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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Wachmann vor.
    Der Mann zuckte gleichgültig mit den Schultern. Sagte ihm nichts. Die Welt war voller graugesichtiger Typen, die Kittel trugen und sich Notizen machten. Er ließ Wyatt und Harbutt passieren.
    Die aufgebockten Holzplatten brachen fast zusammen unter der Last von Rechnern aus Taiwan, Batterien aus Korea und Schuhen aus China. An den Wänden standen Kühlschränke und andere Küchengeräte, und auf einer Fläche mit den Ausmaßen eines Tennisplatzes drängten sich unzählige Sofas, Sessel und Schlafcouchen. Verkaufspersonal flitzte hin und her, brachte Preisschilder an und klebte riesige Plakate mit der Aufschrift AUSVERKAUF an die Wände.
    Im hinteren Teil führte eine breite Treppe in das Zwischengeschoss, eine Art Galerie, von der man auf die Halle hinunterblicken konnte. Hinter Milchglastüren befanden sich kleine Büros, die nur durch Rigipswände getrennt waren. Unter dem Treppenaufgang waren die Toiletten und ein Lagerraum.
    Wyatt erfasste alles blitzschnell. Es sah recht vielversprechend aus. Ihm entging nicht, dass Harbutt schwitzte. Seit heute Morgen hatte er nichts mehr getrunken; das und der Job machten ihn nervös.
    Sie schlenderten durch die Verkaufshalle. Gegen sechs wurden die letzten Waren hereingetragen und die Angestellten machten sich auf den Weg zu ihren Autos. Am Haupteingang schlug der Nachtwächter seinen Posten auf. Er war bereits in die Jahre gekommen, hatte eine Bierwampe und machte einen insgesamt ungesunden Eindruck. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den jungen Verkäuferinnen, die an ihm vorbei aus dem Gebäude hasteten. Frech starrte er ihnen hinterher und rieb sich die Schenkel. Er hatte sich einen roten Regiestuhl mitgebracht und sah so aus, als könnte er es gar nicht abwarten, dass alle gegangen waren und er endlich seine Beine von der schweren Last seines Körpers befreien, sich in den Stuhl fallen lassen und in die Abenddämmerung hinausstarren konnte.
    Wyatt und Harbutt, die im Dunkeln am Treppenaufgang standen, bemerkte er nicht. Nachdem der Letzte gegangen war, schlichen sie die Treppe hinauf und öffneten die erste Tür. Ein Schreibtisch, ein Kopierer und ein Aktenschrank. Sie zogen die Kittel aus und setzten sich auf den Boden und warteten. Die Notbeleuchtung am Treppenabsatz warf einen schwachen Lichtschein durch die Milchglasscheibe. Später, wenn der Wachmann eingedöst oder mit den Gedanken woanders war, wollten sie die restlichen Räume inspizieren. Ab und zu flüsterten sie miteinander. Harbutt war fahrig und nervös. Das gigantische Gebäude schien ihn zu beunruhigen: zu groß, zu abgeschieden, zu viele merkwürdige Geräusche. Wyatt ließ ihn murmeln. Es konnte sie niemand hören, und sollte es dem Wachmann einfallen, sich die Treppen hoch zu quälen, würde ihnen das garantiert nicht entgehen. Aber wieso sollte er? Er hatte keinen Grund.
    Gegen neun Uhr ereigneten sich zwei Vorfälle. Ein Fahrzeug näherte sich und hielt draußen vor dem Eingang, Stimmen waren zu hören, und ein anderes Fahrzeug fuhr davon.
    Und im gesamten Gebäude ging die Beleuchtung an.

    DREIZEHN

    In dem kleinen Büro war es taghell. Wyatt erstarrte. Er schlich sich an der Wand entlang hinter den Schreibtisch. Von dort aus hatte er Harbutt im Blick. Der saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden, Rücken an die Wand gelehnt. Schicksalsergeben schien er das gleißende Licht erwartet zu haben. Er zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Zunächst passierte nichts. Mit kaltem Blick beobachtete Wyatt seinen Partner. Nach einer Weile erst fühlte Harbutt die Spannung im Raum, die von Wyatt ausging. Er fing an, mit leiser, kaum wahrnehmbarer Stimme zu reden. »Es ist hart, in meinem Alter ausgemustert zu werden. Es haut einen um, nagt an einem. Ich bezweifle, dass ich jemals wieder ’nen Job kriege. Ein Blödmann wie ich, für die gehör ich doch zum alten Eisen. Und einen Profi kannst du auch nicht mehr aus mir machen, ich bin nicht wie du. Ich kann keinen Plan austüfteln und die Sache dann durchziehen.«
    Wyatt antwortete nicht. Vielleicht hatte er nicht einmal zugehört, sondern sich auf die Stille draußen in der Halle konzentriert. Er hatte seine Automatik gezogen.
    »War völlig korrekt, dass du uns neulich hast abblitzen lassen«, murmelte Harbutt. »Dern ist ein Windhund. Das sieht jeder. Und Thea hat eine fiese Ader. Sie kann es nicht ertragen, wenn man versucht, sie aufs Kreuz zu legen.«
    Wyatt hakte nach: »Was ist neulich noch passiert? Erzähl’s mir.«
    Harbutt

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