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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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ein wunderschönes junges Mädchen in der offenen Tür und warf sich Laura regelrecht entgegen. Sie umklammerte sie, während ihr schmaler Körper vor Schluchzen bebte.
    Laura wurde übel. Das hatte Alexa nicht verdient. Das arme Kind hatte seinen Vater geliebt, ihn regelrecht angebetet. Sie sah zur Tür hinüber, wo eine junge Frau von etwa dreißig Jahren stand. Ihre Augen waren rot und geschwollen, obwohl sich jetzt keine Spuren von Tränen zeigten. Sie wechselten Blicke, ohne zu lächeln, ohne dass ein Wort zwischen ihnen fiel.
    »Alexa, mein Liebling. Es tut mir so leid, so furchtbar leid. Ich weiß, wie lieb du ihn hattest, und er hatte dich auch lieb. Er hätte es gar nicht gern, dass du dich so aufregst.«
    Laura wusste, dass Alexa durch Worte nicht zu besänftigen war, und so hielt sie sie bloß ganz fest umarmt und strich ihr das hellblonde Haar aus dem Gesicht. Mit zwölf Jahren war sie zu jung für diesen schlimmen Schmerz.
    Nach ein paar Minuten waren Alexas Schluchzer etwas abgeebbt, und Laura, die sie immer noch fest umarmt hielt, hob den Blick.
    »Hannah, was macht ihr beide denn hier? Sollte Alexa nicht bei ihrer Mutter sein?«
    »Annabel ist zu ihrem Anwalt gefahren. Sie werde fast den ganzen Tag weg sein, hat sie gesagt, und Alexa wollte nicht allein sein. Sie hat so ein Theater gemacht und hat sich nicht beruhigen lassen. Jedenfalls war es ihre Idee hierherzukommen, nicht meine.«
    Es hatte schon viele Anlässe gegeben, bei denen Laura Lust gehabt hatte, Hannah eine Ohrfeige zu verpassen, und dieses Mal war die Versuchung besonders groß. Vielleicht sollte sie es einfach tun und es auf ihren eigenen Kummer schieben.
    Imogen war zu ihnen in die Küche gekommen, nachdem sie offenbar beschlossen hatte, sich erst einzuschalten, wenn Alexa sich etwas beruhigt hatte.
    »Hab ich recht gehört? Ihre Mutter hat sie allein gelassen! Was zum Teufel …«
    Auf Lauras warnendes Kopfschütteln hin verstummte Imogen.
    »Soll ich uns frischen Kaffee machen?«, fragte Imogen. »Was ist mit Alexa, was hättest du denn gern, mein Schatz?«
    Alexa wandte langsam den Kopf von der Stelle, wo er an Lauras Busen ruhte.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie mit der Direktheit eines Kindes.
    Laura antwortete ihr.
    »Das ist Imogen, Süße. Sie war früher mal mit Onkel Will verheiratet. Erinnerst du dich an Onkel Will? Du bist ihm ein paarmal begegnet, als du noch kleiner warst.«
    »Ist das nicht dein Bruder? Ist der weggegangen? War es so wie bei dir, Laura, als du weggegangen bist?«
    »Nein, überhaupt nicht so wie bei mir. Will ist Ingenieur und arbeitet in Afrika. Schon seit Jahren.«
    »Warum ist sie dann nicht mit ihm gegangen?«
    »Sie haben sich scheiden lassen, so wie Mummy und Daddy.«
    Alexa wandte sich zu Imogen.
    »Warum hab ich dich noch nie gesehen?«
    »Ich wohne in Kanada, Alexa. Dort bin ich geboren. Als kleines Mädchen habe ich in England gelebt, aber dann nach der Scheidung habe ich beschlossen, wieder zu meinen Wurzeln zurückzukehren.«
    Das stimmte nicht ganz, überlegte Laura. Imogen war nach der Scheidung noch ein paar Jahre in England geblieben und hatte vergeblich gehofft, wieder mit Will zusammenzukommen. Bis Will nach Afrika gegangen war. Da hatten sie und Imogen aber schon nicht mehr miteinander geredet, waren von den Ereignissen einer einzigen Nacht auseinandergetrieben worden. Obwohl sie beinahe zwei Jahre keinen Kontakt gehabt hatten, hatte es trotzdem sehr weh getan, als Laura herausgefunden hatte, dass ihre ehemals beste Freundin wieder nach Kanada zog. Sie hatte immer gehofft, Hugo würde nachgeben und es käme zu einer Versöhnung.
    »Lexi, mein Schatz, du weißt, du kannst hier bei mir bleiben, solange du willst. Aber du siehst furchtbar erschöpft aus. Geh doch ein bisschen nach oben und leg dich hin. Hannah macht dir etwas Warmes zu trinken und setzt sich zu dir, bis du einschläfst. Ich weiß, es ist noch früh am Morgen, aber das viele Weinen hat dich sicher angestrengt, und gestern Nacht hast du bestimmt nicht viel geschlafen, oder?«
    »Wie denn? Ich musste immer an ihn denken. Wieso sollte ihm jemand wehtun wollen? Er hat mich mehr lieb gehabt als irgendjemand sonst auf der Welt. Er hat mir immer gesagt, zwischen uns kann gar nichts kommen.«
    »Ich weiß, mein Schatz.«
    »Kommst du dann rauf zu mir, Laura? Erzählst du mir ein paar Geschichten von ihm?«
    »Aber natürlich. Geh schon mal vor, ich komme gleich nach.«
    Als Hannah und Alexa aus dem Zimmer waren, ging Imogen zur

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