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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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verlassen hat.« Tom schwieg. So etwas einer Ehefrau zu sagen war nie einfach. »Es tut mir leid, das ist jetzt vielleicht etwas schmerzlich für Sie. Bei der Person, die er beobachtet haben will, handelt es sich um eine Frau. Sie hatte langes rotes Haar, trug einen schwarzen Lederrock und hatte eine große Umhängetasche bei sich. Haben Sie irgendeine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    Er sah Laura fragend an. Sie legte den Kopf zurück und schaute an die Decke, dabei biss sie sich auf die Lippe, um sie vom Zittern abzuhalten. Es sollte noch schwieriger werden.
    »Ich bedaure, Ihnen sagen zu müssen, dass es Hinweise auf ein sexuelles Motiv für diese Mordtat gibt, es ist also entscheidend, dass die Frau gefunden wird. Ich weiß, das ist alles sehr schwer für Sie, Laura, aber alles, was Ihnen dazu einfällt, könnte von Nutzen sein.«
    »Sie wissen ja Bescheid über die Charity-Arbeit meines Mannes. Er hatte mit vielen Frauen zu tun, also war es vielleicht eine von ihnen. Hört sich nicht nach jemandem an, den ich kenne. Tut mir leid. Da kann ich nicht helfen.«
    Sie hatte Tom bei ihrer Antwort nicht in die Augen schauen können, sondern zog es stattdessen vor, den Kopf zu senken und auf einen Stapel Akten auf seinem Schreibtisch zu starren. Was war schlimmer, fragte er sich, genau zu wissen, wer es war, und nicht überrascht zu sein, oder aber überhaupt keine Ahnung zu haben und womöglich nicht einmal gemerkt zu haben, dass andere Frauen – oder zumindest eine andere Frau – im Leben des eigenen Ehemannes eine Rolle gespielt hatten?
    Laura war diejenige, die das peinliche Schweigen brach.
    »Haben Sie denn herausgefunden, wie er gestorben ist?«
    »Wir sind noch nicht sicher, werden nachher aber Näheres erfahren. Ich halte Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden.«
    Tom schwieg, während er überlegte, wie er seine nächste Frage am besten formulieren sollte.
    »Ihr Gast gestern Abend, Laura – wenn ich mich recht erinnere, ist sie Ihre Schwägerin. Ist das richtig?«
    »Exschwägerin, genauer gesagt. Sie war mal mit meinem Bruder verheiratet, die beiden sind aber schon lange geschieden.«
    Tom nickte.
    »Sie waren anscheinend sehr erschrocken und verärgert über ihren Besuch.«
    Jetzt war nicht die Zeit für geschlossene Fragen. Er wollte mehr als eine einsilbige Antwort, konnte aber sehen, dass Laura ihre Worte sorgfältig abwog.
    »Imogen und ich waren viele Jahre lang sehr eng befreundet. Doch dann haben wir uns zerstritten, als mein Bruder und sie sich haben scheiden lassen. Sie war seither nie mehr in Ashbury Park, deshalb hätte ich sie als Letzte gestern dort erwartet. Sie lebt in Kanada, und ich hatte keinen Grund, mit ihrem Besuch zu rechnen. Es war eine Überraschung, mehr nicht.«
    Tom wusste, dass da mehr war, und er hatte nicht vor, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er würde im passenden Moment weiter nachhaken. Es gab noch eine Menge anderer Dinge zu erörtern.
    »Sie haben vorhin die Charity-Aktivitäten Ihres Mannes erwähnt. Alles, was Sie uns sagen können über sein Leben, insbesondere was die Stiftung betrifft, ist wirklich hilfreich. Wir haben die Mitarbeiterinnen des Büros in Egerton Crescent ausfindig gemacht, haben mit Rosie Dixon und Jessica Armstrong gesprochen, und einer meiner Kollegen hat Brian Smedley getroffen, offenbar der Finanzchef der Immobilienfirma. Ich weiß, er sitzt in East London, ich vermute aber, dass er mehrmals pro Woche nach Egerton Crescent gekommen ist, um Hugo zu sprechen. Sie alle müssen wir natürlich noch detaillierter befragen, doch es wäre wirklich nützlich, aus Ihrer Perspektive etwas über die Stiftung zu erfahren.«
    »Ich fürchte, ich hatte gar nicht viel zu tun mit seiner Arbeit für die Stiftung. Am Anfang unserer Ehe habe ich schon versucht, meine Dienste anzubieten, aber Hugo wollte lieber, dass ich mich um das Haus kümmere. Ich kann Ihnen also bloß einen allgemeinen Überblick geben.«
    »Besser als nichts.«
    »Hugos Vater fing damals mit dem gemeinnützigen Verein an, aber bloß vor Ort in Oxfordshire. Das ursprüngliche Ziel war, jungen Mädchen zu helfen, die aufgrund von Missbrauch in der Familie ihr Zuhause verlassen mussten und auf der Straße gelandet waren. Die sahen in der Prostitution die einzige Möglichkeit zu überleben. Der Verein konzentrierte sich auf Mädchen, die praktisch alt genug waren, um ihr Zuhause zu verlassen. Jeder Fall wurde genau überprüft, wenn die Mädchen aber tatsächlich nicht zurück nach

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