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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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voll packen lassen, und zwar die nächsten zehn Jahre. Wenn Interesse besteht. Und das alles für ein paar Waffen. Na, wie klingt das?«
    In Lovells Kopf nahm die Sache bereits Konturen an. Seine Schwarzmarkt-Kontakte in Singapur und Thailand beliefern ihn, die Waffen gelangen per Fischkutter oder Jacht irgendwo in die Gegend um Torres Strait, von dort aus fliegt er sie nach Papua-Neuguinea. Wenn er es richtig anstellte, wäre das die Chance, Bone Adieu zu sagen und auf eigene Rechnung zu arbeiten.
    Aber zunächst musste er Geld auftreiben.
    »Dass eins klar ist«, sagte er, »ich lass von jetzt ab mein Baby beim Auftanken nicht mehr aus den Augen.«
    Hughes zwinkerte mit den Augen, als hätte Lovell einen guten Witz gemacht.

    FÜNFUNDZWANZIG

    Eine Abteilung seines Bewusstseins war für Lovell reserviert, für das verschwundene Heroin und für seine Spielschulden. Die Tür zu dieser Abteilung war stets geöffnet, aber es war eben nur eine Abteilung neben anderen, und die Woche über war es ihm halbwegs gelungen, diese Sonderabteilung links liegen zu lassen. Stattdessen führte er sein normales Leben, zu Hause, im Büro, auf der Autobahn. Die Landhausküche seiner Frau, sein Lieblingssender im Autoradio jeden Morgen, Angie, die Kassiererin mit der üppigen Oberweite, all das war ihm vertraut und erinnerte ihn daran, dass das Leben im Großen und Ganzen in Ordnung war. Nicht toll, aber man kam zurecht.
    Doch am Donnerstag tauchte tatsächlich Lovell bei ihnen auf und brachte ihn auf den Boden der elenden Tatsachen zurück. Es war gegen acht Uhr abends, morgen war der große Tag des Geldtransfers, und Nurse war mit den Gedanken woanders, während er gemeinsam mit Joyce und Mignon den Abwasch machte. Er räumte gerade Teller in den Schrank, als es klopfte.
    Mignon ging an die Tür und kam mit verklärtem Blick zurück, als wäre ihr eben der Allmächtige erschienen. Groß und mit blitzenden weißen Zähnen in dem sonnengebräunten Gesicht stand Lovell neben Mignon, grinste und zwinkerte ihr zu. Und er grinste auch Joyce freundlich an. Er trug eine Bomberjacke und wirkte lässig, souverän und wichtig in der kleinen Küche. Nurse schaffte es mit Müh und Not, sie einander vorzustellen, dann starrten sich alle für einen Augenblick wortlos an. »Im Moment ist es etwas ungünstig«, versuchte es Nurse.
    Joyce hatte sich inzwischen wieder gefangen und widersprach: »Unsinn. Biete Mr. Lovell einen Drink an.«
    »Ian«, bat Lovell.
    »Biete Ian einen Drink an.«
    Lovell wollte einen Scotch mit Eis ohne Wasser. Joyce sagte, sie nehme einen Martini. Sonst trank sie nie Martinis. Mignon wollte auch einen haben, doch ihr Eltern verdonnerten sie stattdessen zu Hausaufgaben. Nurse goss sich ebenfalls einen Scotch ein. In beträchtlicher Entfernung voneinander saßen sie nun in den ausladenden Polstermöbeln des besten Zimmers im Hause.
    Seit Lovell hier war, sah Nurse diesen Raum plötzlich mit anderen Augen.
    Den Teppich im Berber-Look, Chintzbezüge überall und eine alte Ausgabe der Vogue auf dem Couchtisch. Er verriet durch und durch Joyces Handschrift, und Nurse verspürte einen Widerwillen. Lovell hob sein Glas, sagte Cheers. Alles an dem Mann war pure Ironie.
    Joyce wurde zum Dreh- und Angelpunkt, über sie kam quälend so etwas wie Konversation in Gang. »Ian ist unser wichtigster Kunde«, erklärte Nurse, und Lovell grinste sie an und nickte. Beide Männer schwiegen.
    »Was machen Sie so, Ian?«
    »Ich bin im Fluggeschäft«
    »Das muss recht interessant sein.«
    »Ja.«
    Schließlich beugte sich Lovell zu ihr hinüber. Mit einer lässig-lasziven Bewegung, die braun gebrannten Arme auf den Knien, sein Glas in den schlanken Händen, mit blitzenden Augen — die Wucht dieser männlichen Pose traf Joyce völlig unvermutet. Nurse sah, wie sie schluckte. »Wissen Sie, Joyce, Ihr Mann und ich müssen noch ein paar Dinge klären, bevor die New Yorker Börse morgen früh öffnet.«
    Joyce lief rot an: »Selbstverständlich. Ich lasse euch beide allein.«
    Sie ging aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Lovell sah ihr nach. »Apart.« Im nächsten Moment konzentrierte er sich jedoch wieder auf Nurse. »Komm doch rüber, Danny-Boy, dann muss ich nicht so brüllen.«
    Mit dem Finger deutete er auf die Couch neben sich, und die Vorstellung, nun den ganzen Raum durchqueren zu müssen, brachte Nurse an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Seine Stimme zitterte, als er sagte: »Was willst du? Es war nicht abgemacht, dass du

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