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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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stoßen.«
    Matilda zuckte unbeeindruckt die Schultern. »Sie verhält sich, wie ein Mann sich verhalten würde, und weil sie eine Frau ist, stößt es die Leute eben vor den Kopf. Das ist alles.«
    Henry verdrehte die Augen, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern setzte seinen Bericht fort: »Vor fünf Jahren hätte Stephen meine Mutter in Oxford beinah erwischt, aber sie floh nach Devizes, wo sie sich, wie gesagt, seither verkrochen hat. Gloucester hält die Macht im Südwesten, aber man munkelt, er sei krank.«
    »Es stimmt«, bestätigte Matilda.
    »König Stephen zieht mit seinem milden Lächeln durchs Land und bringt nichts zustande. Er kontrolliert den Südosten, doch die Midlands und der Norden sind ihm entglitten und in Anarchie versunken, weil er zu schwach und unentschlossen war, es zu verhindern. Schau mich nicht so an, Simon de Clare, du weißt genau, dass es so ist. Und seine Söhne sind ebensolche Trottel wie er.«
    »Das würde ich an deiner Stelle auch behaupten«, bemerkte Alan trocken und sah Henry in die Augen. »Du willst diese Krone wirklich, nicht wahr?«
    »Darauf kannst du deinen … Weinkeller verwetten. Und ich werde sie auch kriegen. Und du wirst mir dabei helfen.«
    »Ah ja? Warum?«, erkundigte sich Alan.
    Henry musste nicht lange überlegen. »Weil du mein Cousin bist.«
    »Wenn ich euch recht verstanden habe, bin ich ebenso König Stephens Cousin …«
    »Nur zweiten Grades«, warf Matilda ein.
    »… der der gesalbte, gekrönte, vom Papst legitimierte König ist. Ein guter, milder König obendrein, wie es scheint, denn ihr habt Simon nicht widersprochen.«
    Henry starrte ihn an, als hätte Alan ihm aus heiterem Himmel ein unsittliches Angebot gemacht. »Aber … niemand hat mit solcher Entschlossenheit für das Recht meiner Mutter gekämpft wie du . ›Mauds schärfstes Schwert‹ nennen sie dich. Gott verflucht, Mann, du bist eine Legende !«
    Alan ließ sein Schweigen so lang werden, dass das Wort wirkungslos zu verhallen schien. Dann entgegnete er: »Ich bin ein Mann ohne Gedächtnis, Henry. Niemandes Schwert. Die Legende ist tot. Nur die Hülle wandelt noch, aber sie ist leer. Also, was immer du von mir erwartest, schlag es dir aus dem Kopf.«
    »Das werde ich todsicher nicht tun«, konterte Henry. Es klang hitzig. Beinah wütend. »Es war kein Zufall, dass ich mich von Cricklade quer durch Feindesland ausgerechnet nach East Anglia durchgeschlagen habe, weißt du. Ich war auf der Suche nach Helmsby. Nach dir . Ich brauche deine Hilfe, Cousin!«
    Rastlos stand Alan von seinem Schemel auf, trat für ein paar Atemzüge ans Fenster und schaute hinab in den Burghof. Dann setzte er sich neben Simon auf die Bettkante, um ein bisschen räumlichen Abstand zu seiner Großmutter und seinem Cousin zu gewinnen. Simon hielt ihm einladend den Becher hin. Alan nahm ihn dankbar und trank einen Schluck. Er fühlte sich besser, hier an der Seite seines Gefährten. Sicherer. Wie seltsam. Wenn es stimmte, was Henry gesagt hatte, dann war Simon sein Feind. Die beiden Menschen am Tisch hingegen waren seine Familie. Doch es fühlte sich genau umgekehrt an.
    Er rieb sich die brennenden Augen, und obwohl eine Stimme in seinem Innern ihn warnte, dass er einen schrecklichen Fehler beging, dass er den Fuß in einen Sumpf steckte, fragte er: »Wo ist Robert of Gloucester jetzt?«
    »In Bristol«, antwortete Matilda.
    Alan nickte. Er erinnerte sich, dass er am Morgen nach ihrer Flucht von der Insel in St. Pancras mit einem Brummschädel erwacht und das Wort »Bristol« ihm durch den Kopf gespukt war. Er hatte Regy danach gefragt. »Dort hat er sein Hauptquartier?«
    »Wenn du so willst. Es ist seine stärkste Festung. Vielleicht auch der Ort, den er sein Heim nennen würde.«
    »Und wie krank ist er?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.«
    Alan sah zu Henry. »Wäre es nicht das Beste, du gingest zu ihm? Wenn ich euch recht verstanden habe, ist er unter den Männern in England, die für die Sache deiner Mutter kämpfen, der mächtigste. Er ist derjenige, mit dem du Pläne schmieden solltest.«
    »Nur würde ich niemals hinkommen«, entgegnete Henry. »Von hier nach Bristol gibt es keinen Weg, der nicht durch irgendeine Gegend führt, die fest in Stephens Hand ist. Richtig?«, vergewisserte er sich mit einem Blick auf Simon.
    Der nickte.
    »Wenn ich einem seiner treuen Lords in die Hände fiele, dann hätte ich der Sache meiner Mutter einen ziemlichen Bärendienst erwiesen. Dann wäre ihr

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