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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Nachdem er angeklopft hatte, wurde es heruntergedimmt und eine Silhouette zeichnete sich hinter der Glasscheibe ab.
    Sie trat beiseite, um ihn hereinzulassen. Neugierig schaute er sich um. Es war ein typisches Queensland-Haus, doch er hatte noch keines betreten. Ein kleiner Flur führte direkt in ein riesiges Zimmer, das den Großteil der Grundfläche des Hauses einnahm. Von dort gingen Türen zu weiteren Zimmern und zur Küche ab. Der Raum war sehr hoch, mit Deckenbalken und Holzpaneelen an den Wänden. Vor jedem Fenster stand ein Sessel und am anderen Ende des Raums ein großer Esstisch mit Stühlen.
    Sie starrte ihn an und er machte den ersten Schritt, stellte die Weinflasche ab und schob ihren Rock hoch bis zur Taille. Die Spannung, die sie beide fühlten, löste sich. Es war notwendig. Eine Kur. Doch selbst während er Anna Reid auszog, während er sich über sie beugte, um sie zu berühren und zu schmecken, blieb ein Teil von Wyatt kühl und überlegt. Vor drei Monaten hatte sie versucht, den Heroin- und Kokainvorrat eines Dealers zu stehlen. Er konnte keine Einstichstellen sehen, weder an den Leistenbeugen noch zwischen ihren Zehen oder an den Armen. Er hielt das für ein gutes Zeichen.

    ZWANZIG

    Nurse wurde in Raten wach. Er musste dringend pinkeln. Irgendwann hatte er lautes Klopfen an der Tür gehört, aber wer auch immer es gewesen sein mochte, nach einer Weile war er gegangen. Grelles Sonnenlicht schien ihm ins Gesicht und folterte seine Augen. Er wollte den Kopf wegdrehen, doch eine schwere Eisenkugel im nassen Sand hätte sich leichter bewegen lassen. Gnadenlos brannte die Sonne in sein aufgedunsenes Gesicht und auf seinen Stiernacken. Auch der Versuch, die Hände zum Kopf zu führen, war keine gute Idee. Zu schlaff, zu schwer.
    Er blieb liegen. Weder das Bett noch der Raum, noch das Badetuch, das sich um seine Beine gewickelt hatte, kam ihm bekannt vor. Merkwürdig, auch die Sonne stand so hoch am Himmel. All das sprach mehr oder weniger für ein ungeregeltes Leben und er fuhr hoch. Seine Armbanduhr war weg, doch die digitale Anzeige der Uhr, die im Betthaupt eingelassen war, zeigte eine rot blinkende 14:30. Er wusste sofort, dass er siebzehn Stunden seines Lebens abschreiben konnte. Dann jagte eine Erkenntnis die Nächste. Er wankte zum Schrank. Die Aktentasche war noch da, stand aber nicht so, wie er sie hingestellt hatte, außerdem hatte sie jemand geöffnet. Schon am Gewicht erkannte er, dass sie leer war, dennoch schüttelte er sie ungläubig und fuhr mit der Hand hinein. Nichts. Er stellte sie wieder zurück.
    Auch seine Brieftasche war verschwunden. Und die Manschettenknöpfe und die Ketten, alles weg.
    Diese Frau gestern Abend, diese Sonia oder wie auch immer sie geheißen hatte, musste es gewesen sein. Nurse brauchte eine Weile, bis ihm dämmerte, dass er sich in diese tiefe Bewusstlosigkeit weder hineingevögelt noch hineingesoffen hatte. Mein Gott, er hatte an der Bar den einen oder anderen Scotch getrunken, dann den Martini, den Sonia ihm gegen einundzwanzig Uhr gemixt hatte, aber mehr war nicht. Und er konnte sich nicht erinnern, sie gevögelt zu haben, obwohl sie darauf hingearbeitet hatten. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass die einzige Regung, die sein Schwanz in den letzten siebzehn Stunden gezeigt hatte, die Morgenlatte war, die ihn jetzt nachdrücklich an seine volle Blase erinnerte. Also hatte die Schlampe ihm etwas in den Drink getan, während er unter der Dusche gestanden hatte.
    Auf einer Welle der Empörung ließ er sich ins Bad treiben. Die Blase erleichtert, ein paar Spritzer kaltes Wasser im Gesicht, physisch ging es mit ihm bergauf, als es ihn wie ein Hammerschlag traf: Er saß tief in der Scheiße.
    Wenn die Frau auf eigene Rechnung arbeitete, hatte sie per Zufall einen dicken Fisch an Land gezogen — nur wie sollte er das Lovell erklären.
    Hatte sie aber von dem Stoff gewusst, dann arbeitete sie für Leute, an die Lovell verkaufte, und das hieß, Lovell hatte sich in der Vergangenheit Feinde gemacht.
    Nurse favorisierte die zweite Variante. Das brachte ihn aus der Schusslinie und verschleierte die Tatsache, dass er sich leichtsinnigerweise Heroin im Wert von fünfundsiebzigtausend Dollar hatte klauen lassen.
    Oder es zumindest zugelassen hatte. Nurse fröstelte. Ihm war klar, dass Lovell diese Variante favorisieren würde. In der Branche, in der Lovell tätig war, musste man jedem alles zutrauen, musste man damit rechnen, entweder abgezockt

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