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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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um zu winken und zu höhnen.
    »Ich habe immer die Kerle beneidet«, dozierte er grimmig, »denen es einfach nichts ausgemacht hat, dass täglich 35.000 Menschen an Hunger krepieren, dass die Amis 150 Liter Wasser pro Kopf und pro Tag verbrauchen, während in anderen Ländern der Erde um jeden Liter Kriege geführt werden wie in einem Mad-Max-Film ums Benzin, dass jährlich über 25 Milliarden Tonnen Mutterboden ausgeschwemmt oder verweht werden und die Ver-Wüstung der Welt rapide zunimmt, dass nur noch ein Viertel der ursprünglichen Urwaldgebiete existieren, weil wir bald 12 Milliarden Menschen auf der Welt haben werden, von denen eigentlich nur 7 bis 8 Milliarden dauerhaft existieren können, dass der automobile Wahnsinn weiterhin wie eine Seuche grassiert und das Klima aufheizt wie ein Flächenbrand und bald sämtliche Küstengebiete unterm Meeresspiegel verschwinden werden, während die cholesterinaufgeschwemmten Erstweltler keine anderen Sorgen haben, als sich Snuff-Videos und Kinderpornos reinzuziehen und sich gegenseitig zu verprügeln, weil ihre Häute verschiedene Pigmentschattierungen aufweisen. Ich habe bei jeder Meldung über Elfenbeinwilderei in Afrika oder das Aussterben von über 60.000 Pflanzenarten oder den neuesten medien-aufgeschminkten Streifzug eines Serial Killers physische Schmerzen bekommen, habe aus der Nase geeitert und tränende, rotgeäderte Augen gehabt, schon als Kind. Ja, und wenn du mir erzählst, dass ich ein misogyner Bastard bin: Bei feministischen Debatten, die das neue Rollenverständnis der Frau als vordringlichstes Problem des 20. Jahrhunderts postulierten, habe ich tatsächlich denselben hysterischen Brechreiz bekommen wie beim Bau jeder neuen Autobahn, jeder neuen Steuervergünstigung für Besserverdienende, jedem neuen 90 Millionen Dollar teuren Schwarzenegger-Film und jedem neuen nationalistisch-separatistischem Bürgerkrieg, egal wo. Also habe ich irgendwann die Konsequenz gezogen und einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, um den ganzen beknackten Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und jetzt erzähl mir nicht, dass so etwas nicht funktionieren kann, nur weil christliche Verkünder dir von klein auf eingetrichtert haben, dass man bei so etwas immer den Kürzeren zieht. Dies ist vielmehr das Einzige, was überhaupt noch funktionieren kann. Gott hat sich aufgehängt, als er feststellte, welchen Fehler er am Abend des sechsten Tages im Zustand bereits großer Erschöpfung begangen hat, und Satan streift nun ganz alleine oben und unten durch verwaiste Hallen und wartet auf eine echte, herausfordernde Lebensaufgabe, denn der Gute ist ein bisschen simpel gestrickt und kommt von allein nicht drauf. Enter Hiob Montag. Exit Apokalypse.«
    Diana lachte leise und schüttelte den Kopf. Ihre Tasse war schon wieder leer, aber sie füllte nicht mehr nach. »Du bist verrückt, total verrückt.«
    »Ja, das ist der Haken bei der Sache. Manchmal weiß ich nicht mehr so richtig, was ich tue. Als ich dich gestern geschlagen habe, zum Beispiel. In solchen Momenten weiß ich immer nicht, ob ich nicht vielleicht noch etwas im Vertrag übersehen habe, ob nicht ER vielleicht manchmal über Gebühr Macht über mich hat. Dann aber wiederum wird mir natürlich klar, dass die Macht, die ich habe, wenn ich tue, wozu ich zum Beispiel hier bin, sowieso kaum die meine sein kann, sondern mit Sicherheit von IHM kommt. Also was soll’s. Ich bin Spieler. Spieler müssen auch mit anderen Spielern zusammenarbeiten können, so was nennt man dann neudeutsch ein Team. Ich und der Teufel – wir sind das Dream-Team aller parapsychologischen Fundamentalisten.«
    Diana grinste ihn verschlagen an, mit einem Verschwörerblick wie ein Knuff aufs Zwerchfell. »Wenn du tust, wozu du hier bist, was tust du dann genau?«
    Er zuckte mit den Schultern, breitete die Arme aus. »Keine Ahnung. Ich improvisiere. Aber ich warne dich zum letzten Mal: Es kann sehr heftig werden. Der erste Mensch, den ich je getötet habe, war ein Kaufhausdetektiv, der mich beim Klauen eines wichtigen, aber für mich zu teuren Requisits ertappt hat. Ich hab ihm ein Unkrautjät-Tomahawk in den Brustkorb getunnelt, mitten im nettesten Langdonnerstag-Kundentrubel. Ich hatte halt improvisiert.«
    »Glaubst du wirklich, ich könnte kein Blut sehen? Ich hab meine Tage, seit ich dreizehn bin.«
    »Stimmt, war blöd von mir. Ach, und noch was. Bei allem, was ich hier rede und tue, darfst du nie vergessen, dass ich erst am Anfang stehe. Die Dinge, gegen die ich

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