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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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achtzehn«, stieß er endlich hervor.
    Wyatt schüttelte wieder mit dem Kopf. Anna hätte es wissen müssen. »Wie lange hast du gesessen?«
    »Fünf.«
    »Jahre? Von wie viel insgesamt?«
    »Acht.«
    »Das heißt, du bist auf Bewährung.«
    Pike nickte.
    »Jede Woche antanzen?«
    »Nee, Kumpel, nicht mit mir. Als diese Scheißtore aufgegangen sind, bin ich weg. Will nichts mehr zu tun haben mit den verdammten Arschlöchern da.«
    Wyatt sagte: »Warte eine Minute draußen.«
    »Hey, was soll das, ich kenn mich aus mit Autos und Brüchen und so!«
    »Ich sagte, eine Minute.«
    Als er draußen war, sagte Wyatt leise: »Er hat gegen die Auflagen verstoßen, heißt, er wird gesucht. Wir können ihn nicht gebrauchen.«
    Anna war wütend auf sich selbst. »Tut mir Leid.«
    Wyatt überhörte es. »Was ist mit euch beiden?«
    Phelps und Riding sahen sich einen Moment an, dann sahen sie Wyatt an und riefen wie aus einem Mund: »Ich bin sauber.«
    »Wisst ihr, worum’s geht?« Er deutete mit dem Kopf auf Anna. »Hat sie euch eingeweiht?«
    Riding sagte: »Nein«, und Phelps schüttelte den Kopf.
    »Das heißt, wir können Pike laufen lassen.« Er schaute zu Anna. »Du hast ihn hergebracht, du wirst ihn auch wieder los.«
    Wyatt bemerkte den inneren Kampf, ihr Bemühen, sich einzureden, das hier sei rein geschäftlich. Sie ging nach draußen und sprach mit Pike. Ihre Stimme war sanft, voller Wärme und Bedauern. »Du darfst das nicht persönlich nehmen, okay? Es ist eben so. Es ist besser für dich, wenn du nicht mitmachst. Mit den Jungs da drin ist nicht zu spaßen. Brauchst du Geld?«
    Pike murmelte irgendetwas.
    »Hier hast du zweihundert Dollar. Nein, warte, ich geb dir zweihundertfünfzig. Tut mir Leid, wirklich. Also, pass auf dich auf.«
    Sie hatte ihren Part mit viel Gefühl gespielt und die Männer im Zimmer konnten sich gut vorstellen, wie sie gerade ihre Hand mitfühlend auf Pikes Arm legte.
    Sie kam zurück ins Zimmer. Wyatt wusste, dass für den Augenblick alles in Ordnung war. Später, wenn Pike das Geld rausgehauen hatte, würde er anfangen zu grübeln. Aber dann war es zu spät. Dieses Motel würden sie nie mehr betreten, und außerdem hatte Pike nicht den blassesten Schimmer, worum es bei dem Job ging. Wyatt hoffte nur, dass der Job auch zu dritt zu packen war.

    VIERUNDZWANZIG

    Beim Anflug auf Goroka leitete Lovell eine Kurve ein, brachte die Beechcraft dann wieder in Normallage und setzte zur Landung auf der Highlands-Landebahn an. Mittwoch, 14 Uhr. Kein Bodenwind, schlaff wie ein Kondom hing der Windsack am Mast.
    Er ließ die Maschine in eine verlassene Ecke des kleinen Flugplatzes rollen und stieg aus dem Cockpit. Sofort stand er im Schweiß, seine Haut dampfte unter der Kleidung. Ein paar Kinder hatten sich um ihn versammelt und warteten gespannt. Lovell griff in eine Art Schultasche und zog eine Hand voll bunter Kaugummis und Bonbons heraus, die er in die Luft warf. Die Kinder kreischten vor Begeisterung und versuchten, die Süßigkeiten in der Luft zu fangen oder am Boden aufzusammeln.
    Wie immer wartete Pius Agaky neben der Nissenhütte, in der leere Tonnen und uralte Ersatzteile lagerten. Wie immer war er barfuß und trug ein weißes T-Shirt und kurze Hosen. Haare und Bart waren kurz geschoren, schwarzer Vlies auf zimtfarbener Haut. Er streckte Lovell eine riesige Pranke entgegen. Sie schüttelten sich die Hände und Lovell übergab ihm die Schultasche.
    »Pius«, sagte er, »ich fürchte, ich muss dir diesmal was schuldig bleiben. Ich konnte das Geld für die Ladung nicht zusammenkratzen. Aber du bekommst das Geld, das weißt du.«
    »Das ändert allerdings einiges.«
    Er sah über Lovells Schulter. Der drehte sich um in der Annahme, Agakys Männer beluden bereits die Maschine und er wollte ihnen signalisieren, sie mögen aufhören. Doch es war niemand zu sehen. Die Kinder hatten sich verdrückt und nur ein verirrtes Schwein spazierte die Landepiste entlang.
    Dann entdeckte Lovell Saun, Taiang und Daru, die Männer, die für gewöhnlich die Beechcraft beluden. Sie warteten im Schatten eines Baumes und sahen zu ihnen hinüber. Sie waren alles andere als unsichtbar, nur ein kurzes Stück entfernt, und er wusste, sollte er es drauf anlegen, wären sie vor ihm an der Beechcraft.
    »Komm schon, Pius, wir können das doch regeln.«
    Pius rief den Männern etwas zu und sie kamen angerannt. Sie packten Lovell an den Armen und brachten ihn zu dem alten Hangar, während Pius auf einem Motorroller davonfuhr.

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