Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
Vom Netzwerk:
fahre Sie jedenfalls nach der Stadt.
    Zu Kamerons Ueberraschung ergab sich nun, daß die Straße, auf der sie sich befanden, in einem Bogen nach Harley zurückführte, wahrend er geglaubt hatte, die Stadt im Rücken zu haben.
    Und wie weit ist es von hier nach dem Gasthof? fragte er.
    Fünf Meilen, wenn wir über Sinton fahren; drei Meilen auf dem direkten Wege.
    Wir verfolgen dieselbe Richtung wie der Mann vor uns, und der ist schwerlich über Sinton gefahren.
    Mit einem besorgten Blick nach dem Himmel verließ der Doktor die Scheune und suchte seine Gefährten auf. Er fand nur den Pächter Lewis im Wagen.
    Wo ist der Hausierer? fragte er.
    Hineingegangen, um sich zu wärmen. Er scheint die Geschichte satt zu haben und wird schwerlich heute abend noch weiter wollen. Will Noyes Sie fahren?
    Ja wohl, er spannt eben ein.
    Ich hätte ihn für klüger gehalten. Na, das ist seine Sache. Ich will machen, daß ich heimkomme zu meiner Alten, ehe mein Pferd liegen bleibt. Gute Verrichtung! Den Kerl werden Sie nicht kriegen, wohl aber einen tüchtigen Schnupfen.
    Bei dieser tröstlichen Verheißung wandte er sein Tier und war in der Dunkelheit verschwunden, ehe der Doktor ihm noch danken konnte.
    In höchster Ungeduld wartete Kameron, bis das neue Gefährt endlich erschien. Zugleich hatte sich der Hausierer wieder eingefunden.
    Sie werden mich doch nicht hier lassen, rief er, Kamerons Absicht erratend, in heftiger Erregung; wenn Sie mich nicht mitnehmen, bleibt mir nur übrig, zu Fuß hinter dem Wagen herzulaufen, denn nach Harley muß ich heute jedenfalls zurück.
    War dies der näselnde, schlürfende Mensch von gestern abend? Der Doktor betrachtete ihn mit zweifelnder Miene. Wie, wenn der angebliche Hausierer ein Verbündeter seines Feindes war, der ihn unterwegs aufhalten wollte? – Bei genauerer Betrachtung fand er aber den Menschen so gutmütig, harmlos und unverdächtig, daß er es nicht über's Herz brachte, ihm den Platz im Wagen zu verweigern.
    Der niederströmende Regen hüllte jetzt die ganze Landschaft in einen dichten Schleier ein, und der Wind blies mit verdoppelter Wut. Aber der neue Kutscher verstand sein Geschäft. Er fuhr darauf zu, so schnell das Pferd laufen konnte. Wir holen ihn sicher ein! rief er.
    Es ging jedoch weiter und weiter, und kein Einspänner kam in Sicht. Oefter glaubten sie vor sich das Rollen von Rädern zu vernehmen, aber der Wind heulte so laut, daß sich nichts unterscheiden ließ. Sie hatten jetzt den Punkt erreicht, wo die Straßen sich trennten, und hielten still, um einen Entschluß zu fassen.
    Wenn er in Harley wohnt, ist er sicher nicht über Sinton gefahren, behauptete Noyes; man möchte ja heute keinen Hund hinausjagen.
    In Harley wohnt er nicht, ist überhaupt nicht aus der Gegend; er trachtet nur, mir zu entkommen und wird den Weg wählen, auf dem ihm das am leichtesten ausführbar scheint, sagte Kameron.
    Falls er von dem Sonntagszug weiß, der um Mitternacht durch Sinton kommt, wird er vermutlich mit diesem die Flucht bewerkstelligen wollen.
    Was sagen Sie? Ein Sonntagszug nach dem Süden? rief Kameron in höchster Erregung.
    Ja wohl; trifft in Sinton um 12 Uhr nachts ein.
    Also, auf nach Sinton! Diesen Zug wird er benützen wollen. Er weiß, daß er mir anders nicht entrinnen kann.
    Bei heftigem Regen und dunkler Nacht erreichten die dreiMänner endlich die Stadt Sinton und fuhren sogleich am Gasthaus vor. Hier stand ein Einspänner vor der Tür, und kaum hatte Kameron ihn erblickt, als er in höchster Aufregung aus dem Wagen sprang und auf das Gefährt zueilte.
    Jetzt kann er uns nicht mehr entgehen, rief er voll froher Zuversicht; dies ist mein Fuhrwerk, das er sich angeeignet hatte.
    Allein er hatte zu früh frohlockt. Im Wirtshaus erfuhren sie, der Gesuchte habe sich nach der Abgangszeit der Bahnzüge erkundigt und sei dann wieder fortgegangen, ohne etwas zu hinterlassen.
    Weit konnte er indessen nicht sein. Es war ja zweifellos, daß er es auf den Nachtzug abgesehen hatte und rechtzeitig wieder zum Vorschein kommen würde. In dieser Zuversicht entließ Kameron den Farmer, und er hätte es nicht ungern gesehen, wenn der Hausierer auch mit verschwunden wäre. Dieser aber hatte sich einen warmen Winkel ausgesucht, wo er sich höchst gemütlich zu fühlen schien. Der Doktor beachtete ihn nicht weiter, verzehrte sein Abendessen und ließ sich dann an einem möglichst verborgenen Platz nieder, um Molesworths Ankunft abzuwarten.
    Nicht lange genoß er jedoch die behagliche

Weitere Kostenlose Bücher