Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Ihr könnt mir vergeben, dass ich mich zu seinem Fürsprecher mache. Es ist nicht zu leugnen, dass er in der Absicht nach England gekommen ist, Euch zu schaden. Aber das kann er nun ja nicht mehr. Er will nur noch nach Hause.«
    Stephen lächelte nachsichtig. »Wieso tut Ihr es? Wieso riskiert Ihr Kopf und Kragen für ihn und kommt als sein Fürsprecher zu mir?«
    »Es ist schwierig, ihm etwas abzuschlagen«, gestand Simon. »Er verschenkt seine Freundschaft so freigiebig und vorbehaltlos.« Das passiert Menschen wie mir nicht besonders häufig, und darum war ich leichte Beute, hätte er hinzufügen können, aber Stephen sollte nicht glauben, Simon sei auf sein Mitgefühl aus. Denn das war er nicht.
    Der König nickte. »Seine Mutter war als Kind genauso. Von all meinen vielen Cousinen war sie mir die Liebste. Und nun seht euch an, was aus der Liebe unserer Jugendtage geworden ist.« Er stupste die Krone wieder an.
    »Bitte nicht, Sire«, entfuhr es Simon.
    Stephen hielt das Symbol seiner Königswürde fest, ehe es über die Tischkante kullern konnte. »Ihr fürchtet, es sei ein schlechtes Omen, wenn sie fällt?«
    Simon senkte beschämt den Blick und nickte.
    »Vermutlich habt Ihr recht. Ich sollte nicht so leichtsinnig mit ihr spielen. Denn ich muss an meine Söhne denken. Wenn sie nicht wären, würde ich dieses schreckliche Ding Maud gern überlassen, das könnt Ihr mir glauben. Wie alt ist ihr Bengel? Dieser Henry?«
    »Vierzehn.«
    Stephen brummte anerkennend. »Viel Mut für einen Milchbart.«
    Henry war so weit von einem Milchbart entfernt, wie Simon sich vorstellen konnte, aber er beschloss, dem König diese Tatsache zu unterschlagen.
    »Und Ungestüm«, fuhr der König fort. »Das gefällt mir. Mein Eustache ist genauso. Jedenfalls glaube ich das.« Er verstummte abrupt, und dann winkte er seufzend ab, als sei die ganze Angelegenheit ihm plötzlich lästig. »Sagt dem jungen Plantagenet, er kann nach Hause segeln. Sagt ihm, er soll sich seine Sporen fortan anderswo verdienen, am besten im Heiligen Krieg, da werden Wirrköpfe gebraucht. Aber wenn er sich hier je wieder blicken lässt, sperr ich ihn ein, bis seine Mutter endlich klein beigibt.«
    »Danke, Sire.« Erst mit der Erleichterung gestattete Simon sich einzugestehen, wie groß seine Furcht vor dem Ausgang dieser Unterredung gewesen war.
    »Ich lass Euch eine Urkunde ausstellen. Braucht er Geld?«
    »Ein bisschen, ja.« Er spürte seine Ohren heiß werden.
    Stephen schnaubte belustigt. Ohne aufzustehen, streckte er einen seiner langen Arme nach links aus, klappte eine kleine Truhe auf und holte einen Beutel heraus. Den warf er Simon zu.
    Simon fing ihn mühelos auf. »Habt Dank, Sire.«
    »Gute Reflexe«, bemerkte Stephen und betrachtete ihn eingehend. »Für einen Mann mit Eurem Gebrechen, meine ich.«
    Der junge de Clare spürte, wie sein nervöses kleines Lächeln bröckelte, und schlug die Augen nieder. »Danke«, sagte er nochmals.
    Stephen seufzte, stand auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Jetzt habe ich Euch gekränkt. Das tut mir leid, mein Junge. Nichts lag mir ferner. Aber es hat ja keinen Sinn, wenn wir uns etwas vormachen, nicht wahr? Ein Mann wie Ihr kann nicht Soldat werden. Wenn Ihr mir dienen wollt, werdet Mönch. Lernt lesen und schreiben, dann nehm ich Euch in meine Kanzlei.« Er strahlte ihn an – offenbar fand er, das sei ein großmütiges Angebot. »Wie wär’s?«
    »Ich werde darüber nachdenken, Sire.«
    Stephen legte ihm den Arm um die Schultern, drückte ihn kurz an sich und ließ ihn sogleich wieder los. Simon ging auf, dass den König vor ihm gruselte.
    »Am besten, Ihr geht zurück in das Kloster, wo Euer Onkel Euch untergebracht hatte, hm? Welches war es gleich wieder? St. Pancras?«
    Simon nickte. »Das ist eine großartige Idee.«
    All das erzählte er Henry nicht, denn auch wenn der König eine bittere Enttäuschung gewesen war, konnte Simon seine Loyalität ihm gegenüber nicht einfach so abstreifen wie einen unbequemen Stiefel.
    »Er ist kriegsmüde, schätze ich«, sagte er, während er sich auf die Kante der Fensterbank hockte und einen Schluck trank. »Aber noch nicht gewillt, sein Ziel aufzugeben, versteh mich nicht falsch. Er warnt dich sehr eindringlich davor, dich hier je wieder blicken zu lassen. Dann werde er dich einsperren, bis deine Mutter klein beigibt.«
    Henry schnaubte belustigt in seinen Becher. »Ich werd dran denken …«
    Simon ließ ein paar Atemzüge verstreichen, ehe er fragte:

Weitere Kostenlose Bücher