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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Gummizelle gesperrt zu werden.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, wenn du einen Mann hättest, der für dich einsteht, könnte dir niemand etwas anhaben. Deshalb mache ich dir meinen Antrag. Ich wollte es dir weiß Gott anders sagen, aber warum heiratest du mich nicht einfach, zum Teufel?«

12
    D er Anblick seiner behandschuhten Hände am Steuerrad gefiel ihm. Dies war die einzige Angewohnheit, die er von seinem Vater übernommen hatte. Irgendwie verband er taubengraue Handschuhe mit Reichtum, mit der besten Art von Reichtum, die mit großer Lässigkeit, ja, fast Gleichgültigkeit genossen wurde. Die Art Millionär wollte er werden. Der Wagen, den er dann fuhr, würde nicht größer sein als der gemietete Kleinwagen, in dem er jetzt saß. Aber er würde nicht aus einer Detroiter Autoschmiede kommen, sondern aus Deutschland, irgendein exklusives Modell, vom Besitzer selbst gefahren. Wenn er sich je einen Chauffeur leistete, wollte er demokratisch vorn sitzen und mit dem Mann über das Wetter sprechen. Er gedachte sich keine Herrschaftssitze zu bauen, sondern nur einige gut gelegene Häuser oder Villen bescheidener Größe zu kaufen oder zu mieten. Jachten, großartige Feste, teure Gespielinnen – das alles kam nicht in Frage. Er wollte Gail Gunnersons Geld ganz diskret ausgeben.
    Die Zukunft rollte klarer vor seinen Augen ab als die Lichter der Stadt, die sich in seiner Windschutzscheibe ringen. Nur ein Aspekt beunruhigte ihn an dieser Vision. Eine Zeitlang würden ihm gewisse Türen verschlossen sein. (Als ihm das Wort »Türen« in den Sinn kam, verzog er das Gesicht.) Er würde die Vereinigten Staaten meiden müssen, das war klar. Auch wenn er seine haarige Maske abrasiert hatte, bestand die Gefahr, daß er erkannt wurde. Das Risiko war allerdings nicht besonders groß; er hatte längere direkte Kontakte geschickt vermieden. Er war mit niemandem befreundet oder auch nur weitläufig bekannt. Der Polizei hatte er nur einmal um den Bart gehen müssen (er lächelte unwillkürlich), aber das Zusammentreffen war nur kurz gewesen; er war sicher, daß der Lieutenant, der ihn wegen der armen Helen Malmquist befragt hatte, keinen spezifischen Eindruck von seinen Zügen gewonnen hatte – bis auf das Offensichtliche: die dicke Brille, der gepflegte rötliche Schnurrbart und der volle Bart; was blieb übrig, wenn man die Haare fortnahm? Nein, wegen des Polizeibeamten machte er sich eigentlich keine Sorgen (wie hieß er doch gleich – Bald – sowieso). Echten Kummer bereitete ihm Steve Tyner, der Lothario, der sich plötzlich an Gail gehängt hatte. Hier mochte sich ein Problem ergeben. (Er blickte stirnrunzelnd in den Rückspiegel, als erwarte er Steves Wagen zu sehen, der ihm folgte.) Nein, es war besser, wenn er vorsichtig handelte. Er wollte nach Europa zurückkehren, sobald ES erreicht war. Er wollte ein Wiener Krankenhaus aufsuchen und heftige Kopfschmerzen vorschützen, unfähig, in der Aufnahme seine Personalien anzugeben. Die studierten Ärzte (die ohnehin bereits bis zu den Hüften in den schlammigen Wassern der Psychoanalyse standen) würden nicht lange brauchen, um zu der Schlußfolgerung zu kommen, daß er das bedauerliche Opfer einer begrenzten Amnesie war, daß eine Kopfverletzung oder ein schweres Trauma seine Erinnerung an die letzten Monate lahmgelegt hatte. Und dann würden die Antworten kommen. Wenn es zu lange dauerte, mußte er natürlich nachhelfen. Er würde nachts aufschreien und sich entsetzt über fallende Schneewolken äußern. Er würde an warmen Sommerabenden vor Kälte zittern und beben. Und bald mußte die Schlußfolgerung im Raum stehen. Piers Swann lebt! Piers Swann lebt und ist bei guter Gesundheit und wird bald im Luxus schwelgen. Vielleicht waren die Buchprüfer und Banktreuhänder und Erbgerichte dann schon mit der Arbeit fertig. Und wenn ein rotwangiger Wiener Arzt Piers über seine wahre Identität aufklärte, mochte er die Hände hinter dem Rücken verschränken und hinzufügen: »Und Sie sind ein reicher Mann, Mr. Swann, ein sehr reicher Mann …«
    Er lachte leise, als er sich den Arzt vorstellte. Er war sicher, der Mann würde große Ähnlichkeit mit Professor Eckstein von der Wiener Universität haben, dessen Vorlesungen in psychoanalytischer Theorie er fast ein Jahr lang besucht hatte. Eckstein würde nie erfahren, wie dankbar er ihm war. Ebensowenig wie Ludovic, der Student, den er im Balkan-Grill kennengelernt und der ihm zwischen Czardas und Slibowitz-Gläsern erzählt

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