Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Malkavianer, Toreadors und andere Verrückte sich der Diablerie hingaben. Die Crackheads, die allen Ernstes behaupten, Mekhet persönlich begegnet zu sein, waren hier kaum noch zu zählen, aber es war verdammt schwer, eine zuverlässige Information über Rinx Hog & The Tupelo Mauve zu kriegen.
Andy gab sein Bestes, aber er fiel langsam auseinander. Uns blieb nicht mehr viel Zeit. Kali gab sich mit ein paar blutzuckersüchtigen Caitiffs ab, um etwas herauszukriegen, und Wayne versuchte es bei einem Ganglord namens Thalberg. Schließlich fanden wir The Tupelo Mauve, etwas außerhalb in einem nur noch von Voodoo-Kerzenschreinen erhellten Suburbia.
Rinx Hog war ein Tremere vom alten Schlag, ein hünenhafter Schwarzer mit Frack, Zylinder, Elfenbeinstock und zum Totenkopf weißgeschminkten Gesicht. Seine Fangzähne waren magisch verlängert oder aber einfach nicht echt – jedenfalls sah seine Mundpartie fast wie die eines Säbelzahntigers aus. Für ein paar gute alte mexikanische Dublonen erklärte er sich bereit, sich unseren armen Andy mal anzuschauen. Was dann passierte, wurde später in viele Versionen verfälscht. Dies hier ist Manticores Wahrheit.
Hog untersuchte Andy und schien sofort zu wissen, woran er war. Er kam auf mich zu, sah mich mit seinen Erleuchtetenaugen an und fragte: »Wie lange hat er diesen Scheiß schon?«
»’N paar Wochen vielleicht«, antwortete ich.
»Und ihr wart die ganze Zeit mit ihm zusammen?«, fragte er lauernd.
»Na klar, wir lassen ihn doch nicht im Stich.«
»Das ist schlecht. Das ist wirklich äußerst schlecht. Weißt du, Gallows, dein Kumpel hat eine seltene und verdammt gefährliche Art von Pest, die sich nur in untotem Gewebe ausbreitet. Wir können nicht zulassen, dass ihr weiter rumlauft und sämtliche Blutsbrüder, denen ihr begegnet, ansteckt. Tut mir wirklich leid, Mann.«
Das war wirklich ein seltsamer Moment, als die Mauves im Halbkreis auf uns zukamen. Normalerweise ist es ein ziemlich wüstes Bild, wenn Kainskinder miteinander kämpfen. Wegen unserer großen Körperkraft geht es da immer sehr heftig zu. Aber hier war alles anders. Sie packten meine Kali, rammten ihr einen Pfahl in den Busen, gossen gelben Treibstoff über sie und zündeten sie an. Andy hatte überhaupt keine Chance, er kam nicht mal mehr zu sich. Seth wehrte sich noch einigermaßen und deckte Wayne und mir den Rückzug, aber irgendwas in Rinx Hogs verfluchter Tremere-Magie ließ dann auch Seth langsam und müde werden, und die Tupelo Mauve rissen ihn einfach in Stücke. Wayne und ich rannten, was das Zeug hielt, wir konnten’s nicht einem Einzigen von den verdammten Wichsern heimzahlen. Keine zehn Minuten später war schon ganz Genocide City auf der Hexenjagd nach uns, denn schlechte Neuigkeiten verbreiten sich nirgends so schnell wie unter jenen, die nur noch ganz, ganz wenig zu verlieren haben.
* * *
Das war also das Ende meiner Gang. Wayne und ich konnten zwar auf Enduros entkommen, aber wir trennten uns kurze Zeit später, weil das Tier in ihm durchbrach.
Da weder Wayne noch ich allerdings irgendwann Symptome irgendeiner Art von Pest entwickelten, glaube ich heute, dass Rinx Hog damals nicht die Wahrheit sagte und er und seine Leute entweder nur Lust hatten, schnell mal ein paar Voodoo-Opfer zu bringen, oder aber sogar für den verfluchten Sabbat arbeiteten.
Ich habe jetzt die Sache mit meinem Erzeuger geregelt und bin wieder auf der Suche. Da das Einzige, das in unser aller Dasein überhaupt keine Rolle spielt, der Faktor Zeit ist, bin ich zuversichtlich, dass ich Rinx Hog & The Tupelo Mauve noch einmal finden werde, wenn nicht in diesem, dann eben in einem anderen Jahrhundert.
Das lichtlose, unbewegliche Volk da unten war vollkommen still. Dann brach der Applaus los. Applaus, anerkennende Rockkonzert-Pfiffe und begeistertes Geschrei und Geheule. Arne, aus seiner eigenen idealisierten Phantasiewelt auftauchend wie ein Laternenfisch, war für einen langen Augenblick verblüfft, orientierungslos und ohne Konzept, aber dann begriff er, dass sie ihn liebten. Sie alle in der Tiefe wollten werden wie er, große Vampire und heldische Künstler. Er breitete die Arme aus, umfasste seine Freunde und Jünger alle mit seinen Armen und wiegte sie versonnen an seinem Herzen, bis vor seiner Bühne jäh die Scheinwerfer ausgingen und die Hardcoreband gegenüber zu lärmen und toben begann. Arne stand da im neuen Dunkel und verließ die Bühne einsam, aber diesmal wenigstens erkannte man ihn auf dem
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