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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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noch der Umstand:, Molesworth sagt aus, er habe sie auf der Treppenstufe sitzen gefunden. Nun sah ich aber, daß der leichte Schnee, der darauf lag, keine Spur davon zeigte, doch ist es nicht unmöglich, daß der Wind sie in der Zwischenzeit verweht hat. Jedenfalls hätte ihr Kleidersaum feucht sein müssen. Das war jedoch nicht der Fall, wie ich von dem Polizisten Harrison weiß, den ich vorhin einen Augenblick sprach.
    Sie haben keine Zeit verloren zwischen gestern abend und heute früh, das muß ich gestehen. Haben Sie noch mehr zu berichten?
    Ich bin fast zu Ende, doch möchte ich Sie noch bitten, mit mir Fräulein Farleys Handtasche zu öffnen. Sie wissen, sie trug eine am Arm, als sie das Hotel verließ. Gryce zog bei diesen Worten unter seinem Rock eine schwarze Ledertasche hervor, die auf der einen Seite mit zwei bronzenen Buchstaben, einem M und einem F verziert war.Wie sind Sie denn in den Besitz der Tasche gekommen?
    Ei, sie war im Wagen liegen geblieben. Als ich gestern abend das Haus verließ, stand der Wagen – ein leichtes Kabriolet – noch vor der Türe, und da ich vermutete, Sie würden ein Interesse daran nehmen, das Innere desselben zu besichtigen, wo nach Molesworths Aussage das Mädchen starb, so nahm ich das Gefährt in Beschlag und brachte es, ohne von jemand angehalten zu werden, glücklich in einer nahegelegenen Stallung unter. Jetzt hat es ein Polizeibeamter meines Bezirks in Verwahrung.
    In der Handtasche, deren Besichtigung die beiden Männer nun vornahmen, befanden sich verschiedene Toilettengegenstände und etwas Wäsche, jedoch weder ein Brief noch sonst etwas Schriftliches. Gryce machte eine Liste von allen einzelnen Artikeln.
    Was für Zeugen wären denn noch zu ermitteln? fragte der Coroner; die Apothekergehilfen zum Beispiel.
    Ich habe sie bereits gesprochen. Sie bestätigen Molesworths Angaben: er hielt vor der Tür, trat in den Laden und bat um Beistand. Sie folgten ihm hinaus, aber da kam er schon zurückgestürzt mit dem Ruf: Zu spät, sie ist bereits tot. Im Wagen lag das arme Mädchen zusammengekrümmt und leblos. Die jungen Leute dachten natürlich nicht daran, die Hand der Toten zu berühren, um zu sehen, ob sie schon kalt sei. Sie kannten den Doktor, glaubten seinem Wort und waren nur bemüht, ihm in seiner furchtbar peinlichen Lage beizustehen. Dem einen trug er auf, Sie, Herr Doktor, mittelst Telephon von dem Vorgefallenen in Kenntnis zu setzen, der andere, Herbert Schwarz mit Namen, begleitete ihn nach seiner Wohnung und half ihm die Leiche hinauftragen. – Auch bei dem Pfarrer war ich, erfuhr jedoch nichts Neues.
    Aber der Kutscher, den er mit dem Rezept zu einemKranken geschickt haben will? Seine Aussage wäre gewiß nützlich.
    Mit dem habe ich fast eine Stunde verloren. Er ist ein verdrossener, störrischer Mensch und wollte nicht mit der Sprache heraus. Was ich von ihm erfuhr, stimmt indessen mit Molesworths Bericht überein. Der Doktor hatte ihn in das E–Hotel bestellt, um den Pfarrer Preiß nach der Trauung zurückzufahren. Dort traf er aber nur seinen Herrn, der ihm sagte, die Hochzeit werde nicht stattfinden, dann in den Wagen stieg und ihm winkte, an seiner Seite Platz zu nehmen. Sie fuhren durch mehrere Straßen, bis der Doktor plötzlich halten ließ und ihm ein Papier einhändigte, mit der Weisung, es so schnell wie möglich zu Herrn Monroe in die 73. Straße zu tragen. Von dort war er eben zurückgekehrt, als ich bei ihm vorsprach. Seinem Zeugnis traue ich nicht recht, es kommt mir verdächtig vor; zwar blieb er genau bei seiner Aussage, trotz meiner Kreuz- und Querfragen, doch schien mir's, als habe er große Furcht vor seinem Herrn und sei nicht offenherzig.
    Da steckt scheint's etwas dahinter, meinte der Beamte.
    Noch einen andern Punkt möchte ich hervorheben: Molesworth sagt, daß er durch mehrere Straßen gefahren sei, um seine Braut zu suchen. Bei diesem Suchen und auch nachher, als er Fräulein Farley in so elendem Zustand gefunden, kann er unmöglich schnell gefahren sein. Als ich aber das Pferd nach der Stallung fuhr, bemerkte ich, daß es ganz müde und abgehetzt war, gerade als habe es eine weite Strecke in rasender Eile zurückgelegt.
    Ein merkwürdiger Umstand.
    Sie sehen, Doktor Braun, fuhr Gryce fort, es gibt bei dieser Sache manche ungelöste Frage. Ich habe noch viele Erkundigungen einzuziehen nach des Mädchens Vergangenheit, nach ihrem Aufenthalt während der letzten Tage vor ihrem Tode – die Wirtin sagt, sie sei zu ihrerErholung

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