Hintergangen
berührten.
»Wir können also festhalten, dass Sie von keinem Verhältnis Ihres Mannes wussten. Ich bitte Sie aber, noch einmal darüber nachzudenken und uns zu sagen, ob Ihnen irgendwelche Namen von Frauen einfallen, mit denen er sich getroffen haben könnte , falls er Derartiges im Sinn gehabt hatte.«
Er schwieg einen Augenblick, um sich zu überlegen, wie er seine nächsten Worte formulieren sollte.
»Nur ganz kurz noch mal zu den Terminkalendern, Laura. Als Becky heute früh mit Rosie gesprochen hat, hat die uns erzählt, Hugo habe bei einigen Daten die Buchstaben LMF eingetragen. Hier im Kalender ist auf den ersten Blick aber kein solches Kürzel notiert. Können Sie uns darüber vielleicht Aufschluss geben?«
Lauras Antwort fiel etwas genervt aus.
»Tom, ich habe den Terminkalender meines Mannes wirklich nicht genau studiert – bloß, wenn ich ihn mal erreichen wollte. Dann musste ich im Kalender nachsehen, ob man ihn stören durfte oder nicht.«
»Was meinen Sie damit, ›ihn stören‹?«
»Wenn er bei einer Veranstaltung war und woanders übernachtet hat, hatte er es nicht so gerne, wenn ich ihn angerufen habe. Zu viel Ablenkung, hat er gesagt.«
»Was, nicht einmal um drei Uhr morgens, wenn Sie ihn dringend sprechen wollten?«
Laura lächelte, aber keinesfalls amüsiert.
»Wenn ich meinen Mann irgendwann nach Mitternacht angerufen hätte, wäre er nicht sehr erbaut gewesen.«
»Haben Sie also irgendeine Ahnung, wofür diese Buchstaben LMF stehen könnten?«, fragte Tom erneut.
Laura sah ihm direkt ins Gesicht.
»Tut mir leid, aber ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Tom war sich sicher, dass sie die Wahrheit sagte. Ebenso sicher war er sich aber, dass dieses Kürzel ihr nicht neu war.
B ecky hatte in der Küche bei Stella Kennedy etwas mehr Glück.
»Mrs Kennedy, das ist jetzt bestimmt schlimm für Sie, doch es hilft uns immer sehr, so viel wie möglich an Hintergrundinformationen über ein Mordopfer zu bekommen. Insofern ist alles, was Sie uns über Sir Hugo sagen können, höchst wertvoll.«
»Nennen Sie mich doch Stella. Ich lege nicht so viel Wert auf Förmlichkeiten. Um ehrlich zu sein, sein Tod geht mir nicht besonders nah, obwohl ich natürlich sehe, dass diese Zeit für Laura sehr schwer ist.« Stella machte eine Pause, um fast etwas angeekelt die Nase zu rümpfen. »Ich sag’s lieber gleich ganz offen, denn es dauert bestimmt nicht lange, bis Sie es selbst herausfinden: Ich konnte Hugo nicht ausstehen. Vom ersten Moment an, als ich ihn bei der Hochzeit getroffen habe, war ich sicher, er ist nicht der Richtige für meine Tochter.«
Stella nahm einen Laib Brot und begann ihn in Scheiben zu schneiden.
»Hat Laura gemerkt, dass Sie ihn nicht gemocht haben?«
»Leider habe ich den Fehler begangen, ihr meine Meinung zu sagen – das hat mein Verhältnis zu ihr vermutlich irreparabel beschädigt. Ich habe gleich gemerkt, dass da was nicht gestimmt hat, aber mein Nachbohren hat lediglich dazu geführt, dass sie einfach dichtgemacht hat. Nachdem sie ein paar Jahre verheiratet waren, habe ich es erneut versucht. Es hat mir einfach das Herz gebrochen, wie sehr sie sich verändert hatte. Ich habe gedacht, ich würde an sie herankommen, wenn ich über meine eigenen Erfahrungen rede, über meine Ehe mit ihrem Vater.«
Stella hielt den Kopf gesenkt und konzentrierte sich auf das Brot, doch Becky hörte am Ton ihrer Stimme, dass sie über all das sehr betrübt war.
»Laura hat über die Untreue ihres Vaters Bescheid gewusst«, fuhr Stella fort. »Das war kein großes Geheimnis. Doch sie hat nicht gemerkt, dass ich jeglichen Respekt für ihn verloren hatte. Ich habe gedacht, wenn ich ihr von meinem eigenen Unglück erzähle, wäre es leichter für sie, sich mir zu öffnen. Das war jedoch ein Irrtum. Vielleicht sollten Kinder lieber denken, ihre Eltern seien glücklich. Ich habe eine Barriere aufgebaut, die ich bis heute nicht wieder ganz abbauen konnte.« Stella schüttelte betrübt den Kopf. »Inzwischen ist er natürlich tot, Lauras Vater. Er ist ein paar Jahre nach ihrer Hochzeit gestorben. Ich bin froh, dass er jetzt nicht hier ist. David war sicher speziell, aber er war ein liebevoller Vater. Laura in dem Zustand zu sehen, wie sie in den letzten vier oder fünf Jahren gewesen ist, das hätte ihm fürchterlich zugesetzt.«
»Sie haben gesagt, Sie hätten Hugo erst am Tag der Hochzeit kennengelernt. War das nicht etwas ungewöhnlich?«
Stella lachte freudlos. Kopfschüttelnd
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