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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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zuweilen die Namen. Wie sieht er denn aus?
    Ich habe ihn nicht gesehen; man hat mir nur erzählt, Frau Hunter habe einen Kostgänger, der komme von weit her und lasse sich nirgends blicken. Sie sagt, niemand dürfeihn stören, weil er ein Buch schreiben wolle – als ob das ein Grund wäre! –
    Wohnt nicht Frau Hunter in Jakob Lewis Nachbarschaft? fragte der Hausierer.
    Ja, ihr Haus ist das nächste; kaum eine Viertelstunde davon.
    Nun, daher meine Verwechslung, bemerkte der Hausierer, der sich kurz darauf entfernte.
    Auch Kameron verließ die Schmiede, um alsbald einen Lohnkutscher aufzusuchen, bei dem er für den andern Tag ein Gefährt bestellte. Er verabredete eben noch die Stunde der Abfahrt, als er hinter sich wieder die näselnde Stimme des Hausierers vernahm:
    Können Sie mir vielleicht sagen, ob der Fremde noch bei Frau Hunter wohnt?
    Wohl möglich, war des Fuhrherrn Antwort; ich habe nicht gehört, daß er abgereist ist.
    Ich frage nur, damit er sein Paket erhält; ein paar Hemden und sonstige Kleinigkeiten, die ich in Frau Hunters Auftrag für ihn besorgt habe. Kommt sie nicht vielleicht zur Kirche herein?
    Schwerlich. Ich habe sie wenigstens noch nie da gesehen.
    Oder fahren Sie morgen dort vorbei?
    Nicht daß ich wüßte, entgegnete der andere mit einem Seitenblick auf Kameron, der in der Tür stehend sich langsam die Handschuhe anzog, immer mehr überzeugt, der Hausierer sei ihm als rettender Engel zugesandt worden.
    Ich habe Frau Hunter versprechen müssen, die Sachen bis Montag früh hinauszuschaffen. Aber ich kann mich nicht zu Tode hetzen. Ob mir Jakob Lewis wohl den Gefallen täte, das Paket mitzunehmen?
    Warum nicht? Er holt ja auch immer die Postsachen für sie ab.
    Dann will ich ihn darum bitten. Sie kennen wohl nicht zufällig den Namen des fremden Herrn?
    Nein. Ich habe ihn dorthin gefahren, aber weiter weiß ich nichts.
    Wie sieht er denn aus, blond oder braun?
    Ganz schwarzhaarig.
    Das ist gut wegen der Krawatten, die ich für ihn besorgt habe. Trägt er auch einen Bart?
    Bewahre, er ist glatt rasiert.
    Desto besser, murmelte der wunderliche Mensch und schlurfte hinaus.
    Doktor Kameron ging nun in das Wirtshaus zurück, hocherfreut über das Zusammentreffen mit dem Hausierer, der ihm so zur rechten Zeit geholfen hatte.
    Der nächste Morgen brachte ihm jedoch eine unangenehme Ueberraschung. Er erwachte mit heftigem Kopfweh, das sich auch im Laufe des Vormittags nicht verlieren wollte. Erst gegen drei Uhr fühlte er sich imstande, die Fahrt zu unternehmen. Um vier Uhr etwa sah er von einem kleinen Hügel aus einen Pachthof vor sich liegen, den er der Beschreibung nach für das Haus der Frau Hunter hielt. Das niedrige weiße Gebäude hob sich scharf von dem düstern Hintergrund der kahlen Winterlandschaft ab; weit umher war der Himmel in ein aschfarbenes Grau gehüllt, und ein eisiger Wind durchfröstelte den Doktor mit so unheimlichem Schauern, daß er nicht übel Lust empfand, umzukehren, statt den Feind, welchen er dort unten verborgen wähnte, in seinem Versteck aufzuspüren. Aber das strenge Gebot der Pflicht brachte solche Stimmen zum Schweigen. Bald war er nur noch einen Steinwurf von dem Hause entfernt und allein mit dem Gedanken an die bevorstehende Zusammenkunft beschäftigt, die ihn aus seiner Ungewißheit erlösen, ihm den verlorenen Frieden wiedergeben sollte.
    Das Haus lag öde und verlassen da, nur eine dünneRauchsäule, die aus dem Kamin aufstieg, zeigte an, daß es bewohnt sei. Es hatte zwei Eingänge, von denen der Hintere in den Hof führte, an welchen sich Felder und Wiesen anschlossen. Die Seitenfenster waren ohne Laden und starrten den Näherfahrenden unheimlich an. Er fürchtete, gesehen und erkannt zu werden, denn sein eigentliches Verhältnis zu Molesworth kam ihm in diesem Augenblick klar zum Bewußtsein.
    Noch jetzt galt kein Besinnen mehr. Entschlossen fuhr er am Hause vor, sprang vom Wagen herab, ohne sich Zeit zu nehmen, das Pferd anzubinden, schritt auf die Türe zu und klopfte laut. Es blieb jedoch alles still und selbst auf sein wiederholtes Klopfen und Rütteln erfolgte keine Antwort. Entweder war wirklich niemand im Hause, oder man wollte ihn nicht hören; in beiden Fällen machte er sich nur vergebliche Mühe. Er blickte sich um in der öden, trostlosen Gegend, der Himmel sah finster und drohend aus, als sei ein Sturm im Anzug, und der Wind wurde immer schneidender. Entschlossen, seine Absicht durchzusetzen, begab er sich um das Haus herum nach der

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