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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Foote auf der Heimreise von Europa begriffen sei, sie vollkommen kalt. Ja, sie erklärte sogar, sie werde mit dieser früheren Jugendfreundin allen Umgang abbrechen, da ihr Dinge über Klara zu Ohren gekommen seien, die ihr durchaus mißfielen. Diese Aeußerung berührte Frau Gretorex sehr unangenehm, besonders da Genofeva über die Ursache dieses Bruchs der alten Freundschaft nichts Näheres mitteilen wollte. Schließlich forderte die Mutter sie auf, mit ihr in das Zimmer hinaufzugehen, das sie als Mädchen bewohnt hatte; dort sei noch alles so geblieben, wie sie es verlassen habe, damit sie selbst über ihre Besitztümer verfügen könne. Genofeva aber weigerte sich entschieden, diesem Wunsche Folge zu leisten.
    Ich fühle mich wirklich heute abend zu ermüdet, sagte sie, es wird wohl Zeit haben bis ein andermal, wenn ich nicht gerade von einer langen Eisenbahnfahrt angegriffen bin.
    Frau Gretorex war nicht an Widerspruch gewöhnt; sie sah verstimmt aus, und Genofeva, dies gewahrend, setzte mit jener gewinnenden Freundlichkeit hinzu, die selbst ihren Launen einen unwiderstehlichen Reiz verlieh: »Verzeih Mama, ich weiß wohl, mein Mann hat mich sehr verwöhnt und mir in allem den Willen getan. Das darf er künftig nicht mehr, sonst werde ich allzu selbstsüchtig. Hörst du wohl, Walter?«
    Kameron lächelte ihr zu und vertiefte sich in ein Gespräch mit seinem Schwiegervater. Frau Gretorex schien besänftigt; sie erkundigte sich nach den Festlichkeiten, die sie in Washington mitgemacht hatten. Der gestörte Einklang war wieder hergestellt, aber der Besuch des oberen Zimmers unterblieb.
    Das erste, was Genofeva am andern Morgen ihrem Gatten mitteilte, war der Wunsch, sofort ihre eigene Wohnung zu beziehen, selbst auf Kosten kleiner Unbequemlichkeiten. Kameron war damit einverstanden, und ohne auf die mancherlei Einwendungen zu achten, welche sich dagegen erhoben, setzte die junge Frau die Uebersiedlung noch am nämlichen Tage durch. Ihr Gatte konnte nicht umhin, sich geschmeichelt zu fühlen, daß sie seine alleinige Gesellschaft jeder andern vorzog, und Genofeva verließ mit freundlichem Abschied, aber anscheinend ohne Bedauern die Stätte ihres früheren Mädchenlebens.
    *
    Als Kameron am zweiten Morgen nach ihrem Einzug sein Wohnzimmer betrat, sah er seine Frau mit ängstlich gespanntem Blick die Spalten der Zeitung überfliegen, wobei ihr die Hände vor nervöser Erregung zitterten.
    Was hast du, Genofeva? fragte er; suchst du etwas Besonderes?
    Sie ließ das Blatt sinken. O nein, entgegnete sie leichthin, ich vertrieb mir nur die Zeit. Ich sehe, du willst ausgehen?
    Er zögerte noch einen Augenblick. Könnte ich dich nur fassen und verstehen, sagte er, mir ist oft, als seien wir meilenweit auseinander.
    O nicht doch, nicht doch, flüsterte sie, ihn zärtlich mit den Armen umschlingend; wie kann ein Mann wie du sich mit solchen Einbildungen quälen? Und sie barg ihr Haupt an seiner Brust.
    Tags darauf traf er sie wieder bei der Zeitung; diesmal sagte sie ihm, was sie suchte.
    Ich finde keine Anzeige von Doktor Molesworths Verhaftung; wird so etwas nicht veröffentlicht?
    Gewiß, ich habe mich selbst schon darüber gewundert. Im Hospital, wo ich den Fall behandle, den er neulich mit mir besprach, weiß man nichts von ihm; auch verlautet nicht, daß er sich in Haft befindet oder unter polizeilicher Aufsicht steht. Ich werde ihn einmal in seiner Wohnung aufsuchen.
    Da würdest du ihm gewiß eine Freundlichkeit erweisen, meinte Genofeva.
    So klingelte denn Doktor Kameron eines Morgens an Frau Olneys Wohnung, um sich nach Molesworth zu erkundigen. Es ward ihm bedeutet, der Doktor sei unwohl und nur für einige Patienten zu sprechen. Kameron schickte seine Karte hinein und wartete ungeduldig auf den Bescheid. Man bat ihn, einzutreten; der Doktor, hieß es, freue sich, ihn zu empfangen.
    Kameron fand in dem düstern Zimmer seinen Kollegen auf dem Sofa liegen; nicht weit davon saß ein kleinerMann von unscheinbarem Aeußern, in einen Leihbibliothekband vertieft.
    Sobald sich die Tür hinter dem Dienstmädchen wieder geschlossen hatte, sprang Molesworth auf.
    Sie bringen mir gewiß Nachrichten von unserer Patientin, rief er, wie ist ihr Befinden?
    Gut, war die Antwort, aber die Wärterin schüttelt den Kopf bei jedem Tropfen Arznei, den sie ihr geben muß.
    So schicken Sie die Wärterin fort und nehmen eine andere; unter solcher Torheit darf die Kur nicht leiden.
    Kameron nickte zustimmend und warf einen neugierigen

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