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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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von Wellen. Das Meer ringsum plätscherte harmlos in seinem riesigen Bett, ein kühler, aber nach Frühling duftender Wind kam vom Land her und wisperte sanft über den nassen, bleichen, schwer atmenden und nur mit seiner Unterhose bekleideten Hiob hin. Seevögel kreischten in der Ferne, begannen, nach vom Unwetter nach oben gewälzten Fischen zu jagen.
    So langsam gewöhnten sich Hiobs Lungenflügel wieder daran, etwas anderes als Salzwasser zu atmen.
    Etwas Weiches landete auf seinem Rücken. Ein leichter Stoffballen.
    »Schenk ich dir.«
    Hiob rappelte sich auf, griff sich den Stoff. Ein Handtuch, Frottee, schön groß, ein Badetuch also. Genau das Richtige jetzt. Als Hiob es auseinanderfaltete, sah er, dass große Zahlen hineingestickt waren. Nicht zu übersehen:

    Schöne Handarbeit. Hiob breitete sich das Handtuch über den Kopf wie ein Zelt, um NuNdUuNs gutgelauntes Gesicht nicht sehen zu müssen.
    Der Wiedenfürst stand neben ihm und warf Kiesel oder etwas anderes Kleines ins Meer. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, was nun aus den Kindern wird. Wenn die Helfer wieder anrücken, werde ich den Hebel oben in der Fabrik freigeben, und die Leichen können geborgen werden. Ganz einfach eigentlich. Keine große Sache. Außer für jemanden wie dich. Im Grunde ist das sehr amüsant. Je weiter das Spiel fortschreitet, desto mehr juckt es mich in den Fingern, Prognostica zu basteln, die ganz alleine für den Spieler da sind. Das können nette kleine Konstruktionen sein, die außer dem Spieler gar niemand mitbekommt, aber es könnte durchaus einmal vorkommen, dass ich ein urzeitliches Monster eine Großstadt verwüsten lasse, einzig und allein zu dem Zweck, dass der Spieler was zu spielen hat. Natürlich wird es ein- oder zweihundert Tote geben, so wie dieses praktische Rohr hier ja auch ein paar Opfer gefordert hat – aber was tut man nicht alles, um seinen regeltechnischen Verpflichtungen nachzukommen? Ich frage mich nur manchmal, wer von den Menschen – von den betroffenen Menschen – eigentlich froh darüber ist, dass es jemanden wie dich gibt, der das Spiel spielt? Wie viel Rückhalt wirst du im Laufe der Jahre erhalten, wie viel Jubel wird dir zuteil? Wie viele werden kommen und dich unterstützen wollen? Glaubst du nicht auch ... es wird enden wie immer? Die Deinigen selbst werden dich kreuzigen, eines Tages, und ich und die meinen spielen dabei gar keine Rolle mehr.«
    Hiob saß reglos unter dem Handtuch. Dementsprechend dumpf klang seine Stimme. »Das Gewitter ... genau zur richtigen Zeit ... kam also auch von dir?«
    »O nein. Ich war das Gewitter. Du kennst die alten Legenden. Zeus als Regen, und so weiter. Nicht der Rede wert.«
    »Bist du jetzt sehr stolz auf dich?«
    »Schon, das gebe ich zu. Ich bin wie ein Künstler. Ein Hobbymaler, wie du. Die Welt ist meine Leinwand, meine Farben und mein Pinsel. Mein Motiv ist deine Psyche, deine Seele, manchmal auch dein Leib. Ich kann ein wenig Freude keineswegs verhehlen, wenn ich eines oder mehreres von den dreien ... besonders gut getroffen habe.«
    Hiob schnaubte. Er rubbelte sich die Haare unter dem Handtuch, zog sich den Stoff vom Kopf und erhob sich langsam. Seine Haare standen wüst und zusammengeklebt in allen möglichen Richtungen vom Kopf ab. »Weißt du was? Ich scheiß drauf. Ich hab’s nicht geschafft, na und? Es steht vierzehn zu zwei, das hast du ganz richtig begriffen. In jedem Spiel dieses Planeten bedeutet vierzehn zu zwei eine verdammt sichere Führung für mich. Was erwartest du von mir? Dass ich jetzt das Heulen anfange oder graue Haare kriege? Du hast einen Fehler gemacht, NuNdUuN. Die Kinder waren schon tot, bevor ich hier ankam. Also was soll’s, dass ich’s nicht geschafft habe, sie zu bergen? Was soll’s? Ich hab ja schließlich nicht gewettet, dass ich’s schaffe.«
    »Das ist der Geist. Immer nur weiter. Vierzehn zu drei, vierzehn zu vier, vierzehn zu sieben, vierzehn zu elf. Ist immer noch eine deutliche Führung für mich. Ich werde es schaffen. Der Sieg ist mir sicher. «
    »So sieht’s aus. Schön, dass du mitdenkst.«
    »Also wie wäre es dann als Nächstes mit einer Manifestation?«
    »Schön. Soll mir recht sein. Hab ja schon mal eine weggetreten.«
    »Ach ja. Na dann – warum denn bei Halbheiten stehen bleiben? Warum nur wiederholen, was schon einmal erfolgreich war? Warum nicht mit einer ganz neuen Revue auf Tournee gehen? Warum also nicht gleich zwei Manifestationen gleichzeitig? Wenn du so viel auf dem Kasten

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