Hinterhalt

Goroka zum Landeflug ansetzen. Er fragte sich, wie sich Nurse wohl anstelle.

    ACHTZEHN

    Bei gedämpftem Licht saßen sie an der Bar des Monte Carlo und bereits nach fünf Minuten Small Talk sagte der Kandidat: »Nennen Sie mich doch Danny«, bemüht, den goldenen Ring an seinem Wurstfinger unsichtbar werden zu lassen.
    »Ich bin Sonia«, stellte sich Carol vor und schwang ihre Beine in seine Richtung.
    »Sonia. Schöner Name«, sagte der Kandidat. »Passt gut zu Ihnen.«
    Sanft strich er mit den Fingerspitzen über ihren linken Unterarm und Carol dachte, ich hab dich, mein Freund.
    »Es gibt etwas zu feiern.« Danny sah sie erwartungsvoll an.
    »Lassen Sie mich raten«, erwiderte Carol. »Sie hatten heute Abend eine Glückssträhne.«
    Dannys Blick glitt über ihren Körper. »Bis jetzt schon.«
    Er schnippte mit den Fingern. Der Barkeeper am anderen Ende der Bar setzte sich in Bewegung. Abgesehen von den Croupiers und Barmixern war Danny der Einzige in Abendgarderobe. Er trug eine Fliege, die zu stramm saß und deren Gummiband an den Fettpolstern seines Nackens scheuerte. Sein schütteres Haar konnte die Pickel auf seiner rosigen Kopfhaut nur ungenügend kaschieren. Er war fünfundvierzig und geradezu prädestiniert für einen Herzinfarkt.
    »Und Sie, wie steht es mit Ihrer Glückssträhne?«
    Carols Einschätzung erfolgte blitzschnell. Wenn sie behauptete, sie habe furchtbar viel verloren, würde er sich von seiner mitfühlenden und großzügigen Seite zeigen, aber auch eine Gegenleistung erwarten. Wenn sie hingegen kühl erwähnen würde, sie habe eben eine beträchtliche Summe gewonnen, wäre er wahrscheinlich beeindruckt und sehr zufrieden mit seiner Eroberung. Carol hatte weder gewonnen noch verloren. Sie hatte überhaupt nicht gespielt. Sie hatte sich ein bisschen umgesehen, beobachtet und nur auf einen Gewinner wie Danny gewartet.
    »Tausend«, sagte sie bescheiden.
    Danny pfiff anerkennend. »Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie aufmerksam. Carol trug ein dezentes schwarzes Cocktailkleid, hauchdünne Nylonstrümpfe und schwarze Pumps. Sie hatte kaum Make-up aufgetragen und die einzigen Accessoires waren eine Uhr und eine schlichte italienische Unterarmtasche aus Leder. Ihr blondes, feines Haar war glatt und schulterlang.
    Der Barkeeper servierte die Drinks.
    »Cheers«, sagte Danny.
    Sie wusste genau, wie es mit Männern wie Danny lief. Der klassische Kandidat wollte unter keinen Umständen den Eindruck haben, er habe ein Flittchen aufgelesen. Hatte er gewonnen, beanspruchte er für sich nur das Beste. Er hielt sich für unwiderstehlich. Es schmeichelte seinem Ego, erhöhte sein Prestige, wenn eine junge, gut aussehende Frau sich zu ihm hingezogen fühlte.
    Carol konzentrierte sich jetzt voll auf Danny. Er hatte gerade damit begonnen, ihr sein System zu erläutern. »Natürlich kann ich nicht zu sehr ins Detail gehen, Sonia. Aber so viel kann ich verraten, es hat sich über die Jahre gesehen wirklich bewährt.« Er zwinkerte ihr zu.
    Arschloch, dachte Carol. »Und was machen Sie sonst so?«
    »Ich?«
    Danny zuckte mit den Schultern und blickte sich im Raum um. »Ich bin im Bankgewerbe, Versicherungen et cetera. Und Sie?«
    In Bezug auf seinen Status log der klassische Kandidat sich gern in die eigene Tasche. Und war sehr angetan, wenn man selbst über Geld und Ansehen verfügte. Also sah Carol auf ihre Uhr, einen Piaget-Blender aus Singapur, und sagte: »Ich bin selbstständig. Innenarchitektin.«
    Wieder pfiff Danny anerkennend, und Carol fügte hinzu: »Ist es wirklich schon so spät?«
    »Hey, Sie wollen doch nicht schon gehen? Die Nacht ist jung!«
    Er rückte näher an sie heran und flüsterte: »Wollen wir nicht noch mal unser Glück versuchen.«
    Das war jetzt aber ungewöhnlich. Eigentlich sollte der Kandidat an diesem Punkt vorschlagen, irgendwo in angenehmerer Umgebung noch einen Drink zu nehmen. Stirnrunzelnd betrachtete Carol ihr Zifferblatt.
    »Nur ein halbes Stündchen«, versuchte Danny sie zu überreden. »Und danach feiern wir. Ich wohne gleich nebenan im Tradewinds.«
    Carol tat, als kämpfe sie mit sich, um schließlich zu kapitulieren. Sie lachte. »Optimisten habe ich schon immer bewundert.«
    Durch den verrauchten Saal gingen sie hinüber zu den Roulettetischen. Carol hatte dergleichen Räume auch schon bei greller Beleuchtung gesehen, wenn Teppiche und Bezüge ihre Flecken und Brandlöcher offenbarten. Die Tische waren umlagert