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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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deine paar Lieben zu halten. Eigentlich ist es sogar deine eigene Schuld. Du hättest einen diesbezüglichen Schutzvertrag aushandeln können, gestern, bei deiner Eröffnung, aber du hast es ja stattdessen vorgezogen, dir einen Succubus zu leihen.«
    Gestern, bei deiner Eröffnung . Die Arroganz der Ewigkeit. Hiob konterte, so gut ihm aus Rücklage möglich. »Wir könnten ja eine neue Wette abschließen zu diesem Thema. Ich hab dich einmal geschlagen, ich kann es jederzeit wieder tun.«
    »Du hast mich geschlagen« , äffte NuNdUuN Hiobs Tonfall nach. »Wenn du wüsstest, wie wenig mir dieses bedeutet, wie wenig Interesse ich daran habe, mit dir zu wetten, gleich, ob ich gewinne oder verliere.«
    »Lächerlich. Du bist ein würdelos schlechter Verlierer. Du hast das Gesicht verloren bei meinem Wettsieg und hast nicht mal die Statur, es einzugestehen.«
    »Ich habe das Gesicht verloren? Du wirst ja immer verwirrter. Du traumtanzt schon seit Jahren, aber mittlerweile scheint mir aus deinen warmen Pirouetten ein masturbatorischer Flamenco geworden zu sein. Was habe ich denn verloren? Widder, indem sie dir nun exklusiv gehört? Oh, Hiob. Wenn du bei der diesbezüglichen Vertragsunterzeichnung nicht vor lauter Geilschaum vorm Mund ganz schneeblind gewesen wärst, hättest du dir dieses Recht ohnehin schon sichern können. Es gab eine ganze Reihe von den oben erwähnten besseren Spielern, die in dieser Hinsicht viel umsichtiger waren als du. Du hast also etwas gewonnen, was du vorher verloren hattest, und ich habe es dir brüllend vor Lachen hinterhergeschmissen. Soviel zu meinem Wetteinsatz. Deshalb hatte ich kein Interesse zu gewinnen. Einzig deine verzweifelten Anstrengungen amüsierten mich, während ich es noch ein paarmal mit Aries trieb.«
    Hiob versuchte, mit knirschenden Zähnen zu lächeln. Es sah eigenartig aus und klang auch seltsam, aber NuNdUuN war wenig beeindruckt. »Deshalb« , fuhr der Ältere fort, »kann ich gleich hier feststellen: Ich habe kein Interesse daran, um das Leben deiner Angehörigen und Freunde zu spielen. Ich kann dabei nichts gewinnen. Es ist doch vielmehr so – und so wird es auch geschehen: Wann immer es mir gefällt, einen von ihnen zu zermalmen, werde ich es tun, und du wirst nichts dagegen unternehmen können. So sind nun einmal die Privilegien eines Spielers. Du hast ja schwer dafür gestritten.«
    »Ich ... könnte sie alle dazu bringen, mich zu hassen. Dann hätten sie nichts mehr mit mir zu schaffen, und du könntest sie genau so gut in Ruhe lassen.«
    »Ach, Hiob, weißt du, es bedeutet mir in diesem Zusammenhang eigentlich recht wenig, was sie für dich empfinden. Ich glaube sowieso nicht, dass auch nur einer von ihnen dich wirklich mag. Es wird wohl eher Mitleid sein, was einige von ihnen in deine Richtung treibt. Nein, mir geht es darum, was sie dir bedeuten. Und mithin alles, was dich schmerzt, bereitet mir Vergnügen.«
    »Du bist mein ganz persönlicher Verderber.«
    »O nein. Ich bin für jeden da. Ich mache keine Unterschiede.«
    Wie unsagbar naiv und unwissend waren die vieltausend Gläubigen aller Konfessionen, die dieses Monster hier in seinen verschiedenen Inkarnationen als lieben Gott anbeteten. Gleichzeitig jedoch hassten ihn wenigstens auch alle als ihre ganz eigene Teufelsausprägung. Vielleicht war dies die einzige Chance, ein Wesen wie NuNdUuN zu kompensieren. Man dividierte ihn in seine unterschiedlichen Facetten, nannte die einen unendlich gut, die anderen unendlich böse, und rieb sich – munter Auswendiggelerntes aufsagend – zwischen ihnen auf.
    Hiob stöhnte. Sein Rücken schmerzte. Bevor es dazu kommen konnte, dass er auf die ausgeweideten, vergewaltigten Leichen von Myriem, Kamber und seinem Großvater runterblickte, musste ihm etwas Unschlagbares einfallen. Er musste NuNdUuN zuerst töten und vergewaltigen – oder er musste bis dahin so weit isoliert sein von menschlichen Emotionen, dass ihm der Anblick geschändeter Freunde nichts mehr ausmachte. Irgendwie führten beide Möglichkeiten serpentinig aufwärts in den Wahnsinn – immerhin der Weg, der Hiob am vertrautesten war.
    NuNdUuN faltete das jetzt leere, bekrümelte Sandwichpapier auf seinem Schoß zusammen und warf es in einen gut fünfundzwanzig Meter entfernt an einer anderen Bank angebrachten Mülleimer. »War das eigentlich alles, weshalb du mich so dringend sprechen wolltest? Um dich darüber zu beschweren, dass du etwas verloren hast, was du nie besaßt – die Kontrolle über das

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