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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Geräusch eines Körpers, der sich deckungsuchend auf dem Boden zur Seite rollte.
    Wyatt schätzte, dass ihm ungefähr fünf Sekunden bis zum Return des Gegners blieben. Zuerst zündete er die Lappen und den Kittel an und warf alles über die Brüstung. Dann hielt er das Feuerzeug an das Papier, wartete, bis die Flammen hoch züngelten, und warf die Packen hinunter auf die Möbel.
    Das Gewehr wurde erneut in Anschlag gebracht, also rannte er los in Richtung Treppe. Vier Schüsse wurden abgegeben, dann war Ruhe, und zwar für eine ganze Weile.
    Wyatt lud nach und wartete. Direkt unter ihm standen Sofas aus Schaumstoff und Sessel aus Kunstleder. Dieses Zeug würde wie Zunder brennen und beißenden Rauch entwickeln, nur dauerte es seine Zeit, bis es richtig Feuer fing.
    Vielleicht ging sein Plan auf.
    Als Erstes stieg ihm der stechende, giftige Geruch in die Nase. Dann hörte er das Knistern der Flammen. Gleich darauf stiegen die ersten dichten Rauchschwaden auf.
    Der Alarm wurde ausgelöst und die Sprinkleranlagen schalteten sich ein.
    Innerhalb von Sekunden stand alles unter Wasser — die Halle, die Galerie und die Büros.
    Wyatt setzte sich in Bewegung. Den Kopf eingezogen, lief er die Galerie entlang. Als er um die Ecke bog und kurz vor der Treppe war, sah er sich einer dunklen, geschmeidigen Gestalt gegenüber. Er duckte sich und drückte ab, doch die Kugel verirrte sich nach oben. Anstatt einen Schuss abzugeben, schleuderte ihm die dunkle Gestalt das Gewehr entgegen. Die Waffe drehte sich in der Luft um die eigene Achse und traf Wyatt an der Schulter. Er strauchelte, fiel hin und sah gerade noch, wie der Partisan des Syndikats die Treppen hinunterhastete. Und in diesem kurzen Augenblick hatte Wyatt eine Eingebung: Der Schütze war eine Frau und sie war sehnig und schnell, eine schwarze Sprungfeder.
    Er rappelte sich hoch, lief aber nicht hinter ihr her. Sie war ihm sowieso durch die Lappen gegangen. Dass sie mittendrin aufgegeben hatte, zeigte, dass sie allein arbeitete. Die Munition war ihr ausgegangen, und bevor es hier vor Bullen und Feuerwehrleuten nur so wimmelte, hatte sie den Abgang gemacht.
    Dasselbe hatte Wyatt vor. Nur hatte er noch etwas zu erledigen. Harbutt hustete gewaltig. Der Qualm hatte ihn aus seiner Lethargie gerissen und nun stürzte er mit einem Taschentuch vor dem Mund aus dem Büro. Seine Augen tränten, und als er Wyatt sah, fragte er: »Hast du ihn erledigt?«
    Wyatt schüttelte den Kopf. »Ist abgehauen.«
    »Bin froh, dass es dich nicht erwischt hat«, sagte Harbutt. Dann sah er die Automatik. Eine Art Wehmut überkam ihn. »Von mir hast du nichts zu befürchten, das weißt du.«
    Wyatt richtete den Lauf auf ihn. »Stimmt.«

    VIERZEHN

    Die nächsten fünf Tage verbrachte Wyatt auf einem morschen alten Frachtkahn und lebte von Bohnen und Pfirsichen aus der Dose. Seine persönliche Weltkarte war voller Gefahrenzonen und dunkler Kontinente. Er hatte niemanden mehr und er mied das Tageslicht. Der Geldbetrag in seiner Tasche war alles andere als üppig und würde kaum länger als eine Woche reichen. Seit dem unrühmlichen Ende Harbutts rostete seine Automatik auf dem Grunde des Barwon-Flusses vor sich hin. Wenn sie ihn jetzt drankriegten, hatte er nur noch seine bloßen Fäuste, um sich zu verteidigen. Und in der Einsamkeit bekamen selbst die Wände Augen.
    Am fünften Abend verließ er sein Versteck. Einen Tag früher, und er hätte sich möglicherweise im Fahndungsnetz der Polizei verfangen und wäre an einer Ausfallstraße angehalten worden. Doch nach fünf erfolglosen Tagen stellte die Polizei die Fahndung meist ein. Durch die Maschen geschlüpft.
    Dank der Nähe des Meeres konnte er die Flucht diesmal in einer Motorjacht fortsetzen, die er nun aus der Bucht steuerte. Die See war ruhig und auch auf dem Radarschirm ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Er nippte an einem Scotch und aß Sardinen aus der Büchse, die er in der Kombüse gefunden hatte. Ein kleines Luxusschiff, sehr gut ausgestattet, selbst ein Funktelefon war vorhanden. Doch bereits am nächsten Morgen würde das Schiff der Strick um Wyatts Hals sein.
    Er musste den Bundesstaat verlassen. Man hatte ihm ein Angebot gemacht und er hatte es ausgeschlagen — Brisbane. Mostyn hatte erwähnt, dass die Auftraggeberin eine Frau aus Brisbane sei, Stolle hatte das später bestätigt. Das Ganze hörte sich zu abgedreht an, um eine Falle zu sein. Die Zeitgenossen, die Probleme mit ihm hatten, pflegten normalerweise eine Waffe auf

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