Hinterhalt
zusätzliche Treibstoffdepots auf zwei Flugplätzen nahe der Spitze der Cape-York-Halbinsel angelegt und ein Depot auf einem Flugfeld auf Saibai Island, einem Teil der Torres-Strait-Inselgruppe.
Felix erwartete Lovell vor dem Hangar. Er hatte sich einen Joint gedreht und nahm gerade einen Zug. Felix war ein leicht untersetzter Melanesier mit langsamen Bewegungen und schweren Lidern, dessen Vorfahren von Sklavenhändlern nach Queensland verschleppt worden waren. Er ließ sich seine Dienste bar bezahlen oder in Form von Neuguinea Gold, Heroin, das Lovell regelmäßig einflog.
»Mach das Ding aus, Felix.«
»Erste heute. Bin ’n cooler Kanake, hab alles im Griff.«
»Mach das Scheißding aus. Ich möchte im Bett sterben und nicht auf einer verdammten Landepiste in Flammen aufgehen oder über Torres Strait abstürzen, weil mir der Sprit ausgegangen ist.«
Felix zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst, Boss.« Er schnippte das brennende Ende des Joints mit den Fingern weg und verstaute den Rest in der Brusttasche seines Hemds.
Lovell ließ den Blick über das pockennarbige Flugfeld und die Buschwälder schweifen. Wie er es hasste! »Mach schon, ich will endlich los.«
Über einen 100 Meter langen Schlauch füllten sie die Tanks aus einem unterirdischen 10.000-Liter-Depot, das mit einer elektrischen Pumpe ausgestattet war. War die Baron längere Zeit nicht geflogen, benötigte sie einen Zusatzantrieb. Zu Felix’ Aufgaben gehörte es, ständig für eine einwandfreie Batterie zu sorgen. Beide Männer hievten nun eine Batterie von der Laderampe von Felix’ altersschwachem Hilux und schleiften sie zur Beechcraft.
Um 15 Uhr an diesem Freitag war Lovells Maschine startklar. Er winkte Felix zu, der seinen Joint bereits wieder angesteckt und lässig in den Mundwinkel geklemmt hatte, und konzentrierte sich dann auf die Startpiste. Sichtverhältnisse immer noch gut, Wind aus Nordost, leicht wechselnd. Lovell gab die Bremsen frei, zog den Steuerknüppel hoch und spürte, wie die Baron abhob. Er fühlte sich wohl. In 10.000 Meter Höhe bestimmte er den Kurs, den die Maschine nehmen sollte, bis sie die Highlands erreicht hatte. Etwas später flog er über den Küstenstreifen der nordwestlichen Spitze von Cape York. Siebentausend Kilometer Küstenlinie zwischen Cairns und Port Hedland. Und in Lovells spezieller Ecke herzlich wenig Gesetzeshüter. Ein bisschen Landespolizei aus Queensland und ein paar Bundesbullen auf Thursday Island, außerdem ein paar müde Zöllner auf Thursday und auf Horn Island. Die Idioten verplemperten ihre Zeit damit, eine Hand voll Insulaner zu verfolgen, die das eine oder andere Gramm in Bananenbooten oder Alu-Dinghies schmuggelten, während die großen Fischzüge unbehelligt blieben.
Er ging auf Autopilot. Der vierzehnte Flug dieses Jahr. Er flog nicht nur Neuguinea Gold. Zwei Mal hatte er zweihundertdreißig Kilo Buddha Sticks aus Thailand an Bord gehabt, die gut und gern ihre dreihunderttausend Eier brachten. Er beförderte auch Heroin aus dem Goldenen Dreieck, das zunächst per Land- und Wasserweg nach Papua-Neuguinea geschafft wurde. Von dort holte er es mit seiner Maschine ab. Am Ende der Kette standen Kuriere wie Danny, die das Zeug zur Gold Küste, nach Sydney und Melbourne schafften. Lovell brauchte dann nur noch das Geld zu Mr. Bone zu schleusen.
Droge des Monats war Cannabis aus Papua-Neuguinea. Vergangene Woche hatte er im Radio gehört, dass es allein in Queensland von dreiundzwanzigtausend Jugendlichen täglich konsumiert wurde. Und achtzigtausend rauchten es mindestens einmal pro Woche. Auch in Sydney konnten die Leute nicht genug davon kriegen und ließen sich locker zweihundert Dollar aus der Tasche leiern. Ebenso war die Nachfrage nach Koks und Heroin ungebrochen und der Markt für Crack explodierte buchstäblich. Nur wurde der Handel mit harten Drogen härter bestraft, das war das Problem. Lovell hatte dafür eine geniale Lösung gefunden. Cannabis wurde in Form gepresster Ballen von der Größe zweier Backsteine transportiert. Flog Lovell Cannabis, befand sich in diesen Ballen auch immer Heroin. Sollte er geschnappt werden, kam er wegen unerlaubter Einfuhr großer Mengen Cannabis dran. Nicht wegen der Einfuhr von Heroin. Die Cannabis-Ballen würden verbrannt und mit ihnen ging das Heroin in Rauch auf.
Weit unten sah er einem Fischkutter. Möglicherweise hatte der auch Cannabis an Bord. Alle versuchten es. Lovell korrigierte den Kurs. Am späten Nachmittag würde er über
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