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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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erwiderte Frau Roberts.
    Gryce fragte nun noch die Dienstmädchen aus und ließ Mildred Farleys Zimmer öffnen. Dort entdeckte er sichere Anzeichen, daß die junge Schneiderin sich nicht ausschließlich mit ihrer Näharbeit beschäftigt habe. Auf dem Tisch lagen verschiedene Lehrbücher und Hefte, darunter eins mit französischen Sätzen, offenbar von ihrer Hand geschrieben. Gryce riß ein Blatt heraus und steckte es in die Tasche.
    In tiefen Gedanken verließ er das Haus.
    Also, dachte er, wie Frau Olney sagt, kam das Mädchen oft erst spät abends nach Haus und zwar nicht immer infolge geschäftlicher Abhaltung, da sie zuweilen Ausflüchte gebrauchte, um sich zu entschuldigen. Wurde Molesworth eifersüchtig, vielleicht nicht ohne Grund und hat er, im Glauben an ihre Untreue, ihr nur den Ausweg gelassen, sich das Leben zu nehmen oder ihre Schuld öffentlich an den Pranger gestellt zu sehen? Oder hat er am Ende – freilich der schwärzeste Verdacht – ihr lieber den Tod gegeben, als sie zu heiraten?

Neuntes Kapitel.
    Der Detektiv setzte seine Nachforschungen unermüdet fort, und erst als er nicht mehr hoffen durfte, selbst noch weitere Tatsachen zu ermitteln, suchte er den Coroner wieder auf. Es war Gryce weder gelungen, ausfindig zu machen, wo das Mädchen die letzten Tage vor ihrem Tode zugebracht hatte, noch für wen die schönen Kleider bestimmt gewesen waren, an denen sie so eifrig gearbeitet hatte.Nun sollte die Gerichtsverhandlung gehalten, und der Bericht darüber in allen Zeitungen bekannt gemacht werden. Vielleicht stand dann doch noch ein Zeuge auf, um Licht in die Dunkelheit zu bringen.
    Irgend jemand in der Stadt oder Umgegend muß doch wissen, wo sie sich aufgehalten hat, bevor sie den verhängnisvollen Schritt tat, äußerte sich Gryce dem Beamten gegenüber. Darüber, daß die Dosis Gift, die sie genommen, stark genug war, einen schnellen Tod herbeizuführen, ist wohl kein Zweifel?
    Nein, entgegnete der Coroner, das hat die Sektion erwiesen.
    Aber die Dosis war doch nicht stark genug, um auf der Stelle zu töten?
    Darüber sind die Sachverständigen uneins.
    Als Gryce im Begriff war, sich zu entfernen, hielt ihn der Beamte mit der Frage zurück: Wie verhält es sich denn mit dem Farbfleck?
    Der Fleck auf dem Wagenkissen ist nur undeutlich, aber der auf ihrem Kleiderrücken ganz frisch, war die Antwort. Sie muß sich an etwas angelehnt haben, was frisch gestrichen war, und vom Kleide hat der Fleck auf den Wagen abgefärbt. Die Farbe ist so eigentümlich, daß man sie leicht wieder kennt, aber ich habe trotz aller Mühe keinen solchen Anstrich entdecken können.
    Haben Sie auch daran gedacht, daß Molesworths Aermel gleichfalls befleckt sein müßte, wenn er, wie er angibt, die Sterbende in den Wagen getragen hat?
    Natürlich, und der Fleck ist vorhanden.
    Nun, dann dürfte des Doktors Geschichte doch wahr sein, meinte der Beamte.
    Bei dem gerichtlichen Verhör, das tags darauf stattfand, wurden die verschiedensten Zeugen vernommen, und dieUntersuchung aufs gründlichste geführt. Dennoch kam nichts zutage, was nicht der Detektiv schon zuvor in Erfahrung gebracht hatte. Auch Molesworths Zeugenaussage ergab nichts Neues, doch waren einige seiner Antworten immerhin bemerkenswert.
    Auf die Frage, wann und wo er sich mit Fräulein Farley verlobt habe, entgegnete er würdevoll und ohne Rückhalt:
    Das Fräulein hatte niemals bestimmt gesagt, daß sie mich heiraten wolle, bis ich an dem Morgen des Tages, an dem sie starb, einen Brief von ihr erhielt, der mich aufforderte, nach dem C-Hotel zu kommen, wo sie bereit sei, sich mit mir trauen zu lassen. Zeichen ihrer Zuneigung hatte ich wohl schon früher erhalten, aber, wie gesagt, noch kein Versprechen.
    Sie haben ihr wohl Ihre Neigung schon seit längerer Zeit gestanden?
    Am Totenbette ihrer Mutter trug ich ihr zuerst meine Hand an.
    Er sprach mit verhaltenem Gefühl; ein scheues Gemurmel durchlief die Versammlung, und des Coroners Stimme klang ehrerbietig, als er die weitere Frage stellte, ob der eben erwähnte Brief noch in des Doktors Besitz sei.
    Nein, lautete die Antwort, ich bewahre grundsätzlich keine Briefe auf und habe daher die Zuschriften des Fräuleins ebenfalls vernichtet.
    Der ungünstige Eindruck, den dieser Umstand auf die Menge machte, schien Molesworth nicht zu bekümmern. Es waren weise Häupter genug zugegen, die solche Vorsicht durchaus lobenswert und nachahmungswürdig fanden.
    Sie handelten also dieser Ihrer Gewohnheit gemäß, indem

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