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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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erforschen und kennenlernen – mit all seinen Vorzügen und Makeln. Du bist es doch, den ich liebe!«
    Er hat mir bloß wieder den Rücken zugedreht, als ob meine Worte gar nichts zu bedeuten hätten.
    Der dumpfe Schmerz einer neuerlichen Zurückweisung war noch da, doch ich wurde allmählich richtig sauer, weil er sich ehrlich gesagt absolut lächerlich verhielt. Wenn ich mich schon streiten musste, wonach es ganz aussah, dann bestimmt nicht, während ich splitternackt dastand. Ich habe die hochhackigen Schuhe weggeschleudert und nach einem Bademantel gegriffen, der hübsch gefaltet am Fußende des Bettes lag. Langsam habe ich mich weniger verwundbar gefühlt – wenn er einen Streit wollte, konnte er ihn haben.
    »Weißt du, Hugo, ich glaube, wir haben hier verschiedene Optionen. Nummer eins, wir könnten uns scheiden lassen. Die Ehe wurde ja zu meiner größten Enttäuschung nicht vollzogen. Nummer zwei, ich könnte mir eine Flasche rote Haarfarbe kaufen, allerdings nicht vor morgen früh. Nummer drei, du könntest eine Augenbinde tragen, oder Nummer vier, du könntest aufhören, dich so verdammt lächerlich aufzuführen! Deine Entscheidung.«
    Nach all meinen Bemühungen, Hugos Wünschen zu entsprechen, hatte meine Wut komischerweise eine gewisse Wirkung, denn Hugo antwortete, wenn auch ziemlich kühl.
    »Während ich deinen Tonfall nicht schätze, Laura, und auch den unflätigen Sprachgebrauch nicht gutheißen kann, stelle ich doch fest, dass meine Reaktion dir vielleicht ein wenig unverhältnismäßig erschienen sein mag.«
    Ich habe mir die offensichtliche Erwiderung auf diese Bemerkung verkniffen und ihn stattdessen weitersprechen lassen.
    »Du verkennst offensichtlich die Bedeutung, die es für mich hat, ich will es dir aber erklären und hoffe, dass du es begreifst. Ich habe dich geheiratet, weil ich geglaubt habe, du wärst einer Person ganz ähnlich, die mir sehr lieb gewesen ist. Eigentlich dem wunderbarsten Wesen, das ich je gekannt habe. Sie hatte wunderschönes rotes Haar, und bis ich dir begegnet bin, hatte ich nie jemanden getroffen, der ihr dermaßen ähnelt. Wir waren einander tief verbunden, und du warst ihr so ähnlich – deine Stärke, dein Körper, besonders aber dein Haar.«
    Ich hatte nicht erwartet, dass mich an dem Abend noch etwas anderes verletzen könnte, aber das hat mich wie ein Fausthieb in die Magengrube getroffen. Ich habe eine Erwiderung hervorgewürgt und ihn gefragt, wieso er denn dann nicht sie geheiratet hätte, wenn sie so verdammt wunderbar war.
    »Es war nicht möglich. Und nun ist sie fort. Ich hatte gedacht, du könntest sie ersetzen.«
    Mir war schlecht. In all den Monaten war er nicht um meinetwillen mit mir zusammen gewesen, sondern weil ich bin wie jemand anderes. Vermutlich irgendeine verheiratete Frau, die wieder zu ihrem Ehemann zurückgekehrt war. Doch ich musste es wissen.
    »Hugo, liebst du mich? Ungeachtet aller Ähnlichkeiten zwischen mir und dieser Frau, willst du mit mir verheiratet sein?«
    »Da ich nicht bereit bin, die Schmach einer zweiten Scheidung zu ertragen, werden wir einen Weg finden müssen, meine Enttäuschung zu überwinden. Also gut, ja – ich will mit dir verheiratet bleiben.«
    Während ich dies schreibe, verspüre ich nur noch tiefen Kummer – darüber, dass er nicht gesagt hat, er liebt mich, darüber, dass er mich als Ersatz für diese andere Frau geheiratet hat, und darüber, dass ich mich hatte überzeugen lassen, vor der Heirat keinen Sex zu haben. Wegen meiner Haarfarbe verspüre ich keinerlei Reue. Ich finde sein Verhalten völlig absurd.
    In jenem Moment war das einzige Gefühl aber Erleichterung – darüber, dass meine Ehe nicht vorbei war und dass wir eine Chance hatten, unsere Probleme zu lösen. Es ist schwer zu begreifen, wieso ich mich so gefühlt habe, doch ich habe einfach alles richtig machen wollen.
    Also habe ich tief Luft geholt, bin zu ihm hinüber ans Fenster gegangen und habe meine Arme um ihn geschlungen. Den Kopf von hinten auf seine Schulter gelegt, flüsterte ich ihm zu:
    »Entschuldige, dass ich dir nicht gesagt habe, dass das nicht meine Naturhaarfarbe ist. Wenn du mal zu Hause bei meinen Eltern gewesen wärst, dann wüsstest du es, denn da stehen jede Menge Bilder von mir herum. Es kann aber doch keine so große Sache sein. Ich lasse es rot, solange du willst. Kommst du ins Bett, Liebling? Das überstehen wir schon.«
    Hugo drehte sich um und legte die Hände auf meine Schultern.
    »Geh du ins Bett.

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