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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Kleidern paßten, stieß sie mühsam hervor. Wie viele, und zu welchen Kleidern? Ich will es wissen.
    Das Mädchen wurde immer ängstlicher. Ein Stück wie das graue Samtkleid, sagte sie, auf einen prachtvollen Gesellschaftsanzug deutend, eine Probe vom Besatz des braunseidenen Kleides; ganz besonders aber hat sie das weiße Atlaskleid betrachtet und die Knöpfe an dem langen Mantel. Mitgenommen hat sie aber nichts; ich glaube, die Schneiderinnen machen's alle so.
    Die junge Frau war in einen Stuhl gesunken; der Anblick der reichen Gewänder, in denen sie in Washington solche Bewunderung erregt hatte, schien ihr förmlich verleidet.
    Hänge sie zurück in den Schrank! befahl sie dem Mädchen, und rühre sie unter keiner Bedingung je wieder an, ohne daß ich dir's sage.
    Als Genofeva bald darauf ins Wohnzimmer trat, ward ihre düstere Miene plötzlich hell, und aller Verdruß schien verflogen. Sie lächelte, scherzte und plauderte fröhlich und verscheuchte die Wolken von ihres Mannes Stirn.
    Auf diesen zwar unbedeutenden, aber höchst rätselhaften Vorfall folgte noch am selben Abend ein anderer, der nicht weniger unerklärlich schien.
    Ein Herr ließ sich bei Doktor Kameron und seiner Frau melden, die er in dringenden Geschäften zu sprechen wünschte.
    Ich komme, sagte er, sich gegen den Doktor verbeugend,um eine einfache Frage an Ihre Frau Gemahlin zu richten. Ich muß Sie bitten, wandte er sich an Genofeva, mir den Namen Ihrer Schneiderin zu nennen.
    Wäre die Decke plötzlich über dem Haupte der jungen Frau eingefallen, es hätte sie kaum weniger überrascht und erschreckt.
    Entschuldigen Sie, fuhr der Herr fort, wenn ich Ihnen zudringlich und unhöflich erscheine. Ich werde mich sogleich näher erklären. Ohne Zweifel wird Ihnen, Herr Doktor, vielleicht auch Ihrer Frau Gemahlin, eine Geschichte erinnerlich sein, die sich erst kürzlich zugetragen hat: ein junges Mädchen war in einem Doktorwagen an Vergiftung durch Blausäure gestorben.
    Sie sprechen von Mildred Farley? fragte Kameron, verwundert, daß dieser Name ihn überallhin verfolge.
    Ganz recht, versetzte der andere.
    Gewiß entsinne ich mich des traurigen und geheimnisvollen Vorgangs, erwiderte Kameron. Hat die Frage, die Sie an meine Frau stellten, etwas mit jener tragischen Angelegenheit zu tun?
    Allerdings steht sie in Zusammenhang damit, entgegnete der Herr mit einem recht väterlichen Blick auf die schöne junge Frau, die, gedankenvoll in das flackernde Kaminfeuer schauend, eine nähere Erklärung abzuwarten schien. Sie werden aus der Zeitung wissen, daß Mildred Farley Schneiderin war und bis kurz vor ihrem Tode ihr Gewerbe aufs eifrigste betrieb. Nun liegen verschiedene Gründe vor, die es der Polizei als zweifelhaft erscheinen lassen, daß es sich in ihrem Fall um einen einfachen Selbstmord handelt. Es ist zum Beispiel noch nicht gelungen zu ermitteln, für welche Kundin sie gearbeitet und in welchem Haus sie die Kleider abgeliefert hat, mit deren Anfertigung sie in den letzten Wochen beschäftigt war. Möglich, daß es gar keinen Wert hat, darüber Aufschluß zu erhalten,und der Umstand sich als ganz unwesentlich erweist. Aber gerade, weil es ein bisher noch ungelöstes Rätsel ist, schickt mich die Behörde, welcher daran liegt, jeden zweifelhaften Fall zu ergründen, in dieses Haus, damit ich versuche, etwas Licht in das Dunkel zu bringen. Er schwieg und schaute auf Genofeva, die seinen Blick mit Festigkeit erwiderte.
    Sie nehmen vermutlich an, daß ich mit Mildred Farley bekannt war? fragte sie kühl und bestimmt.
    Ist dem nicht so?
    Sie lächelte. Fragen Sie meinen Mann! versetzte sie statt der Antwort.
    Kameron schüttelte den Kopf, was den Herrn jedoch nicht zu überzeugen schien, denn er fuhr in ernsterem Tone fort:
    Wenn Ihnen Fräulein Farley unbekannt war, Frau Doktor, so ist es doch wunderbar, daß sie die Kleider zu Ihrer Ausstattung angefertigt hat.
    Wie meinen Sie das, entgegnete die Angeredete, jenes Mädchen hat niemals für mich gearbeitet, das kann ich auf das Bestimmteste versichern.
    Gut, dann komme ich auf meine erste Frage zurück, versetzte jener lächelnd: wer ist Ihre Schneiderin?
    Müssen Sie es durchaus wissen? fragte sie mit stolzer Haltung, ohne ihre Entrüstung über solche Zudringlichkeit zu verbergen.
    Nur um den Leuten widersprechen zu können, welche glauben, daß es Mildred Farley war.
    Aber welcher Grund liegt denn vor, fiel hier Kameron ein, meine Frau mit jenem unglücklichen Mädchen in Zusammenhang zu

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