Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
kam. Als Erstes sah er seine Pistole, dann die Hand, die sie hielt, und zuletzt denjenigen, zu dem die Hand gehörte. Er war groß, hatte ein hageres, undurchdringliches Gesicht, ein Gesicht wie eine Maske. »Stolle mein Name. Regel Nummer eins, Wyatt: Komm niemals zurück.«

    ELF

    Kurz darauf hörte man, wie jemand auf den Schuppen zustolperte. Stolle verzog sich wieder hinter die Tür, als Finn auftauchte und sich an den Türrahmen klammerte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und Hass schien ihm den Atem zu nehmen. Er zerhackte die Luft mit wütenden Messerhieben und wollte sich auf Wyatt stürzen.
    »Hey, hier bin ich!«, rief Stolle.
    Abrupt hielt Finn inne und drehte sich in Stolles Richtung. Er lief direkt auf die Waffe zu, deren Lauf sich aus der Dunkelheit schälte. Stolle feuerte. Es war ein Schuss aus kürzester Distanz und Wyatt vernahm ihn nur als einen erstickten Seufzer. Die Wucht riss Finn zurück, als hätte er einen Schlag bekommen, und er prallte gegen die Wand. Dort brach er zusammen und starb.
    Wyatt blieb in der Hocke und ließ die Pistole nicht aus den Augen. Sie wurde auf ihn gerichtet. Er fixierte den Finger am Abzug, der Mann trug Latexhandschuhe. Wyatt sann nach einem Ausweg. Es gab keinen.
    »Wollen Sie sich nicht bei mir bedanken?«, Stolle grinste höhnisch.
    Wyatt gab keine Antwort. Er verharrte in seiner Position und spannte die Beinmuskeln an.
    »Hier, zum Zeichen meiner Friedfertigkeit.« Stolle lockerte den Arm, und plötzlich zeigte der Griff der Waffe auf Wyatt. Stolle warf sie ihm zu und Wyatt fing sie auf. Es war ein Reflex. Er wurde bedroht, also musste er die Quelle der Bedrohung eliminieren. Wie von selbst fand der Griff seine natürliche Position in Wyatts rechter Hand — ein Ablauf so spontan wie Atmen. Wyatt stieß Stolle den Lauf in den Leib und drückte ab.
    Nichts geschah.
    Stolle grinste amüsiert. Er liebte es zu grinsen. Nun klopfte er auf seine Jackentasche. »Hab nur eine im Magazin gelassen, Sportsfreund, die ist nun vergeben. Ein Schuss reicht für meinen Geschmack.«
    Wyatt wartete ab. Früher oder später würde Stolle weiterreden. Er würde unterdessen versuchen, in die Mitte des Raums zu gelangen.
    Von der Tür aus verfolgte Stolle jede seiner Bewegungen mit den Augen. Das Grinsen erstarb. »Und jetzt reden wir mal Klartext. Jemand brennt darauf, Sie wiederzusehen.«
    »Sie haben mir die beiden Lachnummern auf den Hals gehetzt.«
    »So ist es.«
    »Sie haben’s vergeigt.«
    »Immerhin haben sie’s geschafft, Sie zu finden.«
    »Kommen Sie zur Sache.«
    »Sie machen mit mir eine Reise nach Brisbane und bekommen von der Auftraggeberin fünf Riesen Vorschuss.«
    Wyatt starrte ihn an. »Sonst noch was?«, fragte er.
    »Ja, noch mehr Geld, wenn Sie da sind. Mehr weiß ich nicht. Sie sagt, es sei dringend. Vielleicht ist die Kohle auch futsch, wenn Sie nicht gleich antanzen.«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Prima«, sagte Stolle. »Eine vernünftige Überlegung. Wir haben hier eine Leiche und Sie haben die Tatwaffe. Noch dazu werden Sie in halb Australien von den Bullen gejagt, auf Ihren Kopf ist ein Haufen Geld ausgesetzt, also können Sie auch keinem mehr trauen. Prima. Warum sollten Sie nicht hier bleiben, bis man Sie kascht.«
    Stolle hatte alles heruntergespult und dabei die Lippen gespitzt, als glaubte er, Ironie könne Wyatt beeinflussen. Die Form interessierte Wyatt wenig, der Inhalt hingegen umso mehr. Es war zu gefährlich für ihn, hier zu bleiben. Er hatte weder eine Ahnung, wer dieser Stolle war, noch einen Grund, ihm seine Story abzukaufen. Privatdetektive waren aalglatt und unberechenbar, mal arbeiteten sie mit den Bullen zusammen, mal mit der Gegenseite. Möglicherweise war es auch ein ausgefeilter Plan des Syndikats. Blitzschnell schoss er auf Stolle zu und schlug ihn mit der Automatik nieder. Stolle ging zu Boden, stöhnte auf und verlor das Bewusstsein.
    Wyatt ging hinüber zu Finn, drehte ihn um und sah, dass er blutüberströmt war. Seine Finger waren voller Blut, als er Finns Taschen durchsuchte. Außer dem Schlüsselbund einer Leihwagenfirma fand sich nichts in den Hosentaschen. Wyatt untersuchte die Brusttasche und atmete tief aus. Es war ein äußerst unglücklicher Schuss gewesen. Nicht nur für Finn. Er zog die Plastiktüte heraus. Die Scheine waren blutverschmiert und die Wucht der Kugel hatte unverkennbar Spuren auf dem Weg zu Finns Herzen hinterlassen.
    Wut kochte in ihm hoch. Er unterdrückte einen wüsten Fluch, stand auf und

Weitere Kostenlose Bücher