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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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was weggekippt gestern, was? Und dein Mund, was ist damit passiert?“ Er hob mein Kinn und betrachtete mich eingehend. „Wie viele Frauen haben denn da an dir rumgenuckelt heute Nacht? Ich sag dir nur eins, du Romeo: Wenn du nicht alles tust, um bis Freitag wieder fit zu sein, sitzt du den Rest der Saison auf der Ersatzbank. Hast du mich verstanden?”
Er wusste genau, das konnte er sich gar nicht leisten und er beruhigte sich so schnell wieder, wie sein Zorn aufgewallt war. Ich war zu erschöpft, um ihm zu widersprechen. Also nickte ich bloß und dann bat ich ihn um Urlaub. Die Worte brachen einfach so aus mir heraus. Ich machte ihm klar, dass ich ein paar Tage in Oslo bleiben wollte.
“Ich brauche Abstand.”, sagte ich müde.
Hartmann starrte mich an. “Also gut, Cordone, eine Woche. Brunowski wird für dich gegen Köln spielen, aber am Montag bist du wieder da und meldest dich sofort beim Doc. Ich sag ihm, er soll dir für die nächsten Tage etwas dalassen, damit du deine Wade selbst weiter behandeln kannst. Und halte dich um Gotteswillen fit. Wir brauchen dich gegen Irland. Außenseiter bringen die Jungs aus dem Konzept, sie sind so verdammt überheblich.”
Ich versprach ihm alles, wenn er mich nur endlich allein ließe.
Hartmann sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck um den Mund an, sein Blick wurde weich. Dann klopfte er mir zum Abschied auf die Schulter.
“Bist ein guter Junge.”, sagte er, als wäre ich der Sohn, den er nicht hatte. “Solche Dinge klären sich meist von allein. Sei aber fair zu Kim. Sag es ihr so bald wie möglich.”
Was sollte das denn jetzt? Dachte er etwa, ich hätte mich verliebt? Naja, verwirrt genug war ich ja, um ihn auf eine solche Fährte zu bringen. Wenn der wüsste, wie sehr ich neben der Mütze war! Ich hatte kaum geschlafen und schwitzte Blut und Wasser vor Scham und Selbstvorwürfen.
Als Hartmann endlich weg war, beruhigte ich mich etwas.
„Eine Woche weg von diesem Affenzirkus.“, seufzte ich erleichtert und beobachtete, wie sich vor meinem Fenster die Sonne durch die Wolken kämpfte. Ihre bleichen Strahlen zerrissen die Nebelschwaden in der Bucht und trieben sie vor sich her wie verirrte Geister.
Nichts musste sich ändern. Ich brauchte nur ein wenig Zeit für mich, das war alles. Kim war nicht hier und nach der harten Trainingswoche litt ich unter Sexentzug. Dazu die Erschöpfung nach dem Spiel, der Wodka ... da hätte sogar Winnie Puuh einen Affen aus mir machen können, wenn er sich Mühe gegeben hätte. Ich brauchte Ruhe, um mich wieder zu sortieren, dann konnte es weitergehen.
Einen Punkt hatte Hartmann allerdings getroffen. Was sollte ich Kim sagen, weshalb ich nicht mit den anderen zurückflog? Ich brachte das am besten gleich hinter mich. Solche Dinge wurden umso schwieriger, je länger man sie vor sich herschob.
“Wo bist du, Liebling, rufst du aus dem Flieger an? Wie war das Spiel?”, hörte ich ihre weiche helle Stimme, die mir nicht den Trost brachte, den ich erwartet hatte. Ich zögerte einen Moment zu lang und erweckte dadurch sofort ihren Argwohn. Sie machte mir keine Vorwürfe, stellte keine Vermutungen in den Raum, aber ihre plötzliche Zurückhaltung sagte genug.
“Ich kann dir das jetzt nicht erklären.”, sagte ich. “Ich brauche einfach etwas Zeit, um nachzudenken.”
“Darüber, wann wir heiraten?”, kam es müde.
“Bitte, Schatz, sei nett und gib mir eine Woche. Danach reden wir, auch über die Hochzeit, wenn du willst.”
Sie legte einfach auf. Ich hatte nicht die Energie, sie noch einmal anzurufen, um sie versöhnlicher zu stimmen. Im Grunde hatte sie Recht, ich schob die Entscheidung schon viel zu lange vor mir her. Auch meine Position im Fußballzirkus verlangte irgendwann eine legitime Frau an meiner Seite. Späte Junggesellen wurden misstrauisch beargwöhnt. Ein Ehering am Finger war da wie der ‚Knopf im Ohr‘:
    ‘Hiermit wird bestätigt, dass mit Herrn Luca Cordones Sexualität alles in Ordnung ist. Keiner seiner Mitspieler braucht befürchten, beim Torjubel von ihm betatscht, verführt oder umgedreht zu werden. Auch für die breite Bevölkerung besteht absolut keine Ansteckungsgefahr. Selbst Klementine sagt: Er ist nicht nur sauber sondern rein.’
    Ächzend ließ ich mich in die Kissen zurück sinken und starrte an die Decke. So eine verdammte Scheiße, was war bloß mit mir passiert? Ich versuchte nachzudenken, aber in meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Schlafen konnte ich auch nicht. Das einzige, was ich spürte,

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