimmer zugebracht?«
»Ja–nach ihrem Zusammenbruch.«
»Sie war nie in einem Krankenhaus, nicht wahr?«
»Nein, sie wurde zu Hause behandelt. Das war wohl einer der Vorteile des Reichseins. Schließlich wurde der Familie klar, daß ihr nur in einem Sanatorium wirklich geholfen werden konnte. Aber der Gedanke … eingewiesen zu werden, entsetzte sie. Sie sagte, sie würde es nie dazu kommen lassen.«
»Und sie hat es auch nicht dazu kommen lassen«, sagte Steve ruhig.
»Nein.«
Er machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen, doch Gail folgte ihm nicht.
»Ich weiß genau, wie ihr zumute war, Steve.«
»Wie bitte?«
»Ich weiß, wie meiner Mutter zumute war. Wie sehr es mit mir auch bergab gehen mag, ich werde nicht zulassen, daß man mich in einen Käfig sperrt. Tut mir leid, wenn sich das melodramatisch anhört, aber so denke ich nun mal.«
»Hören Sie auf«, sagte Steve. »Wer redet denn überhaupt von Ihnen?«
»Die Fiduciary Bank – würde ich sagen. Sie redet von vererbter Schwermut. Warum geben Sie nicht zu, daß mich Ihre Leute am liebsten in eine Zwangsjacke stecken würden?«
»Sie wissen, daß das nicht stimmt.«
»Die Bankiers würden sich unheimlich darüber freuen. Sie würden mit meinem Geld alle möglichen kleinen Steuerspielchen spielen, Mr. Tedesco würde zum Präsidenten der Bank gewählt, und Sie würden wahrscheinlich einen Bonus bekommen, weil Sie bewiesen haben, daß mit diesem Haus nichts verkehrt ist, was sich nicht durch eine Gummizelle beheben ließe!«
Steve ging auf sie zu, packte ihre Arme und zog sie an sich – eine elegante, stürmische Filmstarbewegung. Nur der Kuß klappte nicht ganz so fehlerlos, denn er stieß leicht gegen ihre Nase. In jeder anderen Hinsicht war das Manöver zufriedenstellend. Nach der ersten Überraschung erwiderte sie den Kuß, wobei ihre Arme sich um ihn legten, wie es sich gehörte. Er war so dankbar für ihre Reaktion, daß er sie ein drittesmal küßte. Er hätte die Schlafzimmertür zugetreten, wenn sein Blick nicht auf Puh-Bärs mißbilligendes Gesicht gefallen wäre.
Tedesco hängte gerade einen Druck mit einer Jagdszene auf, als Steve am nächsten Morgen sein Büro betrat.
»Ist das jetzt gerade?«
»Links ein bißchen tiefer. Hast du mich deshalb kommen lassen?«
»Nein«, erwiderte Tedesco munter. »Es geht um einen neuen Auftrag, Steve, der dir gefallen wird. Ein vermißter Erbe. Ein Mann namens Applegard. Bekommt hunderttausend von seinem Opa, wenn wir ihn finden.«
»Ein neuer Auftrag? Was ist mit dem alten?«
»Der Gunnerson-Fall? Ja, das war gute Arbeit – deswegen sind wir überhaupt darauf gekommen, daß du auch für diese Sache der Richtige bist.«
»Du redest, als wäre alles vorüber.«
»Sagen wir mal, deine Rolle in der Sache ist erledigt. Ich will nicht behaupten, daß wir ein Verfahren gegen sie in Gang bringen, aber wir haben mehr als genug
Munition, wenn und falls wir Schritte unternehmen … Aber jetzt zu Applegard …«
»Moment mal. Vielleicht haben meine Berichte den falschen Eindruck erweckt …«
Freundlich: »Niemand hat dich um Eindrücke gebeten, Steve. Nur um Tatsachen.«
»Die Tatsachen, die ihr habt, sind reine Indizien. Erst in letzter Zeit habe ich das Mädchen auch persönlich kennengelernt.«
»Ja.« Tedesco seufzte. »Und um ganz ehrlich zu sein, Steve, war das meiner Meinung nach nicht dein bester Schritt. Du hast deine Objektivität verloren, und für einen Detektiv ist das nicht gut.«
»Bist du sicher, daß die Bank objektiv ist?«
Tedesco runzelte die Stirn und hörte auf, an dem Bild herumzurücken. »Der Ton dieser Bemerkung gefällt mir nicht recht, Steve.«
»Immer noch schräg, würde ich sagen.«
»Was?«
»Das Bild. Und ich habe folgendes gemeint: Du
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