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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Mondgesicht und die schiefen Zähne, für die er bestimmt eine Spange gebraucht hätte, die Wangen voller dunkelblauer Flecken. Er denkt, dass er ein schlimmer Junge und alles seine Schuld ist.
    Ich habe auch eine Erinnerung an einen Kopfschuss. Raten Sie mal, woher? Aus dem Libanon, Überraschung.
    Zeb sagt zu mir: Was soll der Scheiß? Wieso DER Libanon? Das heißt nur Libanon, okay? Man sagt ja auch nicht DAS Irland oder DAS Israel.«
    Also entgegne ich: Aber man sagt DIE Vereinigten Staaten.
    So ging es ein paar Stunden weiter, bis Zeb mal wieder einen Ständer hatte und sich zwanzig Minuten entschuldigen musste. Der Mann ist wie Old Faithful; wann lässt das endlich mal nach? Immerhin ist er auch schon über vierzig, verdammt noch mal.
    Egal, also meine Erinnerung an einen Kopfschuss. Die UN hat uns nach Damour gebracht, damit wir die Einheimischen dort mit strengen Blicken strafen, weil sie wild entschlossen waren, sich an den PFLP - und DFLP -Milizen zu rächen, die kurz zuvor einen Friedhof geschändet, Särge ausgegraben, ein paar Christen hingerichtet und Fatah-Guerillas mit Kalaschnikows an eine Kirchenmauer gemalt hatten.
    Kurzer Einwurf: Revolutionäre Gruppierungen sind allesamt Wandmaler. Ein gutes Wandgemälde kann zehn Prozent der Unentschlossenen dazu bringen, sich für eine Seite zu entscheiden, ganz zu schweigen von dem Auftrieb, den sie den Revolutionären geben. Die Jungs klatschen nicht einfach nur Farbe an die Wand, als Kunstform ist das mindestens so legitim wie Grafitti. Banksy wirkte nie düster und satirisch, wenn Maschinengewehrfeuer ganze Brocken aus seiner Leinwand riss. In irisch-republikanischen Kreisen gilt es als schlecht gehütetes Geheimnis, dass der Künstler, der viele der wirklich großartigen Bilder auf der Falls Road gemalt hat, in Wirklichkeit Ulster Unionist ist und sich am Paradetag eine orangefarbene Schärpe umhängt.
    Egal, zurück zum Libanon. Da saßen wir also hinten auf der Ladefläche eines Lasters und fuhren direkt zum Schauplatz des Massakers. Noch auf der Fahrt hatten wir eine Umfrage gestartet, und deshalb weiß ich genau, dass zwölfeinhalb Männer von sechzehn keine Ahnung hatten, wofür die Abkürzungen PFLP und DFLP überhaupt standen, ganz zu schweigen davon, wodurch sich die beiden Gruppen überhaupt unterschieden. Wie es zu dem halben Mann in der Rechnung kam, weiß ich leider auch nicht.
    Im Zuge unserer Razzia stießen wir auf einen phalangistischen Milizionär, der ein halbes Dutzend japanische Rotarmisten in einer geplünderten Kirche an die Sitzreihen gefesselt hatte. Es hatte Gerüchte über Rotarmisten gegeben, die die Volksfront unterstützten, aber ich hatte diese immer für Blödsinn gehalten. Und jetzt sah ich sie vor mir, eindeutig Japaner, auf den Knien und größtenteils stoisch, die bereit waren, den Preis für ihre Beteiligung an diesem jüngsten Massaker zu zahlen. Ich weiß nicht, wie es einem einzelnen Phalangisten gelingen konnte, sechs feindliche Soldaten zu fesseln, aber es war ziemlich eindeutig, dass er sich anschickte, ihre Unbeweglichkeit auszunutzen, um die Jungs von der roten Armee schleunigst in welches Jenseits auch immer zu befördern, wobei er inständigst hoffte, sie würden dort nicht von liebreizenden Jungfrauen begrüßt.
    Wir sahen uns das Ganze einfach eine Sekunde lang an, ehrlich gesagt ein bisschen perplex. Aber auch fasziniert, als liefe das Spektakel im Fernsehen. Friedenshüter sind grundsätzlich auf niemandes Seite, hätten wir diesen Supersoldaten also abgeknallt, hätte dies gewiss eine endlose Reihe von Dienstbesprechungen nach sich gezogen. Tommy Fletcher ließ einen seiner unverwechselbaren Schreie heraus:
    »Hey, du Wichsgesicht! Weg von den Gefangenen!«
    Der Phalangist reagierte, indem er kurz vor Schreck aufschrie und dann dem ersten Rotarmisten in den Kopf schoss. Der Mann guckte eine Sekunde lang leicht enttäuscht, als würde sein Wagen nicht anspringen, dann kippte er um.
    »Verfluchte Scheiße!«, brüllte Tommy und stürzte sich auf den Schützen. Wir anderen taten es ihm gleich, und es entstand eine makabre Version von Katz und Maus. Während wir versuchten, ihn zu schnappen, sprang der Phalangist zwischen den Rotarmisten herum und knallte so viele wie möglich ab.
    Als er endlich auf dem Boden lag, hatte er fünf ausgeschaltet, und er hätte sie alle erledigt, wäre seine wirklich steinalte Luger nicht in seiner Hand explodiert und hätte ihm die Finger zerschreddert.
    Ist das rückblickend

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