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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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ins Freie. Der war etwa Mitte zwanzig, trug Jeans, eine Baseballkappe, schwarze Nikes und schien ziemlich gelangweilt. Niemand von Bedeutung, dachte Wyatt, während er zur Pumpe ging. Der Typ stolperte unterdessen etwas verloren durch die alte Milchkammer.
    Der Vorfall machte deutlich, dass es besser war, Geld und Waffe erst nach Ende der Auktion zu holen.
    Kein Mensch an der Pumpe weit und breit. Die unterirdisch mit einem Regenwasserspeicher verbundene, elektrisch betriebene Wasserpumpe befand sich in einem Holzschuppen. Fiel der Wasserdruck im Haus, schaltete sich die Pumpe automatisch ein. Auf seinen Stock gestützt, betrachtete Wyatt das Gerät eingehend. Es stand auf einem Metallsockel, der mit Bolzen im Zementboden verankert war und rechts und links eine Klappe hatte. Die Pistole lag in einem Hohlraum darunter. Rund um die Pumpe die alte, dicke Staubschicht, ein Zeichen, dass niemand hier nach etwas gesucht hatte.
    Auf einmal sprang der Motor der Pumpe an und kam schnell auf Touren. Möglich, dass jemand im Haus einen Wasserhahn geöffnet hatte. Vielleicht kochte sich der Auktionator gerade eine Kanne Tee, oder eines der Kinder spielte in der Waschküche an den Armaturen herum. Unvermutet spürte Wyatt einen stechenden Schmerz unterhalb der rechten Achsel; der erste Hinweis, dass er nicht mehr allein war. Er erstarrte. Der Schmerz wurde stärker und Wyatt spürte, wie der Stoff seines Hemdes unter der Klinge riss. Wyatt richtete den Blick nach unten und dann zur Seite auf ein Paar schwarze Nikes.
    »Schön, dich zu sehen,Wyatt. Das erspart es mir, hier alles auf den Kopf zu stellen.«

    ZEHN

    Wäre es ein Revolver gewesen, hätte Wyatt sich gewehrt. Niemand riskierte einen Schuss vor achtzig Ohrenzeugen. Aber es war ein Messer, und Wyatt war wie gelähmt vor Angst. Als Halbwüchsiger war er einmal niedergestochen worden. Mitglieder der Comets, einer Jugendgang im Viertel, hatten ihn in die Enge getrieben, weil er sie mit seinem Einzelgängertum bis aufs Blut gereizt hatte. Er hatte sich zu spät weggedreht und schon hatte ihn die Klinge eines Messers gestreift. Zwar war es nur ein oberflächlicher Schnitt am Bauch gewesen, der nicht einmal stark geblutet hatte, aber es hatte wie Feuer gebrannt; seine Nerven hatten ihm dann den Rest gegeben und er hatte kotzen müssen. Während einer Patrouille in Vietnam war es ein unbedachter Schritt im dichten Bambus gewesen, und schon hatte ein Panjeemesser seine Wade aufgeschlitzt. Messer paralysierten ihn, also verharrte er reglos, dachte an die Klinge, die sich zwischen seine Rippen bohren würde, sollte er versuchen, sich zu wehren.
    »Hat dir wohl die Sprache verschlagen, was?«
    »Was willst du?«
    »Was ich will? Was glaubst du wohl? Dasselbe wie du natürlich!«
    Wyatt schwieg. Es war schon vorgekommen, dass der eine oder andere Scheißer geglaubt hatte, er habe seine Beute irgendwo gebunkert.
    »Du verschwendest nur deine Zeit. Hier ist nichts zu holen.«
    »Sicher, Mann. Du bist nur aus Sentimentalität zurückgekommen.«
    »Das bisschen Geld ist kaum der Rede wert.«
    »Komm mir ja nicht so, Panzerknacker. Hinter deinem Arsch ist halb Australien her. So ohne weiteres würdest du kein Risiko eingehen. Und jetzt umdrehen.«
    Vorsichtig drehte sich Wyatt um die eigene Achse und erwartete, gleich das Gesicht des Mannes zu sehen; doch der drehte sich mit ihm, während der Druck der Klinge unvermindert anhielt.
    »Wohin geht die Reise?«
    »Wir verstecken uns, bis alles vorüber ist. Dann zeigst du mir, wo die Kohle deponiert ist.«
    Die Haushaltsauflösung war bereits abgeschlossen und die Versteigerung der Farm in vollem Gange. Achtzig Rücken wandten sich ihnen zu, als Wyatt und der Typ den Schuppen verließen. Wyatt unternahm nicht einmal den Versuch wegzurennen. Er wusste, dass sein Körper ihn verraten würde, bevor er auch nur einen Schritt gemacht hatte, und dass ein Stich mit dem Messer die Antwort wäre. Ebensowenig wollte er Staub aufwirbeln, also verzichtete er auf den Einsatz seines Stocks. Er kam der Aufforderung nach und ging voran, bis sie den Kiefernwald am Fuße des Hügels erreicht hatten.
    Dort blieb er stehen. Sofort bohrte sich das Messer tiefer hinein. »Weiter.«
    Wyatt bewegte sich vorwärts. Er fühlte etwas Feuchtes auf der Haut: Blut lief an der Seite hinunter und sammelte sich am Hosenbund. Der Schnitt war weder tief noch besonders schmerzhaft, ließ jedoch keinen Zweifel an den Absichten des Mannes aufkommen.
    »Hier bleiben wir. Wirf die

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