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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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stimmt’s? Der Enkel vom alten Terach. Deinetwegen hat man mich hier ans Ende der Welt versetzt.«
    »Tut mir leid.« Um sie her stieg jetzt der widerlich konzentrierte Geruch von gebratener Buttersäure auf, aber Hiob hielt durch, lächelte sogar mitfühlend, obwohl ihm fast die Tränen kamen.
    »Na, komm denn rein, wenn du schon hier bist.« Als sie sich in der Tür umdrehte, um ihm Platz zu machen, entfuhr ihr ein diesmal schleichender Wind, und der Säuregeruch wurde noch stärker. Hiob atmete noch einmal und enterte.
    Sie saßen sich gegenüber in einem diesigen Raum voller wacklig gestapelter Bücher, arkanischer Karten, rätselhaft gemaserter Felle und unirdisch geformter Artefakte aus Hölzern, grünem Kupfer oder porösem Gebein, saßen sich gegenüber, tranken kalten gelben Tee und schwiegen. Aufgrund ihrer Blähungen lupfte die Gevicius ab und zu entweder die linke oder rechte Hinterbacke, stöhnte dann und kratzte sich schuppend am Kopf. Hiob bekam saures Aufstoßen.
    »Ähhh, chrmm-hmm, ich bin zu Ihnen gekommen, habe Sie aufgesucht, weil ich zwei Dinge von Ihnen erfahren wollte, die das Spiel betreffen. Wissen Sie, ich, ähh, ich wollte eigentlich mal fragen, ob es NuNdUuN eigentlich überhaupt gestattet ist, regeltechnisch, meine ich, mir andauernd links und rechts des Weges Schlingen auszulegen, in die ich, stets voll und ganz mit der Löschung des Prognosticons beschäftigt, geradezu zwangsläufig stolpern muss ... um mich darin in völlig unsinniger Belastung zu, äh, verheddern. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Sie musterte ihn dumpf.
    »Verehrungswürdige Beisitzerin Gevicius, was ich meine, ist, nun ... bei einem Schachturnier, einer offiziellen Weltmeisterschaft zum Beispiel, ist es auch nicht gestattet, dass einer der Kontrahenten den Sessel des anderen mit Reißzwecken belegt oder dessen Figuren mit Klebstoff beschmiert oder während des Turniers ein Nebelhorn aus der Tasche holt und loströtet. Ich bin Perfektionist, auf meine Art und Weise, und ich würde mich gerne auf das Spiel an sich konzentrieren können, ohne andauernd durch NuNdUuNs Faxen abgelenkt zu werden.«
    Sie musterte ihn dumpf.
    »Zumal diese Faxen, mit Verlaub gesagt, brandgefährlich sind. Irgendwann werde ich tot daliegen, aber es wird nicht das Spiel sein, das mich kleingekriegt hat, sondern eine von NuNdUuNs zusätzlichen Bosheiten. Müsste sich denn da nicht im regelkundigen Auditorium« – er machte eine vage Handbewegung in ihre Richtung – »Enttäuschung und ... Verärgerung breitmachen und der Wunsch einzuschreiten, um die Schieberei zu unterbinden?«
    Sie schlürfte einen Schluck, furzte gedehnt und musterte ihn dumpf.
    Zwischen Hiobs Augenbrauen bildeten sich senkrechte Falten. »Inwieweit achtet eigentlich überhaupt jemand auf die objektive Einhaltung der Regeln? Okay, okay, ich gebe zu, dass auch ich diesmal einen Teilvertrag gebrochen habe, als ich Munsa übers Ohr haute, aber das war eben wieder nur einer von diesen total unnötigen, störenden Teilverträgen, die mit dem eigentlichen Kontrakt überhaupt nichts zu tun haben. Außerdem – das habe ich bisher noch gar nicht erwähnt – stand im Vertrag, dass NuNdUuN, beziehungsweise das Wiedenfließ, mir zu gegebener Zeit magische Energie zuschießen und in meine Eigenverantwortung überstellen wird, damit ich sozusagen als Champion der Menschheit ... versuchen kann, die jeweiligen Manifestationen der Wiedenfließigkeit ... adäquat zurückzuschlagen. Bisher jedoch hat er mir entweder überhaupt nichts gegeben oder aber mich teuer dafür bezahlen lassen, oder aber mich von vorneherein gegen einen Gegner gesetzt, gegen den selbst die Heiligen Drei Könige keine Chance gehabt hätten.«
    Sie schlug die Augen nieder. »Hast du schon einmal etwas von den Bashikulumbwe gehört?«
    »Ähh, nein.«
    »Afrikaner. Leben nicht weit entfernt von dort, woher auch König Munsa kam. Sie jagen Löwen, unter anderem.«
    »Aha.«
    »Die Bashikulumbwe haben eine ziemlich sichere Methode entwickelt, einen Löwen zu erlegen. Viele mit Schild und Speer bewaffnete Krieger pirschen sich von allen Seiten heran und umzingeln so das Tier. Der Kreis wird immer enger gezogen, bis die Jäger dicht an dicht stehen und der Löwe in echter räumlicher Bedrängnis ist. Dann passiert jedes Mal dasselbe: Der verängstigte König der Steppen stürzt sich auf einen der Jäger, beißt sich in ihm fest, und die anderen Jäger können das Tier relativ gefahrlos mit ihren Speeren

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