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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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über das gemeine Alltagsleben emporgehoben hat. Diese Zeilen werden Ihnen nie zu Gesicht kommen, aber was tut das? Achtet die Sonne denn auf alle Blumen, die sich ihrem Strahl öffnen? Ich fühle mich gestärkt, fühle mich neu belebt durch den Gedanken an Sie. Mein Leben verfloß in trostloser Einförmigkeit, ehe ich Sie sah. Jetzt ist mir geholfen.«
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    »Ich habe mich geprüft, habe mein Inneres befragt. Sind Sie wirklich der Mann, für den ich Sie halte, oder spiegelt mir meine Einbildungskraft ein bloßes Idealbild vor? Nur wenige Worte habe ich zwar aus Ihrem Munde vernommen, doch glaube ich Sie zu kennen und fühle, daß ich durch Sie besser, edler, weiser geworden bin. Ist es mein guter Engel, der mir das zuflüstert, oder muß ich besorgen – – Ich wage nicht den Gedanken auszudenken.Meine neu geborene Seele darf ihren Flügelschlag nicht frei erheben; ich gehöre mir ja nicht mehr selber an, sondern dem Manne, dem ich meine Hand zugesagt habe.«

    »Ich sah Sie wieder. Nein, es war kein Irrtum, ich fühlte, daß Ihnen meine Gegenwart beglückend ist, wie mir die Ihre. Eine gefährliche Erkenntnis. Sie nimmt all mein Denken und Sinnen gefangen. Wie ist mir denn? Mein altes Dasein ist mir fremd geworden; ich lebe in einer ganz neuen Welt. Hat das Ihr Blick getan? Hat er die alten Bande gelockert, von deren Vorhandensein Sie freilich nichts ahnen konnten?«
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    »Warum haben Sie monatelang mit meinem Ebenbildunter einem Dache gelebt und sie nie mit solchem Blick angeschaut, wie mich heute? Sind unsere Seelen verschieden und nur unsere äußere Erscheinung gleich? Oder ist nur das verführerisch, was unerreichbar scheint? – Sehen Sie mich hoch über sich – schauen Sie zu mir empor, wie ich zu Ihnen? –«
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    »Meine Mutter ist tot; an meiner Brust hat sie ihren letzten Seufzer ausgehaucht, mir ihr letztes Wort zugeflüstert, doch bin ich nicht unglücklich, mir ist nicht, als hätte ich etwas verloren. In jener Stunde vernahm ich ja zum erstenmal das Geständnis Deiner Liebe. Dein Antrag gab mir mehr, als die Welt mir nehmen könnte, und raubte sie mir all mein Gut!...«
    »Ich gab Dir keine Antwort; was hätte ich auch sagen können? habe ich doch einem andern Mann Treue gelobt! Du aber warst großmütig und drangst nicht in mich. Du offenbartest Deine Liebe, das war genug. An mir ist es nun, durchzusetzen, daß wir einander angehören und unser innigstes Entzücken, unsere höchste Ehre in dieser gegenseitigen Liebe finden können. Werde ich den Mut dazu haben? Wenn ich an die Hindernisse denke, die sich mir in den Weg stellen, sage ich: Nein! – Gedenke ich Deiner, so spricht mein Herz ein lautes und furchtloses Ja!«
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    »Du wußtest nicht, daß ich verlobt sei, als Du mir Deine Hand botest, nur daß ich reich bin und meine gesellschaftliche Stellung hoch über der Deinen steht. – Jetzt weißt Du es – Mildred hat es Dir mitgeteilt, aber Du entziehst mir Deine Liebe nicht – Du kannst es nicht, hast Du gesagt. So besitze ich denn noch diesen Schatz, der mir Verderben bringen muß oder eine nie endende Freude und Wonne – je nachdem es das Schicksal fügt.«»Ich habe mein Leben lang nie eine Sorge gekannt, mir keinen Wunsch versagt. Jetzt scheint mir eine Heirat, welche mir die ewig wiederkehrenden Genüsse des Lebens sichert, weniger wünschenswert als ein Ehebund, der alle schlummernden Seelenkräfte in mir wecken und mich täglich durch Kampf zum Siege führen würde. Nicht die Furcht, den Glanz und Reichtum, der mich jetzt umgibt, zu verlieren, läßt mich vor dem entscheidenden Schritte zurückschrecken; ich bedarf dieser Güter nicht mehr zu meinem Glück; sie sind mir nur ein unnützer Ballast, den ich gleichgültig von mir werfen würde. Mein Entschluß ist gefaßt: morgen spreche ich mit meiner Mutter; sie hat sich mir ja stets gütig erwiesen, als sei ich ihr leibliches Kind.«
    »Vergebens. Ich wußte es beim ersten Wort. Das Urteil der Welt geht ihr über alles. Ich muß den Mann heiraten, dem ich mich verlobt habe, und der schönste Traum meines Lebens, der einzige, den ich je geträumt, wird nie zur Wirklichkeit werden. Kann ich das ertragen? – Kannst Du es? – ›Nein,‹ flüstert eine bange Stimme in meinem Innern.«
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    »Mildred hat Dir die Entscheidung

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