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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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versuchte, eine bequemere Stellung einzunehmen. »Nachdem du abgehauen bist, kam Dern aus dem Motel, hat Thea aus seinem Wagen geschmissen und ihr zu verstehen gegeben, dass er fertig ist mit ihr. Ich hab sie nach Hause gefahren. Du kennst sie, Wyatt. Eins kam zum andern, ich muss bescheuert gewesen sein. Es war klar wie das Amen in der Kirche, dass sie nicht an mir interessiert war. Wahrscheinlich hat sie gehofft, über mich an dich ranzukommen.«
    »Hast du ihr von unserem Plan erzählt?«
    »Sie haben mich gefeuert, Kumpel. Es war der Schock! Sparen war noch nie mein Ding. Meine Abfindung reicht gerade mal für die Hypothekenzahlungen!« Zum ersten Mal sah er Wyatt direkt an. »Auf deinen Kopf sind zwanzig Riesen ausgesetzt, ist dir das klar?«
    »Ihr habt mich also an das Syndikat verpfiffen, Thea und du.«
    Harbutt nickte.
    »Unser dicker Nachtwächter bekommt ein bisschen Taschengeld, damit er sich für die nächsten ein oder zwei Stunden nicht blicken lässt.«
    Harbutt nickte wieder. »Mehr weiß ich nicht, ich schwör’s. Ich hab auch keine Ahnung, ob eine Knarre auf uns gerichtet ist oder ein Dutzend.«
    Auf keinen Fall ein Dutzend, dachte Wyatt. Das Syndikat hatte seinen Sitz in Sydney, Melbourne war schwach organisiert. Hier konnten sie keine Armee aufstellen, allenfalls ein oder zwei Mann aktivieren. Er robbte zur Tür und öffnete sie in einem Schwung.
    Sie hatten ihn erwartet. Ein Schuss fiel und die Milchglasscheibe über seinem Kopf zersprang in tausend Stücke. Wyatt rollte zur Seite, hinter die geöffnete Tür.
    Er hatte sich in eine Lage manövriert, die alles andere war als ideal. Als Fluchtweg blieb nur die Treppe, und dort würde er eine hervorragende Zielscheibe abgeben. Um in Deckung zu gehen, hatte er die Balustrade der Galerie. Sie war aus Rigips und würde ihn weder vor gezielten Schüssen noch vor Querschlägern schützen.
    Er kroch dorthin und riskierte einen kurzen Blick über das Geländer, dann tauchte er wieder ab. Noch ein Schuss. Gipsteilchen flogen ihm um die Ohren. Eine anschließende Serie von Schüssen zwang ihn, flach über den Boden zurück ins Büro zu robben. Nun kannte er die Position des Schützen — er stand auf der anderen Seite der Etage, an der Balustrade, ihm direkt gegenüber. Außerdem schoss er mit einem automatischen Gewehr. Dagegen war seine .45er machtlos.
    Wyatt nahm seine Gedanken zusammen. Er war allein auf sich gestellt. Harbutt saß noch immer auf dem Boden, Kopf auf den Knien und die Hände darüber verschränkt. Sacht schaukelte er mit dem Oberkörper vor und zurück. Wenn es zwei Leute waren und der andere am unteren Treppenabsatz auf ihn wartete, hatte er verloren. War der Typ hingegen allein, hatte er eine Chance. Die Balustrade rings um die Galerie stellte einen Ausgleich zwischen ihnen her: So wenig Wyatt von dem anderen sah, so wenig sah der von ihm. Der Mann könnte ihn per Glückstreffer erwischen. Oder er entschied sich für eine direkte Konfrontation und wechselte auf diese Seite der Galerie.
    Wyatt konnte abwarten, das war seine Stärke. Dennoch beschloss er, die Entwicklung zu forcieren. Der Kopierer stand neben einem Regal, das vollgestopft war mit Kopierpapier, Tonerpatronen und Stiften. Auch Flaschen mit Spiritus standen herum. Er nahm vier Packen Kopierpapier, riss sie auf, goss Spiritus darüber und beobachtete, wie sich das Papier vollsog. Danach tränkte er mehrere Staublappen mit dem Zeug und schüttete schließlich auch größere Mengen über seinen Kittel. In der Schublade des Schreibtisches fand er ein Bic-Feuerzeug, er probierte, ob es funktionierte, und stellte die Flamme auf höchste Stufe.
    Geduckt schlich er mit dem ganzen Zeug zurück auf die Galerie und überdachte die nächsten Schritte. Zum einen durfte nicht zu viel Licht auf ihn fallen, zum anderen musste er den Schützen ablenken.
    Er lehnte sich leicht zurück, zielte und drückte ab. Das Licht über der Galerie ging aus und Glassplitter fielen zu Boden. Dann nahm er die Lichtquelle am oberen Ende der Treppe ins Visier und schoss. Er riskierte einen dritten Schuss, mit dem er die nächstliegende der drei großen Deckenleuchten unten in der großen Halle außer Funktion setzte. Zwar herrschte keine völlige Dunkelheit, aber es war schwieriger geworden, ihn im Schatten der Balustrade auszumachen.
    Nun stützte er die .45er auf dem Geländer ab und feuerte viermal auf die Gestalt gegenüber. Er hörte, wie die Geschosse den Rigips durchschlugen und dann das dumpfe

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