Hintergangen
geschlungen und ihm das Gesicht zum Kuss entgegengehalten. Ich habe ihm tief in die Augen geschaut und konnte echten Hunger darin sehen. Dann hat er mich geküsst, erst sanft, dann mit wachsender Leidenschaft. Ich wollte sein Hemd aufknöpfen, doch er hat mich zurückgehalten. Dann hat er meinen Kopf an seine Schulter gezogen und begonnen, mein Haar zu streicheln. Ich wollte unbedingt weiter gehen, habe mich aber zurückgehalten. Dann hat er mich plötzlich – ganz sanft – von sich weggeschoben und mir seine Hände auf die Schultern gelegt.
»Liebling, du bist herrlich, und ich verzehre mich so nach dir. Aber ich will das hier wirklich genießen, und wir sollten nichts überstürzen. Bitte, geh da hinüber und lass mich dich anschauen.«
Er hat sich daraufhin auf einen Stuhl gesetzt und mich angestarrt. Das hat mir gar nicht gefallen – ich wollte in seinen Armen liegen!
»Ich weiß nicht, was du willst, Hugo. Soll ich einfach hier stehen?«
»Fürs Erste, ja. Dein wunderschönes rotes Haar leuchtet im Lampenschein. Ich will dich in all deiner Vollkommenheit betrachten und diese Nacht im Gedächtnis behalten.«
Ich bin mir etwas albern vorgekommen, doch es war gut zu wissen, dass er mich schön fand – na ja, zumindest mein Haar. Ich wollte mich aber in seine Arme schmiegen.
Ihm hat die Situation sichtlich gefallen, denn er hat sich im Sessel zurückgelehnt und mir wieder dieses wunderschöne Lächeln geschenkt.
»Ich möchte, dass du dich langsam ausziehst. Behalte bitte die Schuhe an, aber ich möchte, dass du deine Sachen ausziehst, während ich zuschaue und dich bewundere.«
O nein!, habe ich nur gedacht. Er will, dass ich für ihn strippe! Alles, nur nicht das! Kannst du mich verstehen, Imo? Es sollte doch das erste Mal sein, dass er mich nackt sieht, aber so wollte ich es nicht. In Zukunft, wenn es ihm gefällt, kann ich mir vorstellen, dass ich damit kein Problem habe. Aber in dieser Nacht voller Zärtlichkeit und Leidenschaft? Sollte es denn nicht darum gehen, mit Fingern, Händen und Lippen den Körper des anderen zu erkunden? Ich wollte keine Solovorstellung geben. Das habe ich ihm dann auch versucht zu erklären – auf eine nicht konfrontative Art.
»Ich bitte dich nicht darum, dich wie eine Hure zu benehmen. Ich will sehen, wie du jedes einzelne Kleidungsstück ausziehst, Stück für Stück. Mach bitte weiter, bis du total nackt bist. Findest du es denn seltsam, dass ich deinen Körper bewundern will?«
Was hätte ich da sagen sollen? Bei ihm hat es sich wie ein Kompliment angehört – aber mir ist es so unnatürlich vorgekommen, so kalt und klinisch.
»Muss ich denn, Hugo? Ich will dich einfach nur berühren und umarmen. Bitte, Liebling.« Ich habe versucht, nicht weinerlich zu klingen, bin mir aber nicht sicher, ob es mir gelungen ist.
»Stell dir vor, du bist mein Geschenk, und ich würde gern sehen, wie du ganz langsam ausgepackt wirst. Ich habe dich nie für prüde gehalten, Laura. Mach doch kein Problem aus so einer schlichten Bitte.«
Bei ihm klingt alles so vernünftig . Er stellt es so hin, dass es aussieht, als wäre ich die Schwierige. Vielleicht hat er recht. Bin ich das? Ich habe überhaupt kein Problem mit Nacktheit, im passenden Kontext. Doch es war klar, dass es dabei allein um sein Vergnügen gehen sollte, ich hatte jedenfalls nichts davon.
Also habe ich mich zusammengerissen. Wenn er will, dass ich für ihn strippe, habe ich mir gedacht – na und? Es ist schließlich kein Kapitalverbrechen.
Mit das Schlimmste war, dass die Atmosphäre einfach nicht gestimmt hat. Wenn wir mit unseren Körpern gegenseitig vertraut gewesen wären, hätte ich mir einen witzigen Strip durchaus vorstellen können – zu wüster Musik tanzen, während Hugo auf dem Bett liegt, lachend, doch mit einem Blick voller unverhohlener Lust. Ich hätte so viel mehr daraus machen können, habe aber stattdessen bloß reglos dagestanden und versucht sexy auszusehen.
Ich habe also mein Kleid geöffnet, langsam, und war überaus dankbar, dass der Reißverschluss nicht geklemmt hat (nicht vorstellbar, wenn ich mir das Teil hätte über den Kopf ziehen müssen – gar nicht sexy). Für wenige Sekunden habe ich es noch vor meinen Brüsten gehalten und dann zu Boden fallen lassen. Hugo hatte mich die ganze Zeit über angesehen, und sein Blick war über meinen Körper gewandert.
Ich wollte gerade zum nächsten Teil übergehen – obwohl ehrlich gesagt nicht mehr viel übrig war –, als Hugo
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